1956 begannen Fei Liang und Ye Changyuan gleichzeitig ihr Studium im Fach Viehzucht an der Landwirtschaftsuniversität Sichuan. Nach Abschluss ihres Studiums arbeiteten sie beide am biologischen Institut Chengdu der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. 1963 heiratete das gleichgesinnte Paar.
„Viele westliche Länder haben bereits vor dem 19. Jahrhundert die Spezies im eigenen Land tiefgehend geforscht und zahlreiche Bücher dazu veröffentlicht. Die Erforschung amphibischer Kriechtiere ist in China relativ spät gestartet. Vor der Gründung der VR China 1949 waren nur ungefähr 100 Arten bekannt. Da amphibische Tiere eine wichtige biologische Ressource sind, muss man sich ein klares Bild von ihnen verschaffen“, erzählt Fei Liang.
Um Chinas Lücke bei der Kriechtier-Forschung zu schließen, wurde die Arbeit im Freien der Lebensalltag des Wissenschaftlerpaares. Über die Hälfte des Jahres waren sie unterwegs im Freien.
„Die Arbeit im Freien ist kein Ausflug. Jeden Tag war es ziemlich anstrengend. Die meisten amphibischen Tiere sind in der Nacht aktiv. So beeilten wir uns jeden Tag, den Ort für die Probensammlung zu erreichen, bevor es dunkel wurde“, erzählt Ye Changyuan.
Da die Proben nach ihrer Rückkehr ins Wohnquartier sofort bearbeitet werden mussten, konnten sie meist erst um ein oder zwei Uhr morgens ins Bett. Das Paar konnte normalerweise nur vier bis fünf Stunden schlafen und musste schon bei Tagesanbruch wieder aufstehen, weil die Landwirte, die ihnen bei der Sammlung von Proben halfen, zu dieser Zeit an die Tür klopften. Damit begann wieder ein anstrengender Tag.
An der Sammlung und Bearbeitung von fast der Hälfte der 117.000 Proben, die in der Probenhalle des biologischen Instituts Chengdu der Chinesischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrt werden, war das Wissenschaftlerpaar beteiligt.
Fei Liang und Ye Changyuan gingen in den 1990er Jahren nacheinander in den Ruhestand. Allerdings hörten sie nicht mit der Forschungsarbeit auf.
Das Zimmer am westlichen Ende der zweiten Etage des Forschungsgebäudes im biologischen Institut Chengdu ist das neue Büro des pensionierten Wissenschaftlerpaares. In diesem kaum 20 Quadratmeter großen Zimmer hat das Paar dann mehr als 20 Jahre lang weitergearbeitet.
„Das Paar kommt morgens schon sehr früh ins Büro und macht jeden Tag Überstunden bis tief in die Nacht. Sie gehen Schulter an Schulter in gemächlichem Tempo. Die Szene wiederholt sich in allen vier Jahreszeiten“, erzählt Ye Yan von der Institutsleitung.
Das von Fei Liang und Ye Changyuan geleitete Forschungsteam hat zum ersten Mal den staatlichen Katalog für amphibische Tiere zusammengestellt. Die von dem Team verfassten Werke, wie die „Zoographie·Amphibien“, der „Atlas für Amphibien in China“ und der „Farbatlas für Amphibien in China“ werden als die vollkommensten Bücher über amphibische Tiere in China bezeichnet und wurden 2014 mit dem zweiten nationalen Preis für Naturwissenschaften ausgezeichnet.
Nach Beendigung jedes Buches bzw. jedes Forschungsprojekts dachten viele, dass das Wissenschaftlerpaar nun endlich Pause machen und das Leben einfach genießen würde, jedoch setzten sie jedes Mal ihre Forschungsarbeit wieder fort.
Der erste Teil des von Fei Liang und Ye Changyuan verfassten 1040-seitigen Buch „Amphibien in China“ in englischer Sprache mit zwei Millionen Schriftzeichen, wurde 2016 herausgegeben. Der erste Entwurf für den zweiten Teil wird voraussichtlich vor Ende 2021 fertig sein. Das Paar will in drei bis vier Jahren den dritten Teil fertiggestellt haben.
„Chinas amphibische Forschung muss Anschluss an die Welt finden. Das Buch ist für den internationalen akademischen Austausch von großer Bedeutung. Wir haben lebenslang auf diesem Gebiet gearbeitet und Erfahrungen gesammelt. Jetzt ist die Erntezeit unserer Forschungsarbeit. Wir müssen deshalb im Wettlauf mit der Zeit arbeiten“, erklärt Fei Liang.