Anfang Januar legten die Vereinten Nationen einen Bericht über die Weltwirtschaftslage 2023 und die Aussichten für 2024 vor. Darin war von einem geschätzten Weltwirtschaftswachstum von 2,7 % die Rede, das sich 2024 leicht verringern werde. Und als Deutscher habe ich zur Kenntnis zu nehmen, dass die Wirtschaft meines Landes für 2023 ein Negativwachstum von 0,3 % zu verzeichnen hat.
Dies sind wichtige Begleitinformationen, wenn man die Zahlen richtig einordnen will, die am Mittwoch vergangener Woche die Nationale Statistikbehörde Chinas vorgelegt hat und die zugleich Chinas Ministerpräsident Li Qiang im Rahmen des diesjährigen Weltwirtschaftsforums von Davos der internationalen Öffentlichkeit mitteilte. Danach kann China für das Jahr 2023 ein – gestatten Sie mir den saloppen Ausdruck – „sattes“ Wirtschaftswachstum von 5,2 % bilanzieren. Der Nationale Volkskongress war im vergangenen März noch von einem Wachstum von 5,0 % ausgegangen. Und das nunmehr vorliegende Ergebnis liegt überhaupt auf einer Linie mit der Prognose von Staatspräsident Xi Jinping zu Beginn des vergangenen Jahres: Die chinesische Wirtschaft verfüge über eine starke Widerstandsfähigkeit, ein enormes Potenzial und eine große Vitalität.
Die Ursachen für Chinas kontinuierliches Voranschreiten auf dem Weg des wirtschaftlichen Erfolges dürften mannigfaltig sein. Da gibt es zum einen über die so bedeutende Fertigungsindustrie hinaus die ideale industrielle Infrastruktur, d.h. die Vielfalt in der industriellen Struktur des Landes. Ferner ist die Innovationsfreude von Chinas Wirtschaft zu nennen, einschließlich der massiven Investitionen in grüne Technologien. Natürlich ist auch die überzeugende Fortsetzung der Reform- und Öffnungspolitik nicht zu vergessen, die den Anstieg der Ausländischen Direktinvestitionen mit Sicherheit ebenso begünstigt hat wie das weitere substanzielle Anwachsen des Außenhandelsvolumens. Und was den chinesischen Binnenmarkt betrifft, steigt die Kaufkraft der chinesischen Konsumenten immer weiter. Bereits heute sind 400 Mio. der mittleren und kaufkräftigen Einkommensschicht zuzurechnen, für das kommende Jahrzehnt wird ein weiterer Anstieg auf 800 Mio. erwartet.
Mit seinen glänzenden Wachstumszahlen setzt China jedenfalls einen deutlichen Kontrapunkt, einen Gegenpol zu der weite Teile der Welt prägenden wirtschaftlichen „Flaute“. Mit ca. 30 % des Weltwirtschaftswachstums wird China weiterhin seiner Rolle als Wachstumsmotor der Welt gerecht, ja der eines der Grundpfeiler der Weltwirtschaft überhaupt.
Dr. jur. Michael Borchmann
Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten
Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.
Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China