Der Sanjiangyuan-Nationalpark liegt in der tibetischen autonomen Präfektur Yushu in der nordwestchinesischen Provinz Qinghai und ist der größte Nationalpark Chinas. Er ist außerdem ein Paradies für Schneeleoparden. Eine Begegnung mit Schneeleoparden im Sanjiangyuan-Nationalpark ist ein Traum von vielen Besuchern aus dem In- und Ausland.
Die Gemeinde Angsai in der tibetischen autonomen Präfektur Yushu erhielt 2017 eine Sondergenehmigung für ökologische Erlebnisreisen im Sanjiangyuan-Nationalpark. 21 tibetische Familien im Nationalpark wurden in der Touristenbetreuung ausgebildet.
Yun Ta ist Hirte im Dorf Niandu. Seine Familie gehört zu den 21 Gastfamilien, die touristisch geschult wurden. 2017 empfing er seinen ersten Gast aus den USA. Yun Ta erzählt: „Mein erster Gast war ein US-amerikanischer Fotograf. Er war extra hergekommen, um Schneeleoparden zu fotografieren.“
Als langjähriger Hirte weiß Yun Ta genau, wo sich die Schneeleoparden gerne aufhalten. Schon am zweiten Tag nach der Ankunft des Fotografen hatte er unter Leitung seines Reiseführers das Glück, Schneeleoparden zu sehen. Yun Ta erklärt: „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Es war an einem frühen Morgen. Als wir den Berg hochkletterten, sahen wir gerade einen Schneeleoparden bei der Jagd nach einem Felsenschaf. Der Fotograf war total begeistert und hielt die Szene sofort mit seiner Kamera fest.“
2020 kam der Fotograf zum zweiten Mal nach Angsai, war jedoch bei einer anderen tibetischen Familie zu Gast. Als Yun Ta dies erfuhr, ging er sofort hin, um ihn zu besuchen. „Er erkannte mich schon auf den ersten Blick. Aufgeregt umarmten wir uns. Er war sehr gerührt, dass ich extra kam, um ihn zu besuchen.“
Yun Ta hat in den vergangenen Jahren zehn Gruppen von Touristen empfangen. Die Hälfte seines Jahreseinkommens stammt aus dem Tourismus. Er ließ neben seiner alten Wohnung eine exquisite Holzhütte im tibetischen Stil bauen, wo die Touristen untergebracht werden können.
Yun Ta zufolge waren seine Besucher sehr freundlich und voller Neugier und Erwartung für die Region. Er pflegt bis heute noch Kontakt zu jedem Gast, den er betreut hat. „Ich habe viel von ihnen gelernt. Sie brachten mir Fotografie bei und erzählten mir von der Umweltschutzphilosophie in ihren Ländern. Ich bin nun ein Mensch im Dorf, der besser informiert ist.“
Anders als die Nationalparks im Ausland sind chinesische Nationalparks von Landwirten und Hirten bewohnt. Mit einer Sondergenehmigung für die Bewirtschaftung im Nationalpark dürfen sich die lokalen Einwohner am Aufbau des Nationalparks beteiligen und wirtschaftlich vom Naturschutz profitieren. Offiziellen Angaben zufolge gehören 45 Prozent der Einnahmen aus den ökologischen Erlebnisreisen in Angsai den Gastfamilien, 45 Prozent werden als öffentlicher Gemeinschaftsfonds und zehn Prozent als Wildtierschutzfonds genutzt.
Bis November 2021 sind im Rahmen des ökologischen Reiseprojekts in Angsai 169 Gruppen mit 479 Touristen empfangen worden. Die touristischen Einnahmen lagen bei 1,73 Milliarden Yuan RMB. Das Durchschnittseinkommen der Gastfamilien stieg um 37.000 Yuan RMB.