Vor 55 Jahren wurde der afroamerikanische Menschenrechtsaktivist Martin Luther King Jr. in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee ermordet und schockierte damit die Welt.
55 Jahre später wurde in der gleichen Stadt Tyre Nichols, ein 29-jähriger Afroamerikaner, von fünf Polizeibeamten zu Tode geprügelt, was landesweit für Empörung sorgte.
Vor etwas mehr als zwei Jahren löste der Tod des Afroamerikaners George Floyd durch die Polizei die „Black Lives Matter“-Proteste aus, die das ganze Land erfassten. Seitdem wird das amerikanische Polizeisystem angeblich radikal reformiert, aber ähnliche Tragödien haben sich wiederholt.
Die wiederholte „Sonderbehandlung“ von Afroamerikanern durch die Polizei in den USA ist im Grunde genommen auf den tief verwurzelten Rassismus in der amerikanischen Demokratie zurückzuführen.
Gleichzeitig hat die Konkurrenz der beiden US-Parteien die Reform des amerikanischen Polizeisystems erheblich erschwert. Im März 2021 verabschiedete das Repräsentantenhaus den Police Justice Act und US-Präsident Joe Biden gab am ersten Jahrestag des Todes von George Floyd im Mai desselben Jahres eine Erklärung ab, um sicherzustellen, dass der Kongress das Gesetz verabschiedet. Doch danach scheiterten die Verhandlungen zwischen den beiden Parteien, wodurch kein Konsens erzielt werden konnte. Im Mai 2022 konnte die Regierung Biden nur eine Verordnung zur Regulierung der polizeilichen Durchsetzungspraktiken unterzeichnen, die jedoch nur wenig bewirkte.
Darüber hinaus bilden die Waffenkultur in den USA sowie die Polizeigewalt in gewissem Maße einen Teufelskreis.
In einer vor kurzem gehaltenen Rede räumte Biden ein, dass Martin Luther Kings Traum von Gleichheit und Gerechtigkeit noch nicht verwirklicht worden sei. Er wiederholte seinen Aufruf, für die „Seele“ der USA zu kämpfen. Aber wo ist die „Seele“ der Vereinigten Staaten? Liegt sie in den qualvollen Schreien von Tyre Nichols?