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(GMT+08:00) 2005-06-24 15:46:45    
Die Geschichte eines Gefolgsmannes (3)

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Bator wusste nicht, wie lange er im Brunnen gewesen war. Plötzlich hörte er das Murmeln eines Baches. Er schlug die Augen auf und fand, dass er am Ufer eines kleinen Flusses unter einem Baum lag. Er war sehr verwirrt. "Bin ich tot oder nicht?" Er biss in seinen Daumen. Der Daumen schmerzte ihn, so dass er überzeugt war, dass er noch lebte. Er setzte sich auf und stellte fest, dass seine Verletzungen gut verheilt waren. "Was ist nur mit mir los?" fragte er sich. Während er sich umblickte, sah er in der Nähe einen Mann auf dem Bauch liegen, der einmal sein linkes Ohr, dann das rechte Ohr an den Boden presste. Bator fand das merkwürdig. Er ging zu ihm und fragte: "Was machst du?" "Ich gehöre zur Gefolgschaft des Unterirdischen Königs. Ich habe vernommen, dass Ulan Bator in Not geraten und im Unterirdischen Königreich angekommen ist. Ich möchte mich mit ihm anfreunden."

Bator fragte: "Welche Fähigkeiten besitzt du, dass du dich mit ihm anfreundest?"

Der Lauschende stand auf und sagte: "Ich kann die Leute am anderen Ende des Berges sprechen hören, wenn ich mein Ohr an den Boden lege. Ich bin Kurier. Wer bist du?"

"Ich bin dein Freund, Ulan Bator!" Der Lauschende war hoch erfreut und lud Bator in seine Jurte ein. Bator sagte: "Wie ein Lamm, das seine Mutter keinen Augenblick verlassen kann, kann ich meine Heimat nicht verlassen. Meine Rache ist noch nicht erfüllt. Wie kann Bator auswärts bleiben! Meine Mutter wartet auf mich. Ich muss sofort nach Hause zurückkehren." Der Lauschende vermochte Bator nicht zurückzuhalten und versprach ihm, ihn wieder auf die Erde zu bringen. Er ließ Bator die Augen schließen. Bator fühlte, wie sein Körper stieg und stieg, und er hörte den Wind pfeifen. Nach geraumer Zeit vernahm er dicht an seinem Ohr die Worte: "Bator, Bator, ich kann dir helfen, wenn du mich brauchst. Ich kann, wenn du in Not bist, erscheinen, wenn du dreimal meinen Namen rufst." Bator öffnete die Augen und sah, dass er sich wieder auf der Erde befand. Aber vor ihm breitete sich nicht die Grassteppe aus, sondern ein hohes Gebirge versperrte ihm den Weg. Bator senkte den Kopf und fand einen Pfeil auf dem Boden liegen. Er ging in die Richtung des Pfeils und dachte: "Es gibt so viele hohe Gebirge auf meinem Weg, wann werde ich endlich die Heimat erreichen!" Er ging weiter und bemerkte, dass das hohe Gebirge plötzlich zur Seite rückte. Bator war sehr überrascht und ging rascher voran. Da erblickte er einen Mann, der mit seinen Händen das Gebirge vor sich herschob. Bator fragte ihn: "Was machst du da?"

Der Mann sah Bator an, ging, das Gebirge schiebend, weiter und antwortete: "Ich bin ein Dienstmann des Gebirgskönigs. Ich habe gehört, dass Ulan Bator in Not geraten und im Gebirgsreich angekommen ist. Ich möchte mich ihm anschließen."

Bator fragte: "Über welche Fähigkeit verfügst du, dass du dich ihm anschließen kannst?" Der Mann blieb stehen und sagte: ?Ich bin sehr stark und kann Gebirge bewegen. Ich bin Bergschieber."

Bator sagte: "Ich bin dein Freund, Ulan Bator."

