Bei einer Schießerei in einem Walmart-Supermarkt in Chesapeake im US-Bundesstaat Virginia gab es am 22. Oktober (Ortszeit) mehrere Verletzte. Drei Tage zuvor wurden bei einer Schießerei in einem Nachtclub in Colorado fünf Menschen getötet und 25 weitere verletzt. Damit stieg die Zahl der Opfer von bewaffneten Verbrechen in den USA im dritten Jahr in Folge auf über 600 Fälle. US-Präsident Joe Biden sagte, die „Epidemie“ der Waffengewalt müsse bekämpft werden. Aber die immer wieder auftauchende bewaffnete Kriminalität macht deutlich, dass diese „amerikanische Epidemie“ immer noch schlimmer wird.
Die neueste Statistik der US-Website „Gun Violence Archive (GVA)“ zeigen, dass bis zum 21. November dieses Jahres in den USA mehr als 39.000 Menschen durch Waffengewalt ums Leben gekommen sind. Gleichzeitig ist die Psyche der Amerikaner durch die bewaffnete Gewalt erschüttert worden.
Wenn die politischen Entscheidungsträger in den USA über ihre Reaktion nachdenken, scheuen sie sich jedoch, die tieferen Ursachen der hartnäckigen Waffengewalt anzusprechen, wie etwa die extrem laxen Waffenkontrollgesetze, die Lobbyarbeit von Interessengruppen und die Polarisierung der Parteikonkurrenz. Tiefer gesehen ist der Grund, warum es bisher keine Lösung für die Waffengewalt in den USA gibt, die so genannte „Waffenkultur“. Zusammen mit der Bestechung von Politikern durch Interessengruppen und der Nutzung der Medien zur Indoktrinierung der Öffentlichkeit mit der Idee der Freiheit des Waffenbesitzes hat das zu einem Anstieg der bewaffneten Gewaltkriminalität geführt.
Das Recht auf Leben ist das wichtigste Menschenrecht. Die Fähigkeit, Waffengewalt wirksam einzudämmen, ist ein wichtiger Maßstab für die internationale Gemeinschaft, um die Menschenrechte in den Vereinigten Staaten zu messen. Ob die „amerikanische Epidemie“ der Waffengewalt geheilt werden kann, stellt das Gewissen der Politiker in Washington auf die Probe.