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Volkstümliche Teekunst - Der Gongfu-Tee in Chaozhou und Shantou

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Woher die Bezeichnung "Gongfu-Tee" kommt ("Gong Fu" kann u.a. Zeit, Fähigkeit, Ausbildung, Übung bedeuten), da gehen die Meinungen auseinander. Einige sagen, weil die Bearbeitung der dafür bestimmten Teeblätter besonders zeitaufwendig ist, andere meinen, weil dieser Tee sehr bitter und die Tasse sehr klein ist, weshalb man diesen Tee nur in winzigen Schlucken genießen kann; wieder andere glauben, weil das Kosten des Tees sehr förmlich und das Servieren mit großem Fingerspitzengefühl verbunden ist, daher muss man die Sache geübt haben, also braucht man "Gongfu". Es ist wohl so, dass hier alles zusammentrifft und alles stimmt.

Der Gongfu-Tee ist vor allem in den südöstlichen Provinzen Fujian und Guangdong verbreitet. Auf alles, ob auf Teegeräte, Wasserqualität, Teeblätter, Aufbrühmethode und Trinkweise, muss hier peinlich genau geachtet werden.

Das Teeservice besteht aus einer Teekanne, vier Teetassen und einem speziellen Teebecken. Die Teekanne aus Ton ist sehr klein. Das Teebecken ist trommeiförmig und besteht aus einem Teller, "Trommeloberfläche" genannt, und einem runden Krug, dem "Trommelkörper". Der Teller ist mit kleinen Löchern versehen, damit das Teewasser beim ersten Guss, für das Abspülen der Tassen bestimmt, und auch das kochende Wasser, das zur Warmhaltung des Tees wiederholt auf die Kanne gegossen wird, abfließen können. Das eigentliche Teebecken ist der "Trommelkörper", der das Abspül-Teewasser, den übrig gebliebenen Tee und die Teerückstände auffängt. Die Kanne für den Gongfu-Tee ist keine Teekanne schlechthin. Die Teekunst nach der Ming- und der Qing-Dynastie hatte einen starken Hang zur Nostalgie. Man legte besonders Wert auf Kannen aus purpurroter Keramik. Dies traf aber nicht auf den Gongfu-Tee aus Chaozhou und Shantou zu. Dafür benutzte man Kannen, die aus einem nur in Chaozhou vorhandenen Lehm gemacht wurden. Dieser lockere Lehm hat die Eigenschaft, den Teeduft zu absorbieren.

An dieser Stelle ist der Hinweis angebracht, dass man zu verschiedenen Teesorten Teegeschirre aus unterschiedlichen Materialien benötigt. Porzellankannen sind geeignet für Jasmintee, weil sie am besten das Teearoma konservieren. Grüner Tee ist ein milder Tee, und dafür sind Porzellantassen oder Gläser am besten geeignet. Man gießt das kochende Wasser direkt in die Tassen oder Gläser, was den Vorteil hat, neben der Beibehaltung des Teearomas das Spiel der Teeblätter und ihre Farbe beobachten zu können. Kannen aus purpurroter Keramik sind wegen ihrer starken Aromasaugfähigkeit dafür nicht brauchbar. Beim schwarzen Tee oder beim halbfermentierten Tee bevorzugt man Kannen aus purpurroter Keramik, weil diese Kannen den Tee länger frisch halten. Eine lange Zeit benutzte Kanne duftet an sich. Deshalb ist eine neu gekaufte Tonkanne für den Gongfu-Tee nicht sofort benutzbar. Zuerst muss man diese Kanne mit Teewasser pflegen. Tonkannen atmen den Teeduft gleichsam ein, sofern man sie jeden Tag mit einem Teeguss versorgt. Erst nach ca. drei Monaten kann man sie für den Gongfu-Tee einsetzen. Die für den Gongfu-Tee benutzten Tassen haben die Größe einer Walnuss oder einer Aprikose. Kannen und Tassen, alles ist klein und altertümlich schön.

Eine Anekdote aus dem Buch Qing Bai Lei Chao (Sammlung von Anekdoten in der Qing-Dynastie) erzählt die folgende Gegebenheit, die die Wichtigkeit der ?Kannenpflege" betont: Ein superreicher Mann in Chaozhou war ein leidenschaftlicher Teetrinker. Eines Tages bettelte ein Mann vor seiner Tür. Er bettelte aber nicht um Essen, sondern um eine Kanne Tee. Er sagte zu dem Reichen:"Ich habe gehört, dass Sie den besten Tee machen. Wäre es möglich, dass Sie mir großzügigerweise eine Kanne Tee spenden?" Dies fand der reiche Mann mehr als lächerlich und sagte:"Du, ein armer Bettler, hast du denn überhaupt Ahnung von Tee?" Der Bettler erwiderte ruhig:"Auch ich war einmal wohlhabend. Weil ich mich aber so sehr meinem Tee-Hobby gewidmet habe, bin ich zum Bettler heruntergekommen. Mein Reichtum ist dahingeschmolzen, jetzt muss ich vom Betteln leben." Der reiche Mann spendierte ihm daraufhin eine Tasse Gongfu-Tee. Nachdem der Bettler den Tee gekostet hatte, sagte er:"Der Tee ist wirklich gut gemacht, schmeckt aber nicht aromatisch genug. Die y Kanne ist zu neu, das ist der Grund." Daraufhin zog er eine alte Teekanne aus seiner Brusttasche. Sobald man den Deckel abnahm, schlug einem aus dieser unansehnlichen Kanne ein herzerfrischender Duft entgegen. Der Bettler erklärte dazu, er sei jetzt zwar bitterarm und leide unter Hunger und Kälte, könne sich aber niemals von dieser Kanne trennen. Die Kanne gefiel dem reichen Mann indes so sehr, dass er sie für 3000 Münzen kaufen wollte. Doch der Bettler wollte sie nicht weggeben. So sagte er:"Wie wäre es, wenn Sie mir den halben Preis bezahlen und ich mit Ihnen meine Kanne teile?" Froh stimmte der reiche Mann dem Vorschlag zu. Fortan teilten sie miteinander die Kanne und wurden gute Freunde.

