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(GMT+08:00) 2005-07-05 17:56:12    
Der Zauberpinsel (2)

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Solche Wundertaten konnten freilich nicht lange verborgen bleiben. Von Mund zu Mund sprach sich die Kunde, und als der reiche Gutsherr davon erfuhr, meldete sich sogleich seine Habgier, und stracks sandte er zwei handfeste Knechte aus, die den kleinen Zauberer einfach beim Schöpf nahmen und in den Gutshof schleppten.

Dass es die reichen Herren nicht gut mit den Armen meinten, hatte Ma Liang trotz seiner Jugend schon erkannt, und da er ein standhafter und tapferer |unge war, weigerte er sich, ungeachtet der schärfsten Drohungen und der lockendsten Versprechungen, auch nur einen Strich für den Gutsherrn zu tun. Darüber wurde dieser so wütend, dass er ihn schließlich in den Stall sperren ließ und strikten Befehl gab, ihm weder Speise noch Trank zu reichen.

Drei Tage schon hatte er mutterseelenallein im Stall verbracht. Gegen Abend des dritten Tages fing es zu schneien an. Große Flocken fielen vom Himmel herab, und bald hatte sich eine dicke, flaumige Schneedecke über die frostharte Erde gebreitet. Da dachte der Gutsherr: Wenn Ma liang noch nicht verhungert ist, dann wird er inzwischen erfroren sein. Doch als er zur Stalltür kam, schimmerte ihm durch die Ritzen glutroter Feuerschein entgegen, und zugleich stieg ihm der Duft von frischem Gebäck in die Nase. Auf leisen Sohlen schlich er heran und blickte hinein; drinnen aber saß der kleine Ma Liang gemütlich bei einer Feuerpfanne und verzehrte einen heißen Kuchen nach dem anderen. Aha! dachte der Gutsherr, das hat er sich wieder gemalt; wie sollten denn sonst Pfanne und Holz und Mehl in den Stall gekommen sein? Wutschnaubend holte er seine Knechte herbei und befahl ihnen, den Jungen kurzerhand zu erschlagen. In Zukunft würde ihm der Pinsel gehören.

Auf sein Geheiß drangen ein Dutzend Knechte in den Stall - wo aber war der Junge? An der Ostmauer lehnte eine Leiter, die bis zum Dach hinauf reichte. Der Gutsherr wollte ihm nachklettern, doch kaum hatte er den Fuß auf die dritte Sprosse gesetzt, da stürzte er hinunter und fiel rücklings zu Boden. Und mit einem Mal war keine Spur mehr von der Leiter zu sehen.

Nach seiner Flucht aus dem Gutshof wusste Ma Iiang, dass er nicht mehr länger im Dorf bleiben konnte, denn wo immer er sich versteckt hätte, würden ihn die Häscher des Gutsherrn aufspüren, und er würde nur alle jene ins Verderben reißen, die ihm Unterschlupf gewährten. Wehmütig sagte er seiner lieben Heimat ade: "Lebt wohl, teure Freunde, lebt wohl! Vielleicht gibt's ein Wiedersehen." Und in aller Eile malte er sich ein Pferd, schwang sich in den Sattel und galoppierte auf die Landstraße hinaus.

Er war noch nicht weit geritten, da hörte er Pferdegetrappel hinter sich. Vom Lichtschein lodernder Fackeln blutrot Übergossen, kam ein Trupp Reiter dahergesprengt, voran der Gutsherr, das blanke Schwert in der Faust, und hinter ihm seine grimmigen Knechte. Da holte Ma Liang seinen Pinsel hervor, malte sich Bogen und Pfeil und wartete, bis die Verfolger auf Schussweite herangekommen waren; zwirrr! schwirrte der Pfeil von der Sehne, und mitten in die Kehle getroffen, stürzte der Gutsherr vom Pferd. Nun aber spornte Ma Iiang sein Ross zur Eile an, und mit verhängten Zügeln raste er dahin.

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