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(GMT+08:00) 2005-07-05 17:46:32    
Die drei Helden (1)

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Es lebte einmal ein Mann namens Babuga (Faust). Niemand wusste, woher er kam, ob er vom Himmel gefallen oder der Erde entsprungen war. Ohne Heimat und ohne Familie, zog er von Ort zu Ort.

Eines Tages kam er am Fuß eines bewaldeten Berges vorbei. Dort traf er auf eine alte Frau mit schneeweißem Haar und einen alten Mann, dessen weißer Bart ihm bis auf die Brust fiel. Die beiden saßen unter einem Baum und wehklagten. Babuga hörte, wie sie mit Tränen in der Stimme riefen:

Oh, geliebte, einzige Tochter, ach herrjemine.

Als du in der Wildnis Blumen pflücktest,

Kam das dreiköpfige Ungeheuer und entführte dich.

Jetzt ist deine Schönheit und dein kostbares Leben

vielleicht schon nicht mehr, ach herrjemine.

Babuga empfand großes Mitleid mit dem alten Paar und ging auf sie zu, um sie zu trösten: "Großmuter, Großvater, hört bitte auf zu weinen. Selbst wenn, ihr euch zu Tode weintet, würde das Ungeheuer euch eure Tochter nicht zurückgeben. Sagt mir lieber, in welche Richtung das Ungeheuer verschwunden ist. Ich werde einige Freunde holen, und gemeinsam werden wir die Verfolgung aufnehmen. Vielleicht können wir eure Tochter retten."

"Ach, mein Junge! Es ist ja gut gemeint von dir. Aber wie willst du unsere Tochter aus den Klauen des Ungeheuers befreien, wo es doch an einem unzugänglichen Ort lebt. Setze dein Leben doch nicht aufs Spiel!"

Babuga erwiderte darauf nur: "Großmutter, nun sage mir doch schon, in welche Richtung ist das Ungeheuer verschwunden?"

Die alte Frau hob ihren Arm, um mit der Hand ihre Tränen wegzuwischen, und wies in die Richtung eines vor ihr liegenden Pfades.

"Es ist in diese Richtung davongegangen!"

Der alte Mann zog ihren erhobenen Arm herunter: "Ach was, du weißt ja nicht, was du tust!" Dann sagte er zu Babuga gewandt: "Mein Junge, ihr Herzenskummer ist einfach zu groß, deshalb kann sie weder Norden von Süden noch Osten von Westen unterscheiden. Das Ungeheuer ist in Richtung Norden gegangen."

"Haltet ein! Großmutter, Großvater, kehrt ruhig heim. Ich werde eure Tochter retten. Gebt gut auf euch Acht und wartet meine Rückkehr ab."

"Du bist ein so gutherziger Junge. Wir hoffen nur, dass du sicher zurückkehren wirst."

"Wartet auf mich. Macht euch keine Sorgen um mich."

Danach verschwand er wie der Blitz in Richtung Norden.

Dies alles geschah im Sommer, während der Hundstage. Babuga war noch nicht lange unterwegs, als er sich schon sehr durstig fühlte. Seine Zunge war ausgetrocknet wie ein verdorrtes Blatt, und er sehnte sich um alles in der Welt nach etwas zu trinken. Aber das nächste Dorf lag noch Meilen entfernt. Das Einzige, was er tun konnte, war sich am Wegesrand hinsetzen und ausruhen. Gerade in diesem Augenblick kam eine Frau vorbei mit einer Schulterstange, an deren einem Ende ein Eimer aus Holz und am anderen Ende ein Eimer aus Birkenrinde hing. Babuga stand auf, um sie zu begrüßen: "Liebe Frau, was trägst du in deinen Eimern und wohin gehst du?"

"Ich bringe meinem Mann Essen und Wasser. Er arbeitet auf den Feldern."

