In mehreren Regionen in Südchina sind nach anhaltenden Regenfällen die Hochwasser in den vergangenen Tagen weiter unaufhaltsam gestiegen. Vor allem am Poyang-See in der Provinz Jiangxi, dem größen Süßwassersee Chinas, könnte der steigende Pegelstand zu einer gefährlichen Flut führen. Hunderttausende Soldaten und Zivilisten wurden inzwischen mobilisiert, um gegen die Überschwemmungen anzugehen. Auch zahlreiche einheimische Landwirtinnen wollen auf ihre eigene Art dabei helfen, den Fluten Einhalt zu gebieten.
Das Dorf Jiangjialing liegt weniger als fünf Kilometer vom Deich des Poyang-Sees entfernt. Die Landwirtinnen in der Umgebung treffen sich in ihrer Freizeit, wie viele Chinesinnen in mittlerem bis hohem Alter, normalerweise zum Gruppentanz auf öffentlichen Plätzen. Angesichts der drohenden Überschwemmungen hat sich die Tanzgruppe jedoch selbst dazu verpflichtet, die Rettungskräfte mit Essen und Trinken zu versorgen. Sie bereiten am Abend Snacks vor, um sie anschließend auf dem Deich zu verteilen. Auf dem Deichabschnitt in Jiangjialing arbeiteten derzeit nahezu 800 Rettungskräfte – die meisten davon Soldaten – pausenlos, um den Deich mit Sandsäcken zu festigen.
Yu Fengying, Einwohnerin von Jiangjialing, sagt: „Wir wollen auch einen Beitrag leisten, um unsere Heimat vor dem Hochwasser zu schützen. Die Soldaten und Rettungskräfte arbeiten an diesen Tagen auf dem Deich pausenlos. Sie haben Hunger und Durst. Wir tun daher das, was wir können.“
Die 53-Jährige ist Leiterin der Dorf-Tanzgruppe. Ihr gutes Organisationsvermögen hat ihr ermöglicht, das Team umgehend auf die völlig neue Aufgabe einzustellen. In Jiangjialing gibt es mehrere Säle für Freizeitaktivitäten der Bewohner, die seit einer Woche als provisorische Unterkunft für die Rettungskräfte dienen. Yu Fengying hat die Landwirtinnen dazu organisiert, diese provisorischen Wohnräume zu putzen und sauber zu halten. Anschließend haben die Frauen damit begonnen, verschiedene Mahlzeiten und Suppe aus grünen Bohnen zuzubereiten. Wegen der Überschwemmungen wurde die Leistungswasserversorgung des Dorfes unterbrochen. Die Einheimischen müssen daher auf die Brunnen in der Umgebung zurückgreifen.
Yu Fengying sagt: „Das Brunnenwasser ist nicht sehr sauber. Wir nutzen deshalb normalerweise Mineralwasser, um das Essen für die Soldaten zu kochen. Das Brunnenwasser ist für unseren eigenen Gebrauch.“
Die selbstlose Unterstützung der einheimischen Landwirtinnen hat die Rettungskräfte zutiefst berührt. Yi Kun ist ein Soldat der in der Provinz Jiangxi stationierten bewaffneten Polizei. Er erklärt: „Wir sind am vergangenen Mittwoch angekommen. Die hiesigen Tanten haben sich viel Mühe gegeben, um uns unser Leben hier zu erleichtern. Sie kochen für uns, putzen für uns und betrachten uns als ihre eigenen Kinder. Meine Heimat ist in der Provinz Hebei in Nordchina, aber ich fühle mich hier wie zu Hause.“
Liu Fagen, Bataillonskommandeur einer Einheit der bewaffneten Polizei, die sich an der Hochwassereindämmung am Poyang-See beteiligt, sagt: „Wir nennen die Tanten das ‚Mütter-Team‘. Wir kämpfen mit ihnen Schulter an Schulter gegen die Fluten. Gemeinsam werden wir den endgültigen Sieg mit Sicherheit erringen.“