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(GMT+08:00) 2005-06-21 13:28:44    
Das fliegende Kleid (1)

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Es war einmal ein Dongxiang-Mädchen, das Fatuman hieß. Als sie noch klein war, verlor sie ihre Mutter. Ihre Stiefmutter aber war böse und quälte das Mädchen oft. Fatuman wurde ein sehr kluges und geschicktes Mädchen. Alles, was die Stiefmutter ihr zu tun befahl, erledigte sie ohne Fehl und Tadel.

Die Stiefmutter suchte immer wieder, an Fatumans Arbeit Fehler zu finden, aber es gab daran nichts auszusetzen. Darüber erboste sich die Stiefmutter dermaßen, dass sie das Mädchen loszuwerden trachtete. Sie dachte: "Nur wenn ich Fatuman weit fortschicken kann, werde ich diesen Dorn aus meinen Augen herausreißen können."

Als Fatuman dreizehn Jahre alt war, verkaufte die Stiefmutter sie an einen Mann mit schwarzem Bart als Frau. Das Verlobungsgeschenk betrug fünfzig Tael Silber. Bei der Übergabe des Geschenkes wurde festgelegt, dass der Mann das Mädchen in drei Tagen abholen werde.

Bis dahin blieben das vordere wie auch das hintere Tor fest verschlossen. Das Mädchen befand sich in einer ausweglosen Lage, wie ein Rehkalb, das in einer Fallgrube gefangen war. Fatuman war sehr traurig, kummervoll und ängstlich.

Eine Schar weißer Tauben flog über dem Hof frei am Himmel. Fatuman beneidete die Tauben. Sie saß am Fenster und sang leise ein Lied:

"Meine lieben weißen Tauben,

Ich beneide euch so sehr.

Hätte ich auch solche Flügel,

Ward' auch ich frei dort am Himmel fliegen."

In der Nacht träumte sie, dass die weißen Tauben an ihr Bett geflogen kämen.

"Liebes Mädchen", sagten die Tauben, "wir schenken dir etwas, woraus du ein Kleid machen kannst. Wenn du in Gefahr bist und dieses Kleid anziehst, kannst du dich retten und Freiheit und Glück gewinnen." Dann riss sich jede der Tauben einige Federn aus dem Gefieder, sie legten sie auf Fatumans Lager und flogen davon.

Vom Rauschen des Flügelschlags der in den Himmel ziehenden Tauben wachte Fatuman auf. Sie öffnete die Augen und sah die weißen Federn neben sich. Freude bemächtigte sich des Mädchens. Sie stand auf, entzündete ein licht und fertigte sich aus den Federn die ganze Nacht hindurch ein Kleid an. Beim Morgengrauen war das schneeweiße, leichte Kleid fertig.

Der erste Tag und der zweite Tag gingen vorüber. In der Morgenfrühe des dritten Tages kam der Mann mit dem schwarzen Bart mit einem Maulesel, um Fatuman abzuholen.

Fatuman war sehr erschrocken. Sie verriegelte die Tür, versteckte sich in ihrer kleinen Kammer und wagte nicht, daraus hervorzukommen.

Die Stiefmutter stand vor der Tür und sagte mit verstellt freundlicher Stimme:

"Meine liebe Tochter, öffne die Tür."

"Aber Mutter, ich muss mich noch heraus putzen."

Eine Weile später fragte die Stiefmutter:

"Meine liebe Tochter, bist du schon fertig?"

"Mutter, ich kämme mir gerade die Haare."

Die Stiefmutter wartete voller Ungeduld und fragte:

"Fatuman, bist du endlich fertig?"

"Mutter, ich wasche mir das Gesicht."

Nachdem die Stiefmutter wieder geraume Zeit gewartet hatte, rief sie ärgerlich:

"Mädchen, bist du immer noch nicht fertig?"

"Mutter, ich ziehe gerade das Kleid an." Die Stiefmutter wollte nicht länger warten und ließ den Mann mit dem schwarzen Bart die Tür mit einem Fußtritt aufstoßen. Dann stürzten die beiden in die Kammer. Fatuman hängte sich eben ein schneeweißes, helles Kleid aus Federn um. Plötzlich verwandelte sich Fatuman in eine weiße Taube, die mit flatternden Flügeln und mit einem lauten Schrei durch die Tür hinaus in den Himmel flog. Die weiße Taube zog einige Kreise am Himmel, bis sie schließlich nicht mehr zu sehen war.

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