Babuga trat einen Schritt auf sie zu und sagte: "Liebe Frau, ich habe einen weiten Weg vor mir. Diesen mörderischen Durst kann ich nicht mehr länger ertragen. Bitte gib mir etwas Wasser aus deinem Eimer. Das nächste Dorf liegt noch so weit weg. Bitte gib mir etwas zu trinken, ja?"

Die Frau entgegnete daraufhin: "Nein, das geht nicht. Mein Mann pflügt heute. Wahrscheinlich ist auch er jetzt schon fürchterlich durstig und wartet darauf, dass ich ihm etwas zu trinken bringe. Du musst schon ins Dorf gehen, um zu trinken."

"Halt mal! Wenn man am Verdursten ist, geht's doch jedem gleich. Lass mich nur meine Zunge mit Wasser benetzen, das reicht schon. Oder hast du ein Herz aus Stein?"

Die Frau gab nach und antwortete: "Nun gut. Hier, nimm einen Schluck."

Sie ließ die Eimer auf die Erde nieder, um Babuga etwas zu trinken zu geben. Babuga ergriff den Birkeneimer und setzte ihn an die Lippen. Er war so durstig, dass er den Eimer in einem Zug leer trank. Da wurde die Frau wütend: "Schau nur, was du getan hast!" schrie sie, "Du hast das Wasser bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken. Wenn mein Mann kein Wasser bekommt, wird er mich bestimmt schlagen!"

Die Frau hockte sich auf den Boden und begann zu wehklagen. Dass er den ganzen Eimer Wasser ausgetrunken hatte, war Babuga peinlich. Verlegen sagte er: "Liebe Frau, höre bitte auf zu weinen. Ich werde selbst zu deinem Mann gehen und ihn um Verzeihung bitten."

Gesagt, getan. So gingen die beiden bis zu dem Feld, wo der Mann pflügte. Als er seine Frau kommen sah, kam er von der Furche, die er eben zog, herübergerannt, und rief laut: "Schnell, gib mir Wasser! Ich komme um vor Durst. Mein Mund ist schon ganz ausgetroknet."

Als er jedoch den leeren Eimer sah, verfärbte sich sein Gesicht vor Wut. Er hob die Peitsche vom Boden auf und versuchte, seine Frau damit zu schlagen. Babuga aber sprang dazwischen und fiel ihm in den Arm: "Lieber Mann, bitte schlag sie nicht. Es ist nicht ihr Versäumnis. Ich war es, der den Eimer leertrank. Ich bin hierher gekommen, um dich um Verzeihung zu bitten."

Vor Wut kochend schrie der Bauer seine Frau an: "Nimm das Essen wieder mit! Nicht mal einen Tropfen Wasser! Willst du mich verdursten lassen?"

Babuga sagte: "Lieber Mann, beruhige dich. Nachdem ich dein Wasser getrunken habe, habe ich wieder ungeheure Kraft bekommen. Zum Dank dafür werde ich dir klares, kühles Quellwasser geben!"

Sprach's, hob beide Fäuste in die Luft und schlug mit ihnen mehrmals auf den Boden. Aus einem Loch, das so groß war wie die Öffnung eines Kessels, sprudelte klares, erfrischendes Quellwasser. Der Bauer bewunderte Babuga von ganzem Herzen. Er teilte das Essen in zwei gleiche Teile. Sie aßen zusammen und tranken das Wasser aus der Quelle. Der Bauer sprach: "Deine Faust ist wirklich unübertrefflich!"

"Na, darum werde ich ja Babuga gerufen."

"Wenn ich bei dir bliebe, brauchte ich mir, wo

immer ich auch hinginge, niemals mehr über Quelle und Brunnen Gedanken zu machen. Warum werden wir zwei nicht Blutsbrüder?"

"In Ordnung!"

"Wer von uns ist älter?"

"Ach, wen schert das. Du bist der ältere Bruder. Einverstanden?"

