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(GMT+08:00) 2005-06-08 15:55:17    
Die Kalligraphie und die Seele der traditionellen Kultur der Chinesen (Konfuzianismus und Daoismus)

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In den bisherigen Kapiteln haben wir bereits die Eigenart der chinesischen Zeichen, die Entwicklung der Schrifttypen und die Funktionen des Schreibens kennengelernt. Jetzt können wir über die Beziehung zwischen der Schriftkunst und der nationalen Seele sprechen.

Man kann dieses Herz der Kultur in den Mustern der alten Keramiken im Geschichtsmuseum finden, oder in den Gesichtern auf den Bronzebehältern aus der Shang-Dynastie; man kann es in den drei großen Hallen des Pekinger Kaiserpalastes suchen, oder aber in den Longmen-Grotten bei Luoyang in He'nan, einer der Stätten mit buddhistischen Figuren in China, die als Weltkulturerbe anerkannt sind. Ziegel aus der Qin- und aus der Han-Dynastie, Tang-Gedichte und Song-Lieder, alle zeigen einen besonderen Geist der Menschen in China.

Die Kalligraphie ist in China eine hochentwickelte Kunst mit einer Geschichte von Jahrtausenden, deshalb kann sie wohl noch deutlicher das Innere der Kultur zum