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In Zukunft zählen Aufbruch und die Berechenbarkeit „made in China“

07.03.2024 11:14:12

De facto sind ohnedies 24 Stunden und 7 Tage pro Woche die Augen der Weltöffentlichkeit auf China gerichtet. Mit wachsender Neugier wird seit 1. Oktober 1949 der Aufstieg der Weltmacht im Osten verfolgt. Früher eher mit Sorge, heute größtenteils mit Bewunderung ob der Wandlung, die China durchgemacht hat in den letzten Jahrzehnten.

Dieser Tage schaut(e) die Welt noch intensiver nach Beijing. Genauer gesagt zum jährlichen Volkskongress. Rund fünf Prozent Wirtschaftswachstum wurden angesagt - erstaunlich in Zeiten globaler Krisen und irgendwie auch ein Ausdruck dessen, dass China in wirtschaftlichen Fragen fast schon unabhängiger geworden ist vom Rest der Welt, als der Rest der Welt von China.

Und China bleibt ehrgeizig, will mehr. Staatspräsident Xi Jinping hat in einer Gruppensitzung mit Abgeordneten aus der ostchinesischen Provinz Jiangsu der zweiten Sitzung des 14. Nationalen Volkskongresses (NVK) dazu aufgerufen, „die Entwicklung neuer, qualitativ hochwertiger Produktivkräfte, die auf die örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten sind“ zu forcieren.

Einfacher formuliert: Xi Jinping und China wissen nur allzu gut, wo und wie Zukunft funktioniert. Klar, ohne erneuerbare Energien, der Künstlichen Intelligenz, der Quantenphysik und ohne zukunftsfreundliche Umwelt-Technologien gibt es kein Morgen und kein Übermorgen. Die Welt, die manchmal den Eindruck erweckt, dass sie sich dermaßen schnell dreht, dass immer mehr Menschen dabei schwindelig werden, ist nicht mehr zu entschleunigen und China wird diesbezüglich nicht nur reagieren, sondern sogar vorangehen.

Diese Feststellung ist nicht etwa blindem China-Fanatismus geschuldet, sondern vielmehr dem Wissen, wie China im Vergleich zu den USA und zu Europa halt funktioniert.

Ein Blick Richtung USA lässt derzeit keinerlei Prognosen zu. Bleibt Joe Biden auch nach den Wahlen im November Präsident oder kommt doch wieder Donald Trump? Oder ziehen die US-Demokraten, so es sich in den nächsten Monaten verdichtet, dass sie mit Joe Biden sehenden Auges in eine krachende Niederlage taumeln doch noch die allerorts beliebte und angesehene "Überraschungskandidatin" Michelle Obama aus dem Hut? Und vor allem, was bedeutet all das, was da kommen wird für Europa und für den Rest der Welt? Für die NATO? Für den Russland-Ukraine-Konflikt?

Noch mehr Unsicherheit rankt sich dieser Tage und Wochen um die EU-27. Die Wahlen im Juni werden (so man den weitgehend übereinstimmenden Prognosen glauben kann) für die etablierten Parteien (also für die Sozialdemokraten und Konservativen) ein herber Schlag ins Gesicht und der sich anbahnende Rechtsruck hin zu den nationalistisch ausgerichteten Parteien wird die EU erschüttern. Was heißt das wiederum für die EU-Protagonisten Ursula von der Leyen oder Josep Borrell? Wird Olaf Scholz (und danach sieht es derzeit ganz stark aus) 2025 in Deutschland vom Bundeskanzler zum Ex-Bundeskanzler? Das Einzige, worauf sich die Partner der EU derzeit sicher verlassen können, ist die Tatsache, dass sie sich auf rein gar nichts verlassen können.

Und schon sind wir zurück beim Volkskongress in Beijing. Kein Mensch hat die Verpflichtung, China zu lieben oder wertzuschätzen. Aber: China hat im Vergleich zu den Partnern bzw. Mitbewerbern (ganz wie man das sehen will) einen immensen Wettbewerbs-Vorteil: Die Berechenbarkeit. Auch das und vielleicht ganz besonders das ist eine der Kernbotschaften, die der Volkskongress und die Xi Jinping Jahr für Jahr aussenden. Und daher muss man auch kein großer Prophet sein, um vorherzusagen, dass Chinas Weg auch die nächsten Jahrzehnte nur eine Richtung kennen wird: Nach vorne…

MARTIN SÖRÖS, FREIER JOURNALIST AUS ÖSTERREICH

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