Also wurde der Bauer der ältere Bruder und Babuga der jüngere. Nun zeigte es sich, dass auch der Bauer enorme Kräfte besaß. Als er in der Abenddämmerung seine Felder verließ, um heimzukehren, klemmte er sich den Pflug hinter die Ohren, nahm die vier Ochsen, die den Pflug gezogen hatten, unter die Arme und trug sie so nach Hause, ohne auch nur ein bisschen außer Atem zu geraten. Nachdem sie zu Abend gegessen hatten, erzählte Babuga dem Bauern von seinem Plan, einige Männer zu versammeln, um die einzige Tochter der beiden Alten zu befreien. Der Bauer antwortete: "Wer könnte bei solch einem Unternehmen daneben stehen und zuschauen? Aber sind wir zu zweit dieser Aufgabe auch gewachsen?"

"Wenn nicht, dann müssen wir eben noch andere für unseren Plan gewinnen. Wenn drei oder vier ihre Kräfte zusammentun, könnten wir dann nicht das Ungeheuer besiegen?"

Am nächsten Morgen zogen sie nach dem Frühstück los. Der Bauer trug seinen aus einem Pfluggriff gefertigten Bogen und die Pfeile aus der Pflugschar auf den Schultern. Babuga fragte: "Bruder, du hast Pfeil und Bogen dabei. Was soll ich mit auf den Weg nehmen?"

"Deine zwei Fäuste werden genügen!"

Sie gingen in Richtung Norden und hielten dabei nach Kampfgefährten Ausschau.

Eines Tages kamen sie an einen Ort, der von hohen Bergen umgeben war. Sie sahen große Rinderherden, die insgesamt sieben Täler ausfüllten. Als der Hirte Babuga und den Bauern gewahr wurde, kam er winkend aus der Ferne herbeigelaufen und rief: "Liebe vorbeiziehende Brüder, macht hier bitte kurz Rast und helft uns. Ein wilder Bulle, dessen spitze Hörner Steine zersprengen können, erschien hier vor ein paar Tagen, wie aus heiterem Himmel. Bisher hat er jeden Tag zwei bis drei Dutzend Tiere aufgespießt. Egal, was wir auch versuchen, wir können ihn nicht zur Strecke bringen. Bitte helft uns!"

Babuga entgegnete: "Wäre es nicht schade, einen Bullen mit solch außergewöhnlichen Kräften zu töten? Gebt ihn mir!"

Hocherfreut rief der Hirte: "Gut, wenn du ihn bändigen kannst, werden wir ihn dir geben. Außerdem werden wir dir noch fünfzig fette Ochsen zum Geschenk machen."

Babuga musste lächeln: "Wir brauchen eure Ochsen nicht. Der wilde Bulle ist genug."

Babuga begab sich zu den Rinderherden. Es dauerte nicht lange, da sah er einen wilden Bullen mit schwarzem Fell, das in der Sonne glänzte. Seine beiden Hinterbeine hatte er fest gegen den Boden gestemmt, sein Kopf war ein wenig geneigt, seine Nüstern dampften. Wild stürmte er auf einen großen Stein los. Der Aufprall seiner harten Hörner ließ Funken stieben und mit einem lauten Knall zerbarst der Stein in tausend Stücke. Babugas Freude war grenzenlos über das Erscheinen solch eines wilden, grimmigen Tieres. Schnell wie der Wind stürmte er hinüber und schwang sich auf den Rücken des Bullen, indem er die beiden Hörner mit festem Griff umklammerte. Wie hätte der schwarze Bulle, der daran gewöhnt war, frei herumzulaufen, das ertragen können! Er bockte, um Babuga abzuwerfen. Rittlings schmiegte sich Babuga an den Rücken des Bullen und klemmte seine beiden Beine in dessen Flanken, so als wäre er festgewachsen. Mit Babuga auf dem Rücken galoppierte der Bulle wie toll durch das Tal davon, Steine so groß wie Mühlräder in die Luft schleudernd. Wie er so über die Steppe stürmte, pflügte er förmlich den Boden unter sich. Er rannte Stunde um Stunde, Meile um Meile. Sein Fell war schon ganz nass vom Schweiß. Dann machte er kehrt und lief zurück zu den Herden, wo er langsam zum Stehen kam. Babuga stieg ab und tätschelte den Bullen leicht am Kopf. Verschmitzt rief er: "Halt, halt. Du bist ganz erschöpft von diesem Lauf. Nun bin ich an der Reihe, dich zu tragen!"

