Skifahren ist heutzutage nicht mehr nur ein exklusives Hobby von Chinesen aus dem Norden. Es wird auch bei Südchinesen immer beliebter. Im Juni 2019 wurden zwei Indoor-Skigebiete der Sunac Gruppe in Guangzhou in der Provinz Guangdong und in Wuxi in der Provinz Jiangsu eröffnet. Schon am Tag der Eröffnung strömten Zehntausende Schneefans in die Hallen. Seit China 2015 das Austragungsrecht für die Olympischen Winterspiele 2022 erhalten hat, ist die Anzahl der landesweiten Indoor-Skigebiete innerhalb von nur drei Jahren von sieben auf 26 gestiegen.
Angaben der Statistik-Webseite Tianyancha.com zufolge gibt es in China derzeit mehr als 4.800 Unternehmen, deren Geschäftsumfang „Skifahren“ umfasst. Die Provinz Hebei hat mit fast 600 die meisten Skiunternehmen, gefolgt von Heilongjiang mit fast 500 Unternehmen. Darüber hinaus haben Shandong und Guangdong jeweils mehr als 400 Skifirmen.
In China war Skifahren lange Zeit ein Luxussport. Nur reiche Familien konnten es sich leisten, zum Skifahren zu gehen. In den vergangenen Jahren ist die Eis- und Schneeindustrie dank politischer Maßnahmen aber immer beliebter geworden. Im Jahr 2018 schlug die Nationale Sportverwaltung Chinas vor, die Olympischen Winterspiele zum Anlass zu nehmen, Eis- und Schneesport allgemein bekannter zu machen. Ziel ist es, bis 2022 300 Millionen Menschen zur Teilnahme am Wintersport zu bewegen.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die gesamte Gesellschaft mobilisiert. Durch entsprechende politische Maßnahmen wurde eine Reihe von großen Clustern der Eis- und Schneeindustrie gegründet. Darüber hinaus konzentriert sich das Kapital mithilfe dieser Maßnahmen auf den Aufbau von Unternehmen mit hoher Berühmtheit und starker Wettbewerbsfähigkeit. Die vor- und nachgelagerte Nachfrage der Industriekette hat außerdem die Forschung und Entwicklung inländischer Hightech-Unternehmen vorangetrieben. Gemäß dem „Aktionsplan für die Entwicklung der Industrie für Eis- und Schneeausrüstung (2019-2022)“, der 2019 von neun Abteilungen, darunter dem chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie und der Nationalen Sportverwaltung, gemeinsam herausgegeben wurde, wird erwähnt, dass der Jahresumsatz der chinesischen Industrie für Eis- und Schneeausrüstung bis 2022 20 Milliarden Yuan RMB übersteigen wird. Das Jahreswachstum werde bei über 20 Prozent liegen.
Der chinesische Wintersportmarkt ist derzeit der größte Primärmarkt der Welt und der einzige Markt, der schnell wächst.
Allerdings kann das unvollständige System für Wintersporttraining angesichts der kurzen Entwicklungsgeschichte und des schwachen Fundaments nicht mit der Marktentwicklung mithalten und ist zu einem schwachen Glied in der Entwicklung der Eis- und Schneeindustrie geworden. Es herrscht vor allem ein Mangel an Fachkräften. Prognosen zufolge wird die Nachfrage nach Fachkräften in der Skibranche 2022 bei etwa 20.900 liegen.
Wenn Skigebiete nur in der Wintersaison genutzt werden, werden nicht nur Ressourcen verschwendet, es wird ihnen auch schwer fallen, Gewinn zu erzielen. Viele chinesische Skigebiete versuchen daher, Tourismus in allen vier Jahreszeiten zu entwickeln. Im Skigebiet Yuyang in Beijing kann man im Sommer zum Beispiel Golf spielen und es wird ein Musikfestival veranstaltet.
Das Skigebiet auf dem Jinfo-Berg in der Metropole Chongqing bietet Seilbahntouren und Skigebiete in den Provinzen Jilin und Heilongjiang Langlauf- und Sightseeing-Projekte. Das Skigebiet Taiwu in der Provinz Hebei hat seine Skipisten zu Ausbildungsstätten gemacht, indem es eine Naturschule eingerichtet hat, um nicht nur Gewinn zu erzielen, sondern auch mehr Fachkräfte auszubilden.