Foto von VCG
Yushu ist ein Autonomer Bezirk der Tibeter in der nordwestchinesischen Provinz Qinghai. Dort befindet sich das Sanjiangyuan-Naturschutzgebiet – das zweitgrößte Schutzgebiet der Erde mit einer Fläche von 152.300 Quadratkilometern. Auf dieser gewaltigen Fläche, die größer als England und Wales zusammen ist, entspringen drei gewaltige Flüsse, der Yangtze, der Gelbe Fluss und der Mekong. Das Reservat beinhaltet insgesamt 18 besondere Schutzzonen und beherbergt zahlreiche typische Wildtiere des tibetischen Hochlands.
In Yushu ist es im April manchmal ziemlich kalt. Tamdrin Dorje patrouillierte wie üblich auf dem Nagzong-Berg in dem Naturschutzgebiet. Plötzlich entdeckte er am Berghang ein laufendes Tier mit langem, gelbem Fell und einem langen grauen Schwanz.
„Ist es ein Wolf oder ein Fuchs?“ Er konnte sich nicht entscheiden. In aller Eile schoss er ein Foto und schickte es an die zuständige Behörde zurück.
Am Nachmittag kam eine gute Nachricht von dem Verwaltungsamt für ökologische Umwelt und Naturressourcen des Kreises Qumarlêb: Es handelte sich um einen Schakal, ein Schutztier auf nationaler Ebene, das in den vergangenen Jahren zum ersten Mal in der Gegend aufgetaucht war.
Tamdrin Dorje war überglücklich: „Was bedeutet das Auftauchen eines seltenen Schutztieres? Das ökologische Umfeld hier wird immer besser!“
Die ökologischen Betreuer patrouillieren das ganze Jahr durch auf einer Höhe von über 5000 Metern, während sich die Forstexperten unermüdlich für die Aufforstung in dem Schutzgebiet einsetzen. Auf dem Hochland Bäume zu pflanzen, war früher im Volksmund fast eine unmögliche Aufgabe, die sogar „schwieriger als eine Himmelsfahrt“ sei. In den nördlichen Bergen von Yushu führte Yangjang Dorje, Direktor des Büros für Forstwirtschaft und Grasland, sein Team an, das zwischen den Klippen im Einsatz war.
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Runde Zypresse, Fichte, Mandelbäumchen, Fiederspieren, Fliederbaum… Auf einer Zeichnung wird detailliert geplant, in welchem Gebiet welcher Baum angepflanzt wird. Je höher man bergauf geht, desto kleiner erscheint die neue Stadt Yushu, die nach dem verheerenden Erdbeben vor elf Jahren neu aufgebaut worden war. Wegen des trockenen Hochlandklimas litt Yushu einst im Winter stark unter Sandstürmen. In 2019 und 2020 wurden in den Bergen nördlich und südlich der Stadt mehr als 5000 Mu (333 Hektar) aufgeforstet. Im laufenden Jahr 2021 wird eine Aufforstungsfläche von etwa 620 Hektar geplant – fast zweimal so viel wie die Gesamtfläche in den vergangenen zwei Jahren.
Für ein Hochlandgebiet wie Yushu dauert die Aufforstungszeit nur 45 Tage, die Mitte April beginnt. Yangjang Dorje und sein Team haben noch fünf Kilometer Bergpfad zu gehen, für den sie mindestens drei Tage brauchen. Auf dem Weg werden sie auch mit vielen Öko-Bewahrern eng zusammenarbeiten, die jeden Baum, jede Quelle und jedes Lebewesen im Sanjiangyuan-Naturschutzgebiet protokollieren.
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Die meisten der Bewahrer waren früher Viehzüchter in der Gegend. Zum Schutz des Quellgebiets der drei Flüsse haben sie ihre Peitschen niedergelegt. Die Provinzregierung Qinghai hat bisher mehr als 500 Millionen Yuan, umgerechnet 64 Millionen Euro, bereitgestellt, um die einstigen mehr als 10.000 Viehzüchter als Öko-Bewahrer anzustellen.
Tamdrin Dorje teilt uns mit, im Sanjiangyuan-Naturschutzgebiet sei heutzutage die atemberaubende Szenerie mit mehr als tausend Seen wieder zu sehen. Jährlich kann er als Öko-Bewahrer 21.600 Yuan (2.770 Euro) verdienen. „Ich und meine Familie können auch an dem Bonus des Umweltschutz-Projekts teilhaben, was mich dazu ermutigt, meine Arbeit noch besser zu machen“, sagte Tamdrin Dorje.