Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) marschieren munter weiter. Diese Länder machen gemeinsam inzwischen ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung aus. Tendenz steigend. Vor allem auf Grund der starken Wirtschaftsleistung Chinas haben die BRICS-Staaten die G7-Staaten (USA, Kanada, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan) überholt. Diese ringen mit allen Mitteln um ihre einstige Vormachtstellung.
Eine entscheidende Rolle im immerwährenden Kampf um Macht und Geld spielte der US-Dollar als anerkannte Weltwährung.
Aber: Die Welt ist in Bewegung geraten, wie man auch an Zahlen ablesen kann. Vor rund 20 Jahren lag der Anteil des US-Dollar an den globalen Währungsreserven bei rund 70 Prozent, 2022 waren es nur mehr 58 Prozent und in diesen Eckdaten finden sich noch nicht einmal die Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine und die daraus entstehenden negativen Begleiterscheinungen für die USA und den Dollar.
Der Unmut von immer mehr Staaten über die Dollar-gesteuerte beziehungsweise Dollar-manipulierte Sonderstellung der USA nimmt zu. Die Ent-Dollarisierung der Weltwirtschaft hat Fahrt aufgenommen.
Vor allem die Länder Süd- und Lateinamerikas proben immer lauter den Aufstand. Man will sich abkoppeln von den USA.
Brasilien und China einigten sich darauf, in ihren eigenen Währungen Handel zu treiben, Argentinien will für Importe aus China lieber in Yuan als in US-Dollar bezahlen. Indonesien, Pakistan und Saudi-Arabien setzen ähnliche Initiativen.
Legt man über all diese Entwicklungen jetzt noch die Tatsache, dass inzwischen bis zu 30 Nationen um Aufnahme in den BRICS-Staatenbund angesucht, beziehungsweise angekündigt haben, das in absehbarer Zeit tun zu wollen, verstärkt sich das Bild einer neuen globalen Weltordnung immer mehr.
Die Stärke des US-Dollar lag in den letzten Jahrzehnten auch daran, dass man de facto Geld drucken konnte ohne Ende. Ohne Gefahr, die dadurch logische Inflation anzutreiben. Bedingt durch den Umstand, dass alle Länder über Unmengen an US-Dollar verfügen mussten, um ihren internationalen Handel betreiben zu können, konnten fast nie genug US-Dollar unterwegs sein.
Jetzt kracht es aber im Gebälk. Der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland und der immer wieder aufkeimende Konflikt der USA mit China haben einen globalen Nachdenkprozess angestoßen.
(Verfasser: Martin Sörös)
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kritisierte im Rahmen seines Beijing-Aufenthaltes vor wenigen Wochen die Macht des US-Dollars. Macron betonte, dass Europa sich unabhängiger vom US-Dollar aufstellen sollte. Ein Aufschrei war in Europa, vor allem in Berlin, zu hören. Auch EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen wirkte geschockt ob der Stellungnahme Macrons.
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva legte unlängst noch einen drauf: „Jede Nacht frage ich mich, warum alle Länder ihren Handel auf dem Dollar basieren müssen? Warum können wir nicht auf der Grundlage unserer eigenen Währungen Handel treiben? Warum sind wir nicht innovativ? Wer hat nach dem Wegfall des Goldstandards entschieden, dass der Dollar die Währung ist?“
Fragen über Fragen und naheliegende Antworten: Die Etablierung einer starken BRICS-Währung ist vor allem seit Gründung der „New Development Bank“ im Jahr 2014 ein immerwährendes Thema. Dass Russland - gerade in Zeiten wie diesen - eine ebensolche Währungsinitiative weiter pushen würde, steht ebenfalls fest.
Die Initiative einer eigenen und starken BRICS-Währung (wie auch immer sie am Ende des Tages aussehen und heißen mag) ist auf jeden Fall in Gang gesetzt und wird auf dem Geld- und Bankensektor vielerorts früher oder später Schnappatmung auslösen. Vor allem dort, wo der US-Dollar herkommt.
Also liegt der Ball jetzt wieder bei den USA (und ihren teilweise US-hörigen EU-Chefs). Dass Handlungsbedarf aus Sicht der USA besteht, ist ja nicht mehr zu leugnen. Mit 37 Prozent ist die Zahl der US-Unternehmen, die kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehen, so hoch wie seit 50 Jahren nicht mehr.
Die Frage, ob die Politik der USA, der immer wieder kehrenden Konfrontation, die richtige Taktik im Kampf gegen globale Unsicherheiten, Krisen und Entwicklungen ist, kann man daher leicht beantworten. Geht man in Washington diesen Weg weiter, wird man Ende dafür schwer bezahlen müssen. Egal ob in Dollar, Yuan oder Euro.
MARTIN SÖRÖS
Freier Journalist von Österreich