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39:38 - das ist der wahre Grund hinter der hysterischen Dopingdebatte

24.07.2024 16:33:02

Emmanuel Macron, intern in Turbulenzen geratener französischer Präsident und ein Mann, dessen Solidarität mit den USA aus strategischen Gründen eine nicht enden wollende zu sein scheint, hat dieser Tage genau das gemacht und gesagt, was Shinzō Abe 2020 in Tokyo gemacht und gesagt hat. Und, was 2016 in Rio de Janeiro (Übergangspräsident) Michel Miguel Elias Temer Lulia gemacht und gesagt hat.

Allesamt versprachen sie unmittelbar vor Beginn der Olympischen Sommerspiele die "größte Sportshow, die unsere Welt je gesehen hat".

Emmanuel Macron ist sich also sicher, dass die Olympischen Sommerspiele in Paris großartig werden. Ob Macron auch glaubt, was er sagt, bleibt sein Geheimnis, aber die Vorzeichen sind in der Tat keine guten, wenn man genauer hinschaut. Das Land Frankreich ist gesellschaftlich, sozial und politisch gespalten wie schon lange nicht mehr, die (im Grunde vor fast allen Olympischen Spielen üblichen) Attentatsdrohungen und die Angst vor Gewalt auf den Straßen sind omnipräsent und selbst die Finanzierbarkeit der für jedes Land immens teuren Sportshow namens Olympia stand sehr lange in Zweifel.

Sonst alles gut?

Nicht ganz:

Wie immer vor Olympischen Spielen knistert es im Gebälk und vor allem im Umfeld von Sportarten wie Leichtathletik, Schwimmen, Gewichtheben oder Radfahren. Der immerwährende Vorwurf des Dopings steht im Raum. Muskelbepackte, extrem ausdauernde oder unerschütterlich und auffällig ruhige Sportler wie Schützen stehen im Generalverdacht. Oft in letzten Jahren gingen solche Verdächtigungen von den USA oder von Deutschland aus. Von Deutschland, weil dort bei einem TV-Sender ein Mann im Hintergrund arbeitet, der den Eindruck erweckt, sich und sein ganzes Leben dem Kampf gegen Doping verschrieben zu haben. Große Ergebnisse oder gar die Überführung von Sportlern konnten zwar bisher kaum vorgewiesen werden, aber Doping und Skandale schaffen Interesse, TV-Quoten und Werbeeinnahmen . . .

Aus den USA hallt es immer wieder dann besonders laut, wenn die US-Leichtathleten oder Schwimmer Konkurrenz wittern. Die unfassbaren und zweifelsfrei großartigen Leistungen des legendären US-Schwimmers Michael Phelps, dessen Olympiarekord von sagenhaften 23 Olympia-Goldmedaillen in alle Ewigkeit stehen könnte, wurden zwar nie (im Zusammenhang mit Doping) hinterfragt, dafür konnte man sich (und auch besagter Michael Phelps war hier mit an Bord) wenige Tage vor der Eröffnung der Spiele in Paris an einen Fall von 23 chinesischen Schwimmern aus dem Jahr 2021 (!) erinnern. Der ist inzwischen vom Schwimm-Weltverband FINA, vom (nicht wirklich China-freundlichen) Internationalen Olympischen Kommitee und von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA abgeschlossen und ad acta gelegt mit dem Ergebnis, dass besagten Schwimmern aus China (von denen auch einige wieder in Paris antreten werden) kein Fehlverhalten und kein Doping vorgeworfen werden kann.

Doch, wen kümmert schon die Wahrheit, wenn es - wie immer bei Olympischen Sommerspielen - um Rekorde, um TV-Quoten, um Unsummen an Geld und um noch mehr Prestige geht?

Bei den Olympischen Spielen in Paris werden 206 (!) Nationen am Start sein. Die Welt blickt nach Frankreich. Und auch auf das Duell um den wichtigen und prestigeträchtigen Platz 1  in der finalen Medaillenbilanz nach Abschluss der Spiele. Die USA sind (Ausnahmen wie 2008 in Beijing, als China die Heim-Spiele klar dominierte, sind in Amerika unerwünscht) siegverwöhnt und auf Platz 1 getunt. Und, getreu dem aus den USA stammenden Motto, wonach der Zweite der erste Verlierer ist, sieht sich das Team USA schwer unter Druck. China rüttelt am Thron.

Schon 2020 in Tokyo fehlten China am Ende nur zwei Goldmedaillen und schon wäre man (wiewohl die USA in Summe mehr Medaillen gesammelt haben) auf Platz 1 gelandet. So aber retteten die USA knapp vor China (39:38 Goldmedaillen) ihren Team-Erfolg mit Glück über die Ziellinie. Also herrscht in den USA (abgesehen von den aktuellen gesellschaftlichen und pollitischen Probleme, die dieses Land im Augenblick hat) eine Art Olympia-Panik und der Verdacht, dass die USA mit Hilfe deutscher Medien den (längst erledigten) Fall der chinesischen Schwimmer aus dem Jahr 2021 wieder hochkochen lassen, ist natürlich nicht ganz absurd.

Mögen Verdächtigungen, Anschuldigungen und politik-gesteuerte Nebengeräusche während der Spiele verstummen und großartige Athletinnen und Athleten die Arena betreten. Und mögen am Ende die Besten auch die Ersten sein . . .

MARTIN SÖRÖS, FREIER JOURNALIST AUS ÖSTERREICH (UND BERICHTERSTATTER BEI 5 OLYMPISCHEN SOMMERSPIELEN)

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