Mit diesen Worten hob er den Bullen mit beiden Händen vom Boden und legte ihn sich über die rechte Schulter. Der Bauer und Babuga nahmen von dem Hirten Abschied und setzten ihren Weg fort.

Wieder legten sie eine große Strecke Weges zurück. Eines Tages stießen sie auf einen stämmigen Kerl, der mitten auf dem Weg stand. Mit gespreizten Beinen, ausgebreiteten Armen und hocherhobenem Kopf schaute er in den Himmel. Babuga ging mit dem Bullen über der Schulter auf ihn zu und fragte: "Hallo, was starrst du so in den Himmel? Warum versperrst du uns den Weg?" Der Mann antwortete beiläufig, als sei nichts Außergewöhnliches geschehen: "Ach, ja, was soll ich sagen? Gestern um diese Zeit warf ich eine Steinwalze in die Luft, und sie ist bis jetzt nicht heruntergekommen. Wenn ich hier nicht warten würde, könnte sie jeden Augenblick zu Boden fallen und dabei Vorübergehende zermalmen. Ich würde wegen Mordes angeklagt werden."

Nachdem Babuga dies aus dem Mund des kräftigen Kerls vernommen hatte, murmelte er für sich: "Ich hätte nie geglaubt, dass es Menschen mit solchen Kräften auf der Erde gibt!" Er fragte den stämmigen Kerl: "Wie heißt du?"

"Ich werde Baole (Steinwalze) genannt."

"Wir suchen Leute wie dich. Willst du unser Blutsbruder werden und mit uns ziehen?"

"In Ordnung; aber ich muss erst warten, bis die Steinwalze heruntergefallen ist. Danach können wir weiter sehen."

Alle drei schauten gen Himmel. Kurze Zeit später erschien ein schwarzer Punkt am Himmel und Baole rief:

"Brüder, tretet zur Seite."

Dann sagte er:

"Steinwalze, Steinwalze,

Kehre in die Hand deines Meisters zurück."

Mit lautem Krachen fiel die Steinwalze in Baoles Hand, der sie daraufhin in einem aus Lederstreifen gefertigten Beutel verstaute. Als Baole damit fertig war, schworen alle drei, Babuga, der Bauer und Baole, Blutsbrüderschaft. Der Bauer fragte Baole: "Wie alt bist du?"

"Wer weiß! Ich habe seit meiner Kindheit mit Steinwalzen gespielt und darüber mein Alter vergessen. Ihr zwei könntet meine älteren Brüder sein, und ich wäre der Jüngste von uns dreien."

Sie setzten sich, um Rast zu machen. Babuga und der Bauer erzählten Baole von ihrem Plan, die einzige Tochter der beiden Alten zu befreien, und was ihnen bisher auf dem Weg schon alles widerfahren war. Baole war voller Begeisterung: "Was für ein Mordsspaß mit einem Ungeheuer zu kämpfen! Ich werde ihm den Kopf mit meiner Steinwalze einschlagen."

Wieder machten sie sich auf den Weg. Der Bauer klemmte sich Pfeile und Bogen hinter die Ohren, Babuga trug den wilden Bullen über seiner Schulter und Baole umklammerte den Beutel mit der Steinwalze. Nachdem sie so einige Tage gewandert waren, erreichten sie eine Stadt im Norden. Dort fanden sie einen Schmied, der für sie zwei eiserne Spieße fertigte, ein jeder hundert Pfund schwer. Er befestigte sie an den Hörnern des Bullen. Außerdem versah er die Steinwalze mit dreißig eisernen Zähnen und schmiedete eineinhalb Fuß lange eiserne Spitzen für die Pfeile des Bauern. Als sie damit fertig waren, setzten sie ihren Weg in Richtung Norden fort.

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