Es gab mehrere Male, dass Doktorin Wu Xiarui weinen wollte, als sie auf dem Quinoafeld spazieren ging. Extreme Klimaschwankungen, Ablehnung der Dorfbewohner, kein idealer Boden – doch sie hat alle diesen Hürden gemeistert.
Wu Xiarui wurde in dem nordwestchinesischen Autonomengebiet Ningxia der Hui-Nationalität geboren. Vor dieser Existenzgründung als Quinoa-Bäuerin hat sie an der Universität Hohai promoviert. Ihre fachliche Richtungen waren landwirtschaftliche Ingenieurswissenschaft und Bewässerung, landwirtschaftliches Bauingenieurwesen und landwirtschaftliche Ökologie.
Durch die Zusammenarbeit mit ausländischen Universitäten und Forschungsinstituten hat Wu Xiarui mit den Programmiersprachen Fortran und C ein Modell für den Zusammenhang zwischen Pflanzenwachstum und ökologischen Umweltveränderungen entwickelt. Der SCI-Impact-Faktor für dieses Papier lag bei 3,6.
Das Jahr 2013 wurde vom UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zum „Jahr der Quinoa“ erklärt. Wu Xiarui hat in dieser Pflanze und ihren Samen großes Marktpotenzial gesehen. Quinoa enthält kein Gluten, wenig Kalorien, viele Ballaststoffe und einen mit Rindfleisch vergleichbaren Proteingehalt und noch wichtiger ist, dass Quinoa auch auf nährstoffarmen Flächen angebaut werden kann. Die Pflanze ist gegenüber starkem Frost, langfristiger Dürre, salzhaltigen und alkalischen Böden und starker Sonneneinstrahlung tolerant. Wu Xiarui erinnerte sich an ihre eigene Heimat Ningxia, in der es 2013 noch 120.000 Hektar salzhaltiger und alkalischer Böden gab. Dies hatte die lokale Wirtschaftsentwicklung deutlich gestört.
Die Nutzung dieses „jungfräulichen Landes“ mit Quinoa war alles andere als einfach. Zuerst war der Importpreis für das Saatgut aus den USA für die Bauern zu hoch. 100 Körner kosteten drei US-Dollar, also 4000 US-Dollar pro Kilogramm. Zusammen mit Hochschulen aus Dänemark und den Niederlanden sowie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen entwickelte Wu Xiarui drei neue Arten von Quinoasamen, die nur 142 bis 284 US-Dollar pro Kilogramm kosteten.
Als Wu Xiarui 2015 mit ihrem Saatgut nach Ningxia zurückkehrte, wollte kein Bauer Quinoa pflanzen. Wu Xiarui konnte lange Zeit kein passendes Feld zum Testen finden, doch sie gab nicht auf. Dank Unterstützung der Kreisregierung von Yongning erhielt sie endlich ein Feld zum Experimentieren.
In den vergangenen drei Jahren hat Wu Xiarui und ihre Team über 20 Patente angemeldet. Die Feldarbeit ist völlig automatisiert. Durch den Verzicht auf künstliches Düngemittel wurde ihr Quinoa als Bioprodukt anerkannt. Bisher bauen mehr als 150 Bauernhaushalte Quinoa an. Die Gesamtfläche des Quinoafeldes beträgt heute 800 Hektar. Das Jahreseinkommen eines Landwirtes ist damit auf 2557 bis zu 3835 Euro gestiegen, was drei- bis fünfmal so hoch wie jenes beim Anbau von Weizen oder Mais ist. Außerdem verbessert die Quinoa auch die Qualität der salzhaltigen und alkalischen Böden. Der Boden-pH-Wert ist seit der Anpflanzung von Quinoa gesunken.
Wu Xiarui versucht mit Quinoa und moderner Landwirtschaftstechnik den lokalen Bauern zu helfen und die Pflanze in China bekannter zu machen.