Der Gießvorgang verlangt nach einer großen Kunstfertigkeit. Sobald die Gäste Platz genommen haben, beginnt der Gastgeber persönlich zu hantieren. Zuerst gibt er mit den Fingern Teeblätter in die kleine Kanne. Der Gongfu-Tee ist sehr stark, doch die Teeblätter müssen 70 Prozent der Kanne füllen. Wenn die Blätter sich entfalten, füllen sie die Kanne bis zum Deckel. Der erste Guss ist für das Abspülen von Teetassen bestimmt, "Teeauftakt" oder "Teewaschen" genannt. Schon verbreitet der Tee seinen Duft. Beim zweiten Guss haben sich die Teeblätter entfaltet, und der Teebekommt seinen vollen Geschmack. Nun fängt der Gastgeber mit dem Teegießen an. Er gießt hin und her in die vier einen Kreis bildenden Tassen hinein, bis jede Tasse zu 70 Prozent gefüllt ist. Diese Methode des Hineingießens heißt "General Guan geht auf Stadtpatrouille". Der Rest wird dann tropfenweise auf die Tassen verteilt, das nennt sich "General Han Xin beim Appell". Und der aus vier Tassen gebildete Kreis bedeutet "Beisammensein der Gäste und des Gastgebers". Alles hat hier eine tiefsinnige Bedeutung. Mit "General Guan auf Stadtpatrouille" werden nicht nur die geübten Handbewegungen des Gastgebers symbolisch verdeutlicht, sondern auch der philosophische Sinn von "Abrundung des Kreises". Mit der Metapher "General Han Xin beim Appell" will man den Gemeinschaftsgeist versinnbildlichen, dass jeder zum Genuss des Besten, wenn es auch nur Tropfen sind, kommen soll. General Guan und Han Xin sind Heroen in der chinesischen Geschichte und Inbegriffe des Heldentums. Die Einbeziehung ihrer Namen soll heißen, dass im Kleinen der große Geist und in den feinen Bewegungen der Wagemut steckt. Sind die vier Tassen gefüllt und weist der Tee in jeder Tasse die gleiche Tönung auf, so bescheinigt dies dem Gastgeber großes Können. Falls der Tee vom ersten Guss bis zum fünften jeweils eine andere Farbtönung gewinnt, dann ist der Gastgeber der wirkliche Meister.

Der Gastgeber reicht mit beiden Händen eine Tasse nach der anderen den Gästen, dem Rang nach, dann gesellt er sich zu ihnen. Statt "Tee trinken" sagt man beim Gongfu-Tee "Tee essen". Man darf diesen Tee nicht gleich hinterschlucken, sondern muss ihn mit der Zunge im Mund bewegen, um jede Geschmackzelle zu aktivieren. Erst dann schluckt man den Tee. Ansonsten wäre man unhöflich. Nachdem man die Tasse ausgetrunken hat, zeigt man dem Gastgeber den Tassenboden. Auch dies gebietet die Höflichkeit.

So wird eine Runde nach der anderen getrunken. Nach fünf oder sechs Runden verliert der Tee an Geschmack. Bei der letzten Runde holt der Gastgeber mit Essstäbchen die Teeblätter aus der Kanne, legt sie auf eine kleine Schüssel und bittet die Gäste zum "Teebewundern". Er will seinen Gästen die natürliche Form der Teeblätter zeigen und klar machen, dass er alles aus den Teeblättern herausgeholt hat.

Man irrt, wenn man denkt, der Gongfu-Tee sei nur ein Tee für wohlhabende Leute. In der Region Chaozhou und Shantou bieten Wirtshäuser und selbst kleine Verkaufsstände am Straßenrand diesen Tee an. Die Bauern kochen ihn auf dem Feld, wenn sie Rast machen. Auch als kleine Aufmerksamkeit schenkt man in der Regel diesen Tee. Allerdings stellt der Gongfu-Tee hohe Anforderungen an das Wasser. Unter den traditionsbewussten Chaozhouern und Shantouern, die sonst sehr sparsam mit ihrem Geld umgehen, gibt es nicht wenige, die Mineralwasser für den Gongfu-Tee kaufen.

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