Mülltrennung in Beijing durch flexiblere Normen umsetzen

2020-05-07 09:00:00

Den Müll getrennt zu entsorgen ist in den vergangenen Jahren in China allmähnlich zu einem Konsens der Gesellschaft geworden. Nach Shanghai hat auch die chinesische Hauptstadt Beijing am 1. Mai offiziell mit der Trennung der Abfälle begonnen. In der neuen Version der „Vorschriften der Stadt Beijing zur Entsorgung von Hausmüll“ wird festgestellt, dass sowohl Organisationen als auch einzelne Personen verpflichtet sind, richtig zu trennen. Ansonsten droht eine schriftliche Verwarnung, eine Geldstrafe, und in schlimmen Fällen sogar eine größere strafrechtliche Verfolgung.

„Eine wichtige Eigenschaft der neuen Vorschriften ist die Integration von Härte und Nachsicht“, sagt Umweltprofessor Liu Jianguo von der Tsinghua-Universität. Man spüre anhand des Strafmaßes die Entschlossenheit der Stadtregierung, zugleich sehe man aber auch, dass es Spielraum bei den Normen der Trennung gebe, erklärte Liu. Die Strafe sei nur ein Mittel und das Ziel sei es, den Stadtbewohnern zu helfen, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen.

Die Trennungsnormen Beijings unterscheiden sich von denen in Shanghai. In Shanghai werden Abfälle in Wertstoffe, umweltschädliche Abfälle sowie feuchte und trockene Abfälle getrennt. „In den neuen Vorschriften hat Beijing die Anpassung der verschiedenen Glieder auf der Müllentsorgungskette vom Wegwerfen über die Müllabfuhr bis zur Wiederverwertung und Entsorgung in Berücksichtigung genommen. Auch die Trennungsnormen sind vergleichsweise pragmatischer“, beurteilt Professor Liu. In Beijing ist Hausmüll nach vier Arten zu trennen: umweltschädliche Abfälle, Wertstoffe, Küchenabfälle (etwa wie Biomüll in Deutschland) und Restmüll. Dabei spiele Restmüll eine „inklusivere“ Rolle, erklärte Professor Liu: Wenn man sich nicht genau entscheiden könne, zu welcher Art der Müll gehöre, dürfe man ihn in die Restmüll-Tonne werfen. Dies könne in der Anfangsphase den Bewohnern helfen, sich besser an die neue Behandlung der Abfälle anzupassen, sagt der Professor.

Die Namen und Farben der Mülltonnen sowie das Zeichen auf den Tonnen bei der Mülltrennung in Beijing entsprechen den nationalen Normen. Auch die Farbe der Müllabfuhrwagen gleicht der Farbe der Tonnen. Das erleichtert nach Ansicht von Professor Liu die Aufsicht über die Müllabfuhr, denn früher konnte man oft sehen, dass die getrennten Abfälle wieder gemischt abgefahren wurden.

Dazu kommt noch ein Unterschied im Vergleich zu den Normen von Shanghai. In den Vorschriften Beijings wird keine bestimmte Zeit für die Befüllung der Mülltonnen festgelegt. In Shanghai hingegen dürfen die Einwohner nur in festgelegten Zeiten Müll wegwerfen, in der Restzeit ist dann keine Mülltonne verfügbar. Zudem ist in Shanghai auch vorgeschrieben, dass man beim Wegwerfen von Küchenmüll den Müllbeutel entfernen muss. In Beijing wird dies auch nicht festgelegt. Nach Meinung von Professor Liu ist die Maßnahme Beijings eine flexiblere Weise zur Reduzierung der gesamten sozialen Kosten der Mülltrennung.

Die Umsetzung der neuen Mülltrennungsvorschriften findet vor dem Hintergrund der Coronavirus-Epidemie statt. Dazu sagt Professor Liu: „Wir sollen die Kontrolle der Epidemie und die Umsetzung der Mülltrennung geordnet vorantreiben. Die bei der Bekämpfung der Epidemie entstehende sorgfältige Verwaltung der Wohnviertel und das Regelbewusstsein und die Hygienengewohnheiten der Einwohner können dabei ein Vorteil sein.“

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