Vierte Station – Tainan
Nach 1,5 intensiven Tagen Kenting hat man viel gesehen. Hostels und Hotels organisieren für ihre Gäste kleine Privatbusse nach Kaohsiung – Pinyin „Gaoxiong". In Taiwan gelten mehrere phonetische Umschriften, die gängigste ist das Wade-Giles System, das sich vom in den 1950er Jahren auf dem Festland eingeführten Pinyin unterscheidet. Der Privat-Bus kostet pro Person 300 TWD. Es gibt auch einen öffentlichen Bus, der braucht aber eine Stunde länger, also 2,5 Stunden, und ist nicht wesentlich günstiger. Von Kaohsiung fährt wieder die Eisenbahn und zwar beispielsweise in einer halben Stunde für 100 TWD nach Tainan, in die älteste Stadt der „schönen Insel" – Formosa.
Ab 1621 von den Niederländern als Kolonialstadt angelegt wurde das „Südliche Taiwan" erst Anfang des 19. Jahrhunderts als Hauptstadt vom „Nördlichen", also Taipei (Taibei), abgelöst. Die alten Strukturen sind trotz Modernisierung noch an manchen Stellen erkennbar. Hinter den Reklameschildern kommen koloniale Architekturelemente zum Vorschein. Darüber hinaus gibt es in Tainan unzählige große und kleine, alte und neue Tempel – mehr als 300 sind es insgesamt. Der älteste ist der taoistische Kriegsgott-Tempel aus dem 17. Jahrhundert.
Gleich nebenan liegt der Tempel der großen Himmelskaiserin Mazu mit sehr beeindruckenden Schnitzereien. Für den Besuch der Anlagen muss kein Eintritt bezahlt werden.
Sie wirken allgemein nicht besonders touristisch und unterscheiden sich auch optisch von den religiösen Einrichtungen auf dem Festland. Alle Sehenswürdigkeiten befinden sich im Zentrum der Stadt und sind bequem zu Fuß zu erreichen. So auch die Chihkan Lou.
Von dem 1653 von den Holländern erbauten Fort Provintia, heute Chihkan Lou, ist nur ein kleiner Teil der Mauer erhalten geblieben. Ein Erdbeben hat die ursprüngliche Anlage zum Einsturz gebracht. In den neu errichteten „Türmen" können für 50 TWD Modelle des Forts, einige Kunstgegenstände und alte Dokumente besichtigt werden. Vor den Gebäuden wurden steinerne Schildkröten aufgestellt, die neun Stelen aus der Qing-Dynastie (1644 bis 1911) tragen. Dem genauen Beobachter wird vielleicht nicht entgehen, dass der Steinmetz bei einer der Tafeln einen Fehler begangen hat: Anstatt die Rohfassung daraufhin auszutauschen, hat er sie einfach umgedreht.
Wie schon erwähnt, nimmt der Taiwaner Sauberkeit und Ordnung ziemlich genau. Deshalb muss sich der Gast auch nicht nur im Hostel die Schuhe ausziehen: Die Regel „Füße-Abstreichen ist nicht genug" gilt auch in manchen Geschäften.
Mit dem TSR kommt man für etwa 600 TWD in fünf Stunden zurück nach Taipei. Der Hochgeschwindigkeitszug (HSR) braucht nur 1,5 Stunden, dafür muss aber auch mehr als der doppelte Preis hingelegt werden.