Insgesamt 23 chinesische Zupfinstrumente namens „Kouhuang“(口簧), die ungefähr 4.000 Jahre alt sind, wurden in der Shimao-Ruine in der Stadt Shenmu im Norden der chinesischen Provinz Shaanxi ausgegraben. Forschern zufolge ist dies eine wichtige Entdeckung in der Musikgeschichte. Sie zeige, dass sich die nordchinesische Kultur zu jener Zeit entlang des eurasischen Steppengebiets nach Norden und Westen ausgebreitet habe.
Die ungefähr 4.000 Jahre alte Shimao-Ruine ist eine extrem große Stätte der prähistorischen Zeit. 2017 und 2018 wurden dort insgesamt 23 „Kouhuang“ entdeckt. Drei der Relikte waren intakt, während die anderen unterschiedlich stark beschädigt waren. Es wurden außerdem einige Knochen-Fragmente sowie halbfertige „Kouhuang“ ausgegraben.
Die „Kouhuang“ ist ein chinesisches Zupfinstrument, das landesweit bei mehr als 20 ethnischen Minderheiten populär ist. Sie wird zur Unterhaltung und für Veranstaltungen zur gesellschaftlichen Interaktion zwischen Männern und Frauen genutzt. Die ausgegrabenen Relikte haben die Form schmaler Knochenstreifen. Sie bestehen aus einer Scheide und einem Rohrblattmundstück. Das Federstück des Instruments ist ungefähr acht bis neun Zentimeter lang, einen Zentimeter breit und einen bis zwei Millimeter dick. Die Körper der Instrumente wurden mit verschiedenen Gravuren versehen.
Ein solches Instrument benötigte einen komplizierten Herstellungsprozess. Die Knochenstreifen mussten geschnitten und die Federstücke angebracht werden. Es musste in das Instrument hineingebohrt werden und dann wurde es schließlich graviert. All dies zeigt das hohe Herstellungsniveau für Musikinstrumente vor 4.000 Jahren.
Internationale Archäologen haben in den Gebieten Nordchinas und dem mongolischen Plateau sowie in den Steppengebieten Eurasiens im russischen Südsibirien eine Reihe solcher Instrumente aus den Jahren 2000 vor Christus bis zum fünften Jahrhundert nach Christus ausgegraben. Die 2.500 Jahre alten Relikte haben eine ähnliche Struktur.
Experten zufolge ist durch die ausgegrabenen Relikte die Route der Verbreitung des Instruments von Nordchina nach Eurasien deutlich erkennbar. Die ursprüngliche Verbreitung der „Kouhuang“ hat vermutlich mit der Wanderung der Menschen nach Norden und Westen zu tun. Nach der Tang- und Song-Dynastie war die „Kouhuang“ als umfangreiches nationales Musikinstrument auf dem eurasischen Kontinent sowie in Südostasien, Ozeanien und Afrika populär geworden.
Der stellvertretende Vorsitzende des Musikkonservatoriums Xi’an, Li Baojie, sagte, die in der Shimao-Ruine ausgegrabenen Relikte hätten die historischen Kenntnisse über die Musikgeschichte Nordchinas zu jener Zeit enorm bereichert. Sie lieferten auch wichtige Informationen für die Forschung der Musikgeschichte in der prähistorischen Zeit. Li zufolge ist die „Kouhuang“ der Ursprung aller Zupfinstrumente der Welt. Die Verbreitung des Instruments stehe in enger Beziehung zu den Wanderungen der damaligen ethnischen Gruppen und dem Kulturaustausch, so Li Baojie. Sie hätten eine Spur für die Erforschung der Aktivitäten der Menschen auf dem eurasischen Kontinent in prähistorischer Zeit geliefert.