Überraschung Nummer Zwei erwartete mich auf dem modernen internationalen Flughafen: Es war zwar warm in Urumqi, aber nicht etwa glühend heiß.
Vor den beiden unmittelbar benachbarten Terminals für Inlands- und für Internationale Flüge standen neben den Maschinen mehrerer chinesischer Fluggesellschaften auch solche aus der Türkei, aus Kirgisistan und aus Kasachstan. Die Hinweise auf dem Flughafen sind übrigens nicht nur – wie international üblich – in englisch sowie den beiden Landessprachen chinesisch und uigurisch („arabisch" aussehende Schrift, tatsächlich aber eher mit Farsi oder Paschtu verwandt) abgefasst, sondern zudem auch noch in russisch. Denn die früheren Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan grenzen entweder direkt an Xinjiang oder befinden sich wie Usbekistan in unmittelbarerer Nachbarschaft. Zu den Nachbarn an der allein in Xinjiang 5.600 Kilometer langen Außengrenze Chinas gehören auch noch Russland, die Mongolei, Afghanistan und Pakistan sowie Indien.
Überraschung Nummer Drei erwartet uns dann in Urumqi: Wie in allen größeren chinesischen Städten gibt es nämlich ordentliche Staus. Zwar wurden in den letzten Jahren die innerstädtischen Verkehrswege zügig ausgebaut und die Hauptstraßen sind alle mehrspurig, aber auch in Urumqi drängt es Chinesen und Uiguren, Kasachen und Tadshiken nicht nur danach, ein eigenes Auto zu besetzen, sondern damit dann auch zu fahren.
Übrigens haben natürlich die Autobesitzer in Urumqi nicht nur mit den alltäglichen Staus zu kämpfen, sondern auch mit der Notwendigkeit, ihre vierrädrigen Errungenschaften regelmäßig durch den chinesischen TÜV zu bringen. Entsprechende Unterstützung bietet natürlich auch in Urumqi ein entsprechendes Servicenetz.
Urumqi ist als „Provinzhauptstadt" tatsächlich die chinesischste aller Städte in Xinjiang, nicht nur was das Stadtbild angeht. Denn drei von vier Einwohnern sind entweder Han-Chinesen oder Hui-Chinesen, chinesische Moslems also. Andererseits stellen die Uiguren die Mehrheit des übrigen Viertels der Hauptstadtbewohner, und so ist es für Besucher vielleicht auch etwas überraschend, einen chinesischen Polizisten zu sehen, der bis auf die chinesische Uniform ganz und gar nicht chinesisch aussieht, sondern eben „kaukasisch", was in etwa so viel bedeutet wie „europäisch".