Die Expeditionen der Taiping-Armee
Zehn Tage nach Eroberung Nanjings durch die Taiping-Armee errichtete die Qing-Armee das Große Süd- und das Große Nordlager vor der Hauptstadt des Himmlischen Reiches Tianjing bzw. der Stadt Yangzhou, und die Qing-Regierung ergriff Maßnahmen zur massiven Unterdrückung der Taiping-Armee. Angesichts dessen begannen die Hauptkräfte der Taiping-Armee mit ihren Expeditionen gegen die Qing-Herrschaft.
Im Mai 1853 traten mehr als 20 000 Mann der Taiping-Armee die nördliche Expedition an. Sie eroberten in kurzer Zeit mehrere Provinzen und standen schon im Oktober vor Tianjin. Nach zweijährigen blutigen Kämpfen endete der Nordfeldzug der Taiping-Armee jedoch mangels Getreide und Verstärkung im Jahr 1855 mit einer Niederlage.
Gleichzeitig mit dem Nordfeldzug begann im Mai 1853 eine westliche Expedition zur Sicherung der Hauptstadt Tianjing. Eine Flotte mit 1000 Schiffen zog den Changjiang hinauf. Die Taiping-Armee eroberte mehr als 20 Städte und Kreise in der Provinz Anhui. Als sie jedoch 1854 die Provinz Hunan erreichte, stieß sie auf einen starken Widerstand der Hunan-Armee unter Zeng Guofan (1811-1872). Nach einer Reihe von Rückschlägen zog sich die Taiping-Armee aus Hunan und Hubei zurück, errang jedoch im Frühjahr 1855 einen großen Sieg über die Hunan-Armee, wobei deren mehr als 40 Schiffe in Brand gesteckt und außer Gefecht gesetzt wurden. Nach dreijährigen Kämpfen errangen die Taiping-Truppen im Frühjahr 1856 einen weiteren großen Sieg im Kampf gegen die Bedrohung der Taiping-Hauptstadt durch die Qing-Armee, indem u. a. die beiden Großen Lager vernichtet wurden. Das Himmlische Reich des Großen Friedens erreichte damit den Höhepunkt seiner Militärmacht.
Die Niederlage der Taiping-Revolution
Eben zu dieser Zeit kam es im September 1856 unter den Führern des Himmlischen Reiches zu einem offenen Bruch. Wei Changhui, der Nördliche König des Himmlischen Reiches, ein Mann mit persönlichen Ambitionen, tötete den militärischen Führer Yang Xiuqing, den Östlichen König des Himmlischen Reiches, und mehr als 20 000 von dessen Anhängern. Dafür ließ der Himmelskönig Hong Xiuquan ihn mit Unterstützung der Armee und Bevölkerung der Hauptstadt Tianjing hinrichten. Ein anderer Taiping-Führer, Shi Dakai, der der Flügelkönig der Himmlischen Reiches war, verließ im Jahr 1857 mit seinen mehr als 100 000 Mann starken Elitetruppen die Hauptstadt, da er dem Himmelskönig misstraute, und wurde im Jahr 1863 schließlich von der Qing-Armee vernichtet.
Die Macht des Himmlischen Reiches des Großen Friedens wurde durch den inneren Kampf seiner Führer schwer erschüttert. Die Qing-Armee fasste die günstige Gelegenheit beim Schöpf und ging zum Gegenangriff über. Sie gewann viele Orte am Mittel- und Unterlauf des Changjiang zurück und baute das Große Süd- und Nordlager wieder auf. So war Tianjing wieder eingekreist. Die militärische Macht des Himmlischen Reiches ging zur Defensive über.
Um das Blatt zu wenden, ernannte Hong Xiuquan die beiden jungen Generäle Chen Yucheng und Li Xiucheng zu Kommandeuren der Taiping-Armee und Hong Rengan zum Premier des Himmlischen Reiches. 1858 zerschlugen die vereinigten Truppen von Chen Yucheng und Li Xiucheng das Große Nordlager der Qing-Armee und errangen in der Schlacht von Sanhezhen, Provinz Anhui, einen großen Sieg. Im Mai 1860 zerschlug die Taiping-Armee das Große Südlager der Qing-Armee und besetzte weitere Gebiete in den Provinzen Jiangsu und Zhejiang. Die Bedrohung von Tianjing war vorläufig beseitigt. Später ging die Hunan-Armee wieder zum Gegenangriff über und umzingelte Anqing in der Provinz Anhui, das Vorwerk von Tianjing. Im September 1861 fiel Anqing. 1862 wurde der 26-jährige Chen Yucheng gefangen genommen und getötet. Die Hunan-Armee rückte ostwärts den Changjiang entlang und setzte Tianjing unter Druck.
Zur Unterdrückung der Taiping-Revolution trugen auch ausländische Kräfte in Kollaboration mit der Qing-Regierung bei. Ein Amerikaner namens F. T. Ward stellte zur Unterdrückung der Taiping-Revolution ein ?Regiment der ausländischen Gewehre" auf, und auch Großbritannien und Frankreich organisierten dazu bewaffnete Verbände. Trotz heldenhafter Widerstände konnte die Taiping-Armee den gemeinsamen Angriffen der in- und ausländischen Streitkräfte nicht mehr standhalten.
Im Juni 1864 starb Hong Xiuquan an einer Krankheit, und im Juli sprengte die Hunan-Armee die Stadtmauern von Tianjing, und die Hauptstadt des Himmlischen Reiches fiel schließlich am 19. Juli nach erbitterten Straßenkämpfen. Li Xiucheng wurde beim Durchbruch der Einkreisung gefangen genommen und später getötet. Die Taiping-Revolution endete mit einer Niederlage, sie hatte jedoch die feudale Herrschaft der Qing-Dynastie in ihren Grundfesten erschüttert. Die übrigen Truppen der Taiping-Armee setzten nördlich und südlich des Changjiang den Kampf bis 1868 fort.
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