In der Hafenstadt Dalian in der nordostchinesischen Provinz Liaoning befindet sich die erste Trainingsbasis für Blindenhunde chinaweit. Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 wurden mehrere von der gemeinnützigen Organisation ausgebildete Blindenhunde unentgeltlich an sehbehinderte Menschen abgegeben.
Laut Liang Jia, einer Trainerin in der Basis, gibt es in China weniger als 200 Blindenhunde. Die Zahl der sehbehinderten Menschen landesweit ist jedoch mit etwa 17 Millionen sehr hoch. Jedes Jahr bewerben sich Zehntausende von Menschen um einen Blindenhund und sie müssen sehr lange warten, bis sie einen bekommen können.
Die Blindenführhunde werden streng und speziell dazu ausgebildet, blinden oder stark sehbehinderten Menschen dabei zu helfen, ihr Alltagsleben zu bewältigen. Zu den Hauptaufgaben der vierbeinigen Helfer zählen unter anderem Platzfindung, Erkennung und Umgehen von Boden- und Seitenhindernissen, Überwinden bzw. Anzeigen von Höhenhindernissen, Hilfe beim Ein- und Aussteigen usw.
Nach offiziellen Angaben der Trainingsbasis in Dalian können etwa 60 bis 70 Prozent der Hunde entsprechende Prüfungen während der Trainingskurse nicht bestehen. Die strengen Prüfungsordnungen zielen darauf ab, dass jeder Hund dazu fähig ist, als ein zuverlässiger Begleiter für sehbehinderte Menschen dienen zu können.
Für diejenigen, die das Glück hatten und sich erfolgreich um einen Blindenhund bewarben, ist ihr Leben aber nicht immer unbedingt so angenehm geworden, wie sie es sich zuvor vorgestellt hatten. Denn wegen Unwissenheit und Missverständnissen bezüglich Blindenhunde fällt es vielen Menschen schwer, einen breiteren Zugang für den vierbeinigen Helfer zu öffentlichen Dienstleistungen zu akzeptieren.
Ende April machte ein Videoclip im chinesischen sozialen Netzwerk die Runde. Eine Verkehrspolizistin stellte sich blind und wollte mit einem Blindenhund in einen Bus einsteigen. Ihre Mitfahrt wurde von dem Busfahrer verweigert und löste sogar Unzufriedenheit eines Passagiers aus.
Das zugehörige Hashtag wurde 720 Millionen Mal aufgerufen und fast 250.000 Mal auf Chinas Twitter-ähnlichem Weibo gepostet. Viele Netizens appellierten für mehr Unterstützungen und Fürsorge für sehbehinderte Menschen im Hinblick auf den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen. Unter dem Hashtag #Ich akzeptiere Blindenhunde# zeigen mehrere Internetuser ihre Bereitschaft zu einer gemeinsamen Fahrt mit dem Hund und seiner Besitzerin.
Dennoch befürchten auch einige Menschen, dass die Blindenhunde sie angreifen könnten. Dazu äußerte sich Liang Jia, Trainerin in der Basis für Blindenhunde in Dalian, dass es in China jedoch gar keine Fälle gegeben habe, bei denen Blindenhunde Menschen verletzt hätten.
Nach den Gesetzen Chinas sind registrierte Blindenhunde in den öffentlichen Bereichen erlaubt, seitdem das Land im Jahr 2008 das Gesetz zum Schutz behinderter Menschen revidiert hat. In mehreren Städten dürfen die vierbeinigen Helfer ihre Besitzer im Bus bzw. in der U-Bahn begleiten. Zum Beispiel hat Beijing seit dem 1. Mai 2015 den Einstieg von sehbehinderten Menschen und deren registrierten Blindenführhunden in öffentliche Verkehrsmittel zugelassen. Im selben Jahr hat die China Railway Cooperation und die Chinesische Organisation für Behinderte gemeinsam eine Regelung formuliert, wonach sehbehinderte bzw. blinde Fahrgäste ihre Blindenhunde in die Züge mitnehmen dürfen.