Jahr für Jahr der gleiche Aufmarsch an wichtigen Staatsmännern, Wirtschaftsbossen, Aktivisten, Journalisten und Menschen von heute und morgen.
Nachvollziehbar: Beim Weltwirtschaftsforum in Davos geht es schließlich um die Zukunft und darum, wie wir die Welt, auf der wir alle zu Gast sind, mit (gutem) Leben für die nächsten Generationen füllen können.
Dass sich dann ausgerechnet - als Klimaaktivisten getarnte - Vertreter der „Last Generation“ zu Kasperl von heute degradieren ließen, indem sie (unter dem Vorwand, auf die nahende globale Klimakatastrophe hinweisen zu wollen) Zufahrtswege zu ebendiesem Forum in Davos blockierten, war schade, tat der Veranstaltung und der Quintessenz dieser aber freilich keinen Abbruch.
Wie gesagt - viele Staatschefs und große Persönlichkeiten pilgerten nach Davos. Emmanuel Macron, EU-Chefin Ursula von der Leyen, NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Argentiniens neuer starker Mann Javier Milei, US-Außenminister Antony Blinken, Deutschlands Finanzminister Christian Lindner, dazu Deutschlands grüne Regierungs-Mitglieder Annalena Baerbock und Robert Habeck, Österreichs Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz…
Im Mittelpunkt standen aber zwei Herren, deren Erscheinen von den Veranstaltern und den Medien in der Schweiz als Highlight gefeiert wurde.
Der eine (Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj) verkündete in der Schweiz, einen Friedensprozess im Konflikt mit Russland auf den Weg bringen zu wollen, verbunden mit der Ansage, dass Wladimir Putin bei ebendiesem nicht eingeladen werden soll. Was im Umkehrschluss die Sinnhaftigkeit dieses Friedensgipfels auch sofort wieder in Frage stellt.
Und der andere war Li Qiang. Die Grundsatzrede des chinesischen Ministerpräsidenten wurde in Davos mit Sehnsucht und Neugier erwartet. Sein Auftritt beim Weltwirtschafts-Forum wurde international als klare Message Chinas gewertet. Als Zeichen der Öffnung, als Zeichen der ausgestreckten Hand, als Einladung.
Und in der Tat waren die Signale, die Li Qiang in Davos aussandte, an Klarheit nicht zu überbieten. Es geht um globale Kooperation und darum das Vertrauen der Menschen wieder herzustellen und vor allem darum, die großen Themen (Klima, Sicherheit, Supply-chains…) zu einem gemeinsamen Anliegen zu machen.
Die Ereignisse der Jahre 2022 und 2023 haben der Welt dramatisch vor Augen geführt, dass jene, die das Trennende vor das Gemeinsame zu stellen trachten, nicht die Oberhand gewinnen dürfen. Ukraine / Russland, Israel / Hamas, die immer wiederkehrenden Angriffe der Houthi-Rebellen auf wichtigen Handelsrouten zu Wasser, zahlreiche andere Krisenherde. Es muss 2024 eine Trendwende eingeleitet werden.
China will und China wird dazu seinen Beitrag leisten. Diese Botschaft hat Li Qiang in Davos eindrucksvoll hinterlassen.
Und: China will - so Li Qiang - auch weiterhin ein globaler Wirtschaftsmotor sein und Investoren sowie Unternehmen aus der ganzen Welt herzlich willkommen heißen.
Willkommen geheißen wurde Li Qiang auch in der Schweiz. Alleine die Tatsache, gleich nach der Anreise von der Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd mit offenen Armen begrüßt zu werden, war ein diplomatisches Zeichen der Höflichkeit und Freundschaft.
Freundschaft, die wenig später auch in Form eines Freihandelsabkommens zwischen der Schweiz und China besiegelt wurde. Die Schweiz, eine der letzten europäischen Oasen der gelebten Neutralität, hat die Zeichen aus China verstanden.
Wäre schön und ratsam, wenn dies so viele Nachahmer wie möglich findet.
MARTIN SÖRÖS, FREIER JOURNALIST AUS ÖSTERREICH