Satellit „Wukong“ ist der dunklen Materie auf der Spur

2020-10-16 08:00:00

Während und rund um die „Goldene Woche“ mit acht freien Tagen rund um den chinesischen Nationalfeiertag und das traditionelle Mondfest waren mehr als 600 Millionen Chinesen verreist. Auf einer Höhe von etwa 500 Kilometer war zu jener Zeit auch ein „Affe“ unterwegs. Aber gemeint ist nicht das Tier, sondern ein chinesischer Satellit zur Erkundung von Teilchen der dunklen Materie, der nach dem Affenkönig Sun Wukong im klassischen chinesischen Roman „Die Reise nach Westen“ benannt wurde.

Der knapp zwei Tonnen schwere Satellit „Wukong“ wurde am 17. Dezember 2015 an Bord einer Langer-Marsch-Trägerrakete vom Startzentrum Jiuquan in der nordwestchinesischen Provinz Gansu ins All geschickt. Auf einer sonnensynchronen Umlaufbahn in Höhe von mehr als 500 Kilometer soll der „Wukong“ vor allem neue Erkenntnisse über die unsichtbare Dunkle Materie sammeln. Bislang umkreist er bereits seit 1.746 Tagen, also rund 4,8 Jahren die Sonne, obwohl seine Lebensdauer ursprünglich nur auf drei Jahre ausgelegt war. Im Januar vergangenen Jahres begann die erste Verlängerung seiner Nutzungsdauer. Bis zum 30. September dieses Jahres hat der „Wukong“ den gesamten Himmel bereits neun Mal gescannt und dabei mehr als 8,69 Mrd. energiereiche Teilchen festgestellt.

Wissenschaftlern der Sternwarte Zijinshan zufolge wird die Nutzungsdauer des „Wukong“ Anfang kommenden Jahres weiter verlängert, sollte bis dahin alles noch gut funktionieren.

Nach Angaben von Chang Jin, Forscher bei der Sternwarte Zijinshan im ostchinesischen Nanjing, handelt es sich beim „Wukong“ um das erste hochauflösende Weltraumteleskop, das China ins All geschickt hat. „Man geht davon aus, dass der Wukong die Erkenntnisse der Menschheit über das Universum verändern und große wissenschaftliche Durchbrüche erzielen kann“, sagte Chang Jin.

Wissenschaftler schätzen, dass mehr als 95 Prozent des Universums aus dunkler Materie und dunkler Energie bestehen. Dabei entfallen 26,8 Prozent auf die dunkle Materie, die weder sichtbar ist noch elektromagnetische Wellen ausstrahlt, oder an der elektromagnetischen Wechselwirkung teilnimmt. Daher könnte sie nicht von optischen oder elektromagnetischen Beobachtungsgeräten erfasst werden.

Das Interessante an dunkler Materie dabei ist, dass Wissenschaftler schon lange erfolglos danach suchen. Die erste Hypothese darüber ist nun auch schon 80 Jahre alt. Seither suchen Wissenschaftler weltweit aktiv nach einer Erklärung für dunkle Materie. Physiker und Kosmologen versuchen seit Jahrzehnten mit Weltraumteleskopen und Teilchenbeschleunigern der dunklen Energie und der dunklen Materie auf die Spur zu kommen. Die Mission des chinesischen Satelliten „Wukong“ zählt auch zu den erfolgversprechenden praktischen Ansätzen.

Der „Wukong“ ist das weltweit dritte und leistungsfähigste Gerät, das mit BGO-Energie-Detektoren ausgestattet ist. Jeder Detektor setzt sich aus 308 dünnen Kristallen zusammen, mit denen die Energie der Teilchen im Weltraum eingefangen werden kann. Die dadurch gesammelten Daten werden anschließend von rund 100 Wissenschaftlern bei der Sternwarte Zijinshan ausgewertet.

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