Der Materialtransport am Mount Everest ist voll und ganz auf Yaks angewiesen. Der Yak-Kommandant Raba Ciren besitzt ebenfalls kräftige Beine wie die Yaks. Der 48-jährige Tibeter leitet die Verwaltungsstelle des Mount Everest-Basislagers. Seine tägliche Arbeit besteht darin, die Region am Fuß des Mount-Everest zu patrouillieren, Wildtiere zu schützen und die lokalen Anwohner zu überwachen, Umweltvorschriften für Müllentsorgung und Feuchtgebietschutz einzuhalten.
„Im Winter geht der Schnee bis zu den Knien. Wir gehen zu Fuß, wenn das Auto nicht fahren kann“, sagt Raba Ciren. Er hat einen Wanderrekord von acht Stunden.
Die Heimatstadt von Raba Ciren ist Shigatse auf rund 3800 Meter über dem Meeresspiegel. Wegen zu großer Tierliebe hat er sich aber für die Arbeit am Mount Everest auf 4000 bis 5000 Meter über dem Meeresspiegel entschieden.
In den 1990er Jahren hatte Raba Ciren eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht mit Wilderern gehabt. „Es fehlte damals das Umweltbewußtsein der Bevölkerung. Viele betrachteten Wildtiere als ihre eigenen Haustiere, die sie willkürlich schlachten oder mit dem Fell der Tiere Handel treiben können. Damals versteckten sich die Tiere, wenn sie Menschen sahen“, so Raba Ciren.
Die Region um den Mount Everest wurde 1994 zum Naturschutzgebiet auf Staatsebene erklärt und umfasst vier Kreise der Stadt Shigatse mit einer Gesamtfläche von 34000 Quadratkilometern. Raba Ciren ging von Tür zu Tür, um die Anwohner am Fuß des Berges aufzuklären, welche Tiere unter staatlichem Schutz stehen, welche Folge die Tötung dieser Tiere hat und wie das Ökosystem durch den Wildtiermangel geschädigt wird.
Die Situation hat sich seitdem allmählich gebessert. Raba Ciren erzählt, er habe vor mehr als zehn Jahren im Basislager am Mount Everest Schneeleoparden gesehen. Später sei das Tier mehrere Male von der Infrarot-Kamera im Schneeleopardenschutzzentrum erfasst worden.
„Der Schneeleopard ist ein seltenes Tier, das unter staatlichem Schutz des ersten Ranges steht. Ich hatte Angst vor dem Aussterben der Großkatze gehabt. Jetzt mache ich mir keine Sorgen mehr“, erzählt Raba Ciren.
Dem Tierschützer zufolge ist inzwischen auch die Anzahl anderer Wildiere gestiegen. Raba Ciren erstellt nach Bestimmungen des Schutzgebiets sorgfältig eine Tabelle, in die die Anzahl und Verteilung von Wildtieren, die er bei der Patrouille gesehen hat, eingetragen werden. Er hat den Überblick über die Verteilung der Wildtiere. Im Kreis Gatso, Chakmak und in der Gemeinde Gangga sind Wildesel häufig zu sehen. In den Kreisen Qudang und Rongxia auf niedrigerer Höhe sind Makaken zu Hause und Steinschafe kann man fast über all im Naturschutzgebiet sehen.
„Die Tiere sind sicher. Die Menschen werden ihnen nichts mehr antun“, sagt Ciren lächelnd. Zusammen mit seinen Kollegen hat Raba Ciren einmal abgestürztes Steinschaf gerettet. Ein Mitglied des Tierschutzteams hat es zur Genesung mit nachhause genommen. Die Dorfbewohner sind jetzt schon so weit, bei der Entdeckung toter und verwunderter Wildtiere die Verwaltungsstelle umgehend zu informieren.
Nach Angaben des Administrationsamts des nationalen Naturschutzgebiets am Mount Everest gibt es derzeit im Schutzgebiet 401 Arten von wilden Wirbeltieren, darunter 190 bis 270 Schneeleoparden. Die Waldfläche liegt bei über 55.000 Hektar und die Walddeckungsrate bei knapp 15 Prozent. Zudem gibt es im Schutzgebiet 20 Naturschutz- Verwaltungsstationen. Jede Station beschäftigt zehn Mitarbeiter. Allein im Kreis Tingri gibt es über 80 Tierschützer. Sie waren früher Bauern und Hirten in der Gegend und erhalten jedes Jahr durch den Tierschutz ein zusätzliches Einkommen von 30.000 Yuan RMB.
Raba Ciren und seine Kollegen kümmern sich außerdem um die Müllentsorung. Am Mount Everest-Basislager ist eine Müllzwischenstation errichtet worden, zu der Alltagsabfälle von Bergsteigern, Touristen und Anwohnern gebracht werden. Die Abfälle werden dann zur einheitlichen Entsorgung in die Kreisstadt Tingri abtransportiert.
Erfreulicherweise hat Raba Ciren dieses Jahr im Lagerrevier eine neue Anlage zur Abfallentsorgung entdeckt. Dort werden Abwasser, Küchenabfälle und Fäkalien verarbeitet. Abwasser wird wiederaufbereitet und recycelt. Dadurch ist die Abfallmenge erheblich zurückgegangen.
Statistiken zufolge sind seit 2016 130 Millionen Yuan RMB in den Schutz der ökologischen Umwelt am Mount Everest investiert worden. Für die Zukunft sind der Bau einer Anlage für umweltfreundliche Entsorgung von Abfällen, einer Abwasseraufbereitungsanlage und einer Luftüberwachungsstation geplant.