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(GMT+08:00) 2005-06-28 15:47:49    
Der Reiter im grünen Gewand (2)

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Als der Frosch zur Burg kam, rief er: "Chungpon, mach auf!"

Da schickte der Chungpon einen seiner Diener hinunter, um nachzusehen, wer da so ungestüm Einlass begehre. Und bald kam jener zurück und brachte die seltsame Nachricht: "Herr, ein Fröschlein ist's, das vor dem Tore steht, ein winziges Fröschlein."

"Gebieter", sprach darauf der Vogt und wiegte bedenklich sein Haupt, "das muss wohl ein Kobold sein. Lasst uns Asche nehmen und ihn damit bestreuen."

Der Chungpon aber entgegnete: "Nein, das sollten wir nicht tun. Mit einem so sonderbaren Gast wird's auch eine besondere Bewandtnis haben. Frösche sind dem feuchten Element entstiegen; wer weiß, ob's nicht ein Bote aus dem Palast des Drachenkönigs ist. Als einen guten Geist lasst uns das Fröschlein behandeln und ihm göttliche Ehren erweisen: Geht und besprengt es mit reiner Milch."

Das taten die Diener. Alsdann begab sich der Chungpon zum Tor und redete also das Fröschlein an: ?Bist du aus dem Drachenpalast zu uns geschickt? Sag an, was führt dich her."

"Nein, nicht der Drachenkönig sendet mich, auf Freiersfüßen komme ich, aus eigenem Willen", antwortete das Fröschlein. "Drei erwachsene Töchter hast du im Haus, und eine davon möchte ich heute noch heimführen. Gewähre mir die Bitte und nimm mich zum Schweigersohn, Chungpon."

Da erschraken alle. Und der Chungpon wurde ungehalten und sagte: "Willst du dir Scherze mit mir erlauben, Frosch! Ein winziges, hässliches Tierlein wie du wagst es, um die Hand meiner Tochter anzuhalten! Gar manchen Edelmann habe ich schon abgewiesen, und da will nun ein Frosch mein Schwiegersohn werden! Den Gedanken schlag dir beizeiten aus den Kopf."

"Du willst mir die Bitte also nicht gewähren, Chungpon?" erwiderte das Fröschlein. "Nun, dann werde ich eben lachen."

Unwillig rief der Chungpon: "Genug davon! Wider Sinn und Vernunft ist, was du verlangst. Lach nur meinetwegen, wenn's dich danach gelüstet!"

Da hub nun das Fröschlein allen Ernstes zu lachen an. Und ein markerschütterndes Lachen war das - lauter, zehnmal, hundertmal lauter als die tausendstimmigen Quak-Serenaden der Teichfrösche in mondhellen Sommernächten. Ja, selbst den Erdboden machte das Fröschlein zittern mit seinem Lachen; und so fürchterlich bebte der Grund, dass Söller und Bergfried ächzend hin- und herschwankten, dass die Mauern klaffende Risse bekamen und die ganze Burg einzustürzen drohte, ein Steinhagel pfiff durch die Luft, ein Sandturm erhob sich und verfinsterte das Sonnenlicht. Der Chungpon und die Seinen dachten bereits, dass ihr letztes Stündlein geschlagen habe. Wie besessen rannten sie in der Burg umher, fielen stolpernd übereinander und stülpten sich allerart Hausgerät über den Kopf, um sich gegen das herabfallende Gemäuer zu schützen.

Der Chungpon wusste sich nicht mehr zu helfen, und so riss er schließlich das Fenster auf, steckte vorsichtig den Kopf hinaus und flehte das Fröschlein an: "Lach nicht mehr, ich bitte dich, lach nicht mehr! Wenn du so weiter lachst, wird's bald um uns geschehen sein. Gewährt sei dir deine Bitte, Frosch. Meine älteste Tochter sollst du zum Weibe haben."

Da hörte der Frosch zu lachen auf. Das Beben wurde schwächer und schwächer, und allmählich schlossen sich auch wieder die Risse in den Burgmauern.

Dem Chungpon aber steckte immer noch der Schreck in den Gliedern. Geschwind rief er seine älteste Tochter herbei und gelobte sie dem Frosch als Gattin an. Die Mitgift ließ er auf ein Packpferd laden und für die Braut einen Zelter satteln, damit sie sogleich mit ihm heimreiste.

Nur widerwillig und mit grollendem Herzen fügte sich die Tochter dem Gebot ihres Vaters. Und als es Zeit zum Aufbruch wurde und sie den Zelter besteigen sollte, da fiel ihr Blick auf eine steinerne Handmühle, die im Hofe lag, und rasch nahm sie den Drehstein auf und versteckte ihn unter ihrem Gewand.

Auf dem Heimweg hüpfte der Frosch fröhlich und guter Dinge voraus, und hinter ihm folgte die Braut hoch zu Ross. Ei, dachte sie sich, als sie den winzigen Bräutigam so arglos und unbekümmert einherhüpfen sah, ein Huftritt genügt wohl, um ihm den Garaus zu machen. Doch jedes Mal, wenn sie auf ihn zusprengte, hopste der Frosch flink zur Seite, so dass sie ihm trotz aller Tücke und Arglist nichts anhaben konnte. Schließlich riss ihr die Geduld, und als sie wieder einmal dicht an ihn herangeritten war, holte sie blitzschnell den Drehstein hervor und schmetterte ihn dem armen Frosch auf den Kopf, schwenkte herum und galoppierte zurück.

Da hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich: "Halt! Zügelt Euer Pferd, Fräulein." Erschrocken drehte sie sich um, und siehe da, heil und unversehrt kam der Frosch hinter ihr hergehüpft. Der Mühlstein hatte nämlich in der Mitte ein Loch, und durch dieses war er herausgesprungen, als sie den Stein hinterrücks auf ihn niedergeworfen hatte.

Von Angst und Grauen gepackt hielt sie das Pferd an. Der Frosch aber sagte ganz ruhig und gelassen: "Das Schicksal scheint uns nicht füreinander bestimmt zu haben, Fräulein. Nun, so will ich Euch denn auch wieder zurückbringen, da es Euch so sehr nach Hause zieht." Und damit ergriff er den Zaum ihres Zelters und geleitete sie heim.

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