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(GMT+08:00) 2005-06-30 18:03:09    
Die Zauberflöte (2)

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Am dritten Tag wurde es dunkler und dunkler im Gebirge, die dichten Wälder rauschten finster im Wind, Tigerbrüll erschütterte das Tal. Aus Angst versteckte sich Layue Sheng auf einem großen Baum. Da sah er am gegenüberliegenden Berghang ein buntfarbiges Licht, das immer heller und heller leuchtete und mal hoch oben und mal tief unten erstrahlte. Es sah bald wie eine farbige Brücke, bald wie ein Palast aus. Layue Sheng war erstaunt, dass sich unter dem Lichtstrahl ein Bambushain befand. Seine Zweige schwankten hin und her.

"Was ist das? Wohnen dort die Unsterblichen?" fragte sich Layue Sheng überrascht. ?Das muss der Bambus der Unsterblichen sein", rief er voller Freude. "Daraus kann ich die Zauberflöte schnitzen." Aufgeregt sprang er vom Baum herab, erinnerte sich aber, dass man den Wohnsitz der Unsterblichen nicht in der Nacht betreten darf. Sonst werden die wilden Tiere wach und zerreißen die Menschen. Er versteckte sich wieder im Baum und beobachtete die ganze Nacht das schöne, stets wechselnde Licht.

Am nächsten Morgen, die Hähne hatten dreimal schon gekräht, dämmerte es am ösdichen Himmel herauf. In den Wäldern begannen die Vögel zu zwitschern. Er strich übers Messer an seiner Hüfte und brachte die Armbrust auf der Schulter in Ordnung. Dann näherte er sich mutig dem Bambushain. Ungefähr neun oder zehn Meter davor stürzte sich ein Tiger zähnebleckend und prankenschlagend auf ihn. Ängstlich trat Layue Sheng einige Schritte zurück, zog schnell die Armbrust und schoss den Tiger nieder. Doch kaum einen Atemzug später kam ein zweiter Tiger. Den schoss Layue Sheng ins Auge. Der Tiger brüllte vor Schmerz, sprang sechs Meter hoch und fiel vom Felsen ins Tal. Layue Sheng wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Darauf kam plötzlich ein dritter Tiger, der so mächtig und so nah war, dass Layue Sheng nicht mehr schießen konnte. Er zog sein Messer und schlug mit ganzer Kraft den Tiger auf den Kopf. Sogleich stürzte der Tiger tot zu Boden.

Layue Sheng schwitzte am ganzen Körper. Er machte eine kurze Pause und betrat dann ungehindert den Bambushain, schnitt zwei Bambusrohre ab und schnitzte sie aufmerksam bis zum Abend. Da erst hatte er eine Flöte angefertigt. Als er auf ihr blies, kamen alle Vögel geflogen und umkreisten seinen Kopf. Er flötete ein zweites Mal, und es kamen Rehe, Rothirsche, Tiger und Leoparden. Die wohlklingende Flötenstimme erfüllte im Abendwind den ganzen Wald; die Vögel zwitscherten und flatterten mit den Flügeln, die wilden Tiere sangen, wiegten dabei den Kopf und wedelten mit dem Schwanz. Nur der Wunderochse kam nicht hervor. Layue Sheng stieg flötend auf den Berggipfel, gefolgt von den wilden Tieren und den Vögeln. Doch der Ochse ließ sich noch immer nicht blicken. Eilig kletterte Layue Sheng auf einen hohen Felsen und blies seine Flöte so kräftig, dass die Töne wie rollende Perlen in allen Ecken widerhallten. Endlich erschien in weiter Ferne ein riesiger Ochse, der mit wiegendem Kopf und wedelndem Schwanz auf Layue Sheng zukam.

Was war das für ein riesiger Ochse: hoch und groß und fett und stark! Sein Körper war mit glänzendem schwarzen Fell bedeckt. Durch seine Nase ging ein Eisenring. Mit seinen Augen blickte er Layue Sheng gerade so an, als ob er etwas zu sagen hätte. Voller Freude lockerte Layue Sheng seinen grünen Korbgürtel und band ihn am Eisenring fest. Layue Sheng streichelte den Rücken des Ochsen. Da drehte sich dieser um und leckte mit seiner Zunge zärtlich Layue Shengs Hände. Der sprang auf den Rücken des Ochsen, und sie gingen Schritt für Schritt vom Berg herab fröhlich nach Hause.

Layue Shengs Eltern umarmten ihren Sohn aufgeregt und fragten besorgt: "Wo bist du gewesen? Wir fürchteten schon, du wärst von wilden Tieren gefressen worden." Layue Sheng tröstete seine Eltern und erzählte, was sich ereignet hatte, die Eltern streichelten hocherfreut mal den Kopf des Ochsen, dann wieder seine Nase, gerade so, als ob sie einen Schatz bekommen hätten, sie konnten die ganze Nacht nicht schlafen.

Am nächsten Tag trieben Vater und Sohn den Wunderochsen aufs Feld. Er pflügte in kurzer Zeit viele Felder, und bald kehrten Vater und Sohn, den Wunderochsen laut lobend, nach Hause zurück.

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