Der 43-jährige Li Yong engagiert sich als Wächter der Großen Mauer. Im Kreis Laiyuan in der nordchinesischen Provinz Hebei, wo Li Yong zu Hause ist, schlängelt sich die Großer Mauer aus der Ming-Dynastie in sechs Abschnitten auf einer Länge von mehr als 100 Kilometern.
Aufgewachsen ist Li Yong im Dorf Tangzigou unweit der Großen Mauer. Entlang dem Pfad hinter dem alten Haus seiner Familie ging Li Fengming, der Vater von Li Yong, 30 Jahre lang als ehrenamtlicher Wächter der Großen Mauer auf Patrouille. Li Yong kehrte 2015 ins Dorf Tangzigou zurück um die Aufgabe seines Vaters zu übernehmen.
Die Art und Weise, wie Li Yong die Große Mauer überwacht und schützt, ist nicht viel anders als es sein Vater tat. Von der Schutzstation aus patrouilliert er monatlich zwei bis drei Mal auf einem 15 Kilometer langen Mauerabschnitt, wobei er Berge hochklettert und die Mauer besteigt.
Es gibt keinen ordentlichen Weg für die Patrouille. Es kommt häufig vor, dass er während der Patrouille zerkratzte Hände und abgeriebene Beine und Füße bekommt. Bei Steilhängen muss man sich auf allen Vieren fortbewegen. Und das Wetter in den Bergen ist sehr wechselhaft, mit starkem Wind und schwerem Regensturm.
2017 zogen die Bewohner des Dorfes Tangzigou dank einem Projekt der Armenhilfe in die Kreisstadt um, in der sie neue Wohnungen zugeteilt bekommen haben. Li Yong hat sich jedoch entschieden, weiter im Dorf zu bleiben und seine Aufgabe zu erfüllen.
Es gibt in der Provinz Hebei über 800 Wächter, die sich wie Li Yong leidenschaftlich für den Schutz der Großen Mauer einsetzen. Nach der Einführung des Systems des Großen-Mauer-Wächters in der Stadt Qinhuangdao 2003 sind bislang 55 der 59 Kreise und Städte entlang der Großen Mauer in der Provinz Hebei diesem Beispiel gefolgt.
Statistiken zufolge arbeiten mittlerweile über 3000 Menschen als Wächter der Großen Mauer. Dies ermöglicht im Großen und Ganzen einen flächendeckenden Schutz der Großen Mauer.
In der Hauptstadt Beijing sind viele Vollzeit-Wächter im Einsatz, die mindestens zweimal in der Woche die Mauerabschnitte, die Zubehöranlagen und die entsprechenden Schutzeinrichtungen untersuchen, illegale Aktivitäten stoppen, wie das Eingravieren von Zeichen in die Mauersteine und das Besteigen von Mauerabschnitten, die für Besucher nicht zugänglich sind.
He Jinrui, 43 Jahre alt, ist ein Vollzeit-Wächter der Großen Mauer. Er wurde im Dorf Xizhazi am Fuß der Großen Mauer geboren und wuchs dort auch auf. Ihm zufolge hat er allein im vergangenen Jahr die Große Mauer über 100-mal bestiegen.
Historische Abschnitte der Großen Mauer sind zahlenmäßig groß und breit verteilt. Sie befinden sich in Bergregionen, in der Wüste bzw. auf dem Grasland mit mangelnden Verkehrsverbindungen und schlechten Naturbedingungen. Die Schwierigkeiten bei der Verwaltung, Patrouille und dem Schutz sind deshalb sehr groß. Ein wichtiger Weg für einen besseren Schutz der Großen Mauer besteht darin, die ganze Gesellschaft zu diesem Zweck zu mobilisieren.
Die chinesische Regierung misst dem Schutz der Großen Mauer wachsende Aufmerksamkeit bei. 2006 wurde beispielsweise die Einstellung von Mauer-Wächtern in die „Vorschriften zum Schutz der Großen Mauer“ aufgenommen. Zudem hat das Staatliche Denkmalschutzamt in den vergangenen Jahren den Mauer-Wächtern Sonderfonds für den Kauf von Anlagen und Ausrüstungen für die Patrouille zur Verfügung gestellt.