Der uigurische Holzschnitzer Alim Osman ist auch jemand, der über sich hinausgewachsen ist bzw. sein Potential entfaltet hat und der viele Leute mitgerissen hat. Wir besuchten ihn in seinem Betrieb, wo er auch mit seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern wohnt. Eigene Hühner und Schafe rundeten für mich das Bild von der ländlichen Idylle perfekt ab. Ich mag das Landleben und Bauernhofatmosphäre.
Chef-Holzschnitzer Alim Osmann mit mir im Schauraum. Foto: Zhang Yunfan
Der 36-jährige Alim Osman ist ein begnadeter Schnitzer, egal ob mit Schnitzmesser oder Maschine. In einem Schauraum sah ich reich verzierte Schalen und Teller im typisch uigurischen Stil, aber auch Schalen mit nur glatt-polierter Oberfläche, ungeölt, sodass die unterschiedlichen Farben und Strukturen des verwendeten Holzes voll zur Geltung kamen. Der Mann hat Talent und ein wirklich gutes Auge für Formen und Strukturen, dachte ich. Gastfreundlich war die Familie auch, so wie es alle Uiguren waren, die ich daheim besuchen durfte; Han-Chinesen sind das in der Regel aber natürlich auch. Gebäck, Obst und Nüsse luden zum Knabbern oder sogar Futtern ein und ich sagte nicht Nein.
Wir konnten Osman und seinen Mitarbeitern beim Polieren und Verzieren von Schalen zusehen. Ich liebe Kunst- und Kunsthandwerk und sammle selbst in bescheidenem Maße bezahlbare Werke. Immer dann, wenn hart erarbeitete Technik mit Talent zusammenwirkt, ist das Ergebnis beeindruckend – ob nun bei der Holzschnitzerei, einem Gemälde, Musikstück oder Tanz. Der talentierte Herr Osman hatte im Jahr 2009 im Regierungsbezirk Aksu mit der Holzschnitzerei im uigurischen Stil begonnen. Inzwischen hat sich der ursprüngliche Einmannbetrieb zu einer GmbH für Kunsthandwerk mit mehreren Mitarbeitern und einem guten Namen über Aksu hinaus entwickelt.
Alim Osman hat im Laufe der Jahre vielen Dorfbewohnern die Schnitzerei mit Handwerkzeugen und Maschinen beigebracht und ihnen so geholfen, ihr Einkommen beträchtlich zu erhöhen. Das positive Vorurteil, dass Uiguren gute Handwerker und Musiker sind, hat sich übrigens für mich voll und ganz bestätigt. Und die Anzeige meiner Waage bewies mir heute Morgen, dass das mit dem guten Essen in Xinjiang ebenfalls stimmt.