Die Geschichte des Teetrinkens in Tibet reicht bis zur Tang-Dynastie, genau bis zur Mitte des 7. Jahrhunderts, zurück. Spricht man vom Teetrinken der Tibeter, muss man die Prinzessin Wen Cheng erwähnen. Nachdem der tibetische Herrscher Songzan Gampo im Jahr 633 Unruhen in Nordtibet niedergeschlagen hatte, schickte er im Jahr 641 (15. Regierungsperiode Zhenguan unter dem Tang-Kaiser Taizong) zwecks Stärkung der Verbindung mit der politischen Macht in Zentralchina Gesandte nach Chang'an und ersuchte um ein eheliches Bündnis mit der Tang-Dynastie. Kaiser Taizong schickte daraufhin die mit der Kaiserfamilie verwandte Prinzessin Wen Cheng nach Tibet. Die Prinzessin nahm eine große Anzahl von Handwerkern und Gütern mit. Eine Quelle sagt, allein für die Landwirtschaft brachte sie 3800 Saatsorten mit sich. Auch die Techniken des Eisen-schmelzens, der Seiden- und Papierherstellung und schließlich auch der Tee kamen mit ihr nach Tibet. Die Tang-Dynastie war eine Zeit, in der sich die Teekultur in Zentralchina herausbildete. Wen Cheng und ihre Begleitung kamen gerade zu jener Zeit in Tibet an. Es war also selbstverständlich, dass Elemente der Teekultur aus Zentralchina die tibetische Kultur beeinflussten. Im Geschichtsbuch Tang Guo Shi Bu (Zur Ergänzung der Geschichte des Tang-Reiches) aus der Tang-Zeit liest man:"Chang Lugong hält sich als Gesandter in Tibet auf. Eines Tages kocht er Tee in seinem Zelt. Der tibetische Herrscher fragte, was für ein Ding das sei. Der Gesandte erwiderte: Man nennt es Tee, und er löscht den Durst. Der Herrscher sagte, solches Ding habe er auch, und wies seinen Diener an, es zu zeigen. Dabei nannte er die Namen der Herkunftsorte wie Shouzhou, Shuzhou, Guzhu und Qimen." Der tibetische Hof hatte also schon damals Teesorten aus verschiedenen Orten Chinas. Im Volkslied Prinzessin Wen Cheng bringt Tassen mit Drachenmustern mit, das noch heute in der Sannan-Region in Tibet gesungen wird, heißt es u.a.:"Oh, die Tasse mit Drachenmuster, sie hat die Prinzessin nach Tibet gebracht. Sehe ich diese Tasse, denke ich an ihre Güte." Die Tibeter haben der Prinzessin sogar die Verbreitung der "Drachenklöße und Phönixbriketts" (Bezeichnungen für Teeformen) in Tibet als Verdienst angerechnet, obwohl diese erst in der Song-Dynastie auftauchten. Doch sie behaupten, es sei die Prinzessin Wen Cheng gewesen, die diese feinen Teebriketts in Tibet einführte und ihnen die Bearbeitung und das Kochen von Tee beibrachte.
Das frühere Reich Shu und das spätere Reich Shu in der Periode der Fünf Dynastien (907 - 960) und danach die Song-Dynastie haben Tee gegen Pferde der Tibeter getauscht. Durch solche Handelskontakte wurde das Teetrinken in Tibet noch populärer. Die Tibeter waren ein Nomadenvolk und aßen schon immer sehr viel Milch- und Fleischprodukte und wenig Gemüse. Da Tee die Verdauung fördert, wurde er auch deshalb bald zu einem beliebten Getränk. Außerdem macht die trockene Luft in Tibet Durst, der Körper braucht viel Wasserzufuhr. Die medizinische Wirkung des Tees tat ein Weiteres zur Verbreitung des Tees. In Tibet sagt man:"Ein Tag ohne Tee macht dumpf, drei Tage ohne Tee machen krank."
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