Der Bergschieber war hoch erfreut und lud Bator ein, ihn zu seiner Jurte zu begleiten. Aber Bator sehnte sich nach seiner Heimat. Dem Bergschieber blieb nichts anderes übrig, als Bator auf die andere Seite des Gebirges zu bringen. Er hieß Bator die Augen schließen. Ein starker Sturm packte Bator und trug ihn über die Berge. Bator hörte die Geräusche der Bergtiere. Schon nach kurzer Zeit verstummten die Geräusche. Bator hörte dicht an seinem Ohr eine Stimme sagen: "Bator, Bator, ich kann dir helfen, wenn du mich brauchst. Ich kann, wenn du in Not bist, erscheinen, wenn du dreimal meinen Namen rufst." Bator schlug die Augen auf. Das hohe Gebirge lag hinter ihm. Vor ihm erstreckte sich ein gewaltiger See. "Wie kann ich den See überqueren?" überlegte Bator und sah sich nach einem Boot um. Da bemerkte er, dass das Wasser sank. Es dauerte gar nicht lange, und der See war ausgetrocknet. Voller Freude setzte Bator seinen Weg fort, musste aber zu seiner Bestürzung feststellen, dass aus dem Grund des Sees das Wasser wieder hervorzusprudeln begann und dass sich der See binnen kurzer Zeit wieder mit Wasser füllte. Bator war darüber sehr verwundert. Er blickte sich nach Rettung um und bemerkte einen Mann mit einem Schilfrohr zwischen den Lippen am schilfigen Seeufer sitzen. Das Wasser sank, wenn er einatmete, und stieg, wenn er ausatmete. Bator rief:

"He! Was machst du da?"

Der Mann sah Bator an und sagte: "Ich bin Wasserschlucker, ein Gefolgsmann des Seekönigs. Ich habe gehört, dass Ulan Bator in Not geraten und im Seereich angekommen ist. Ich möchte mich mit ihm befreunden."

Ulan Bator sagte: "Ich bin dein Freund, Ulan Bator."

Der Wasserschlucker war hoch erfreut und lud Bator in seine Jurte ein. Aber Bator wollte nach Hause. Der Wasserschlucker versprach ihm, ihn über den See zu bringen. Er hieß Bator die Augen schließen. Bator hatte das Gefühl, in einer Wiege zu liegen: Um seine Ohren hörte er das Wasser plätschern. Nach einer Weile wurde es wieder still, und eine Stimme sagte dicht an seinem Ohr: "Bator, Bator, ich kann dir helfen, wenn du mich brauchst. Ich kann, wenn du in Not bist, erscheinen, wenn du dreimal meinen Namen rufst." Bator schlug die Augen auf und sah, dass der See hinter ihm lag. Vor ihm erstreckte sich das endlose Grasland. Bator wusste, dass er nun nicht mehr weit von seiner Heimat entfernt war und schritt frohgemut voran. Als die Sonne unterging, machte Bator nicht Halt. Plötzlich sah er ein Licht wie einen Blitz vor sich aufleuchten. "Was ist das?" Bator war verwirrt. "Es sieht weder nach Leuchtkäfern noch nach Tigeraugen aus." Kurz darauf hörte er ein Pferd wiehern und schnauben. Da lachte Bator vor Freude, denn für ihn war ein Pferd wie das Wasser, das der Fisch zum Leben braucht. Bator rannte auf das Licht zu und sah vor sich ein Pferd mit silberner Mähne stehen. Aber als Bator aufsitzen wollte, wieherte das Pferd und schüttelte den Kopf. Bator besah sorgfältig das Pferd und entdeckte, dass die vier Hufe mit Seilen aus Rindersehnen an vier Pfosten gebunden waren. Da Bator kein Messer bei sich hatte, musste er sich hinknien und die Seile mit den Zähnen zerbeißen. Sein Zahnfleisch blutete, seine Zunge war verletzt, er spürte Schmerzen in jedem Muskel des Rückens, dennoch biss er weiter. Endlich hatte er ein Seil durchgetrennt. Aber ohne eine Pause einzulegen, arbeitete er weiter, bis alle vier Seile durchgebissen waren. Das Pferd wedelte mit dem Schweif, lief unter lauten Wiehern einen Kreis um Bator und ließ sich endlich vor Bator auf die Knie nieder. Bator sagte: "Du silbernes Pferd, ich möchte dich nach Hause reiten." Das Pferd senkte dreimal den Kopf und blinzelte mit den Augen. Bator schwang sich auf seinen Rücken und schloss die Lider. Der Wind sauste ihm um die Ohren. Schon nach kurzer Zeit wurde es um ihn still. Eine Stimme hörte er sagen: "Rache gegen Rache, Güte gegen Güte. Wenn du in Not bist, brauchst du nur dreimal meinen Namen zu rufen." Bator öffnete die Augen. Das silberne Pferd war verschwunden, aber vor sich sah er die heimatliche Jurte. Bator wurde von unbeschreiblicher Freude ergriffen und schlug den Türvorhang zur Seite. Seine Mutter saß starr vor der Wand. Sie war gealtert, Gesicht und Wangen waren abgezehrt, ihre Haare waren weiß geworden. Bator fiel vor seiner Mutter auf die Knie und sagte: "Mutter, ich bin heimgekehrt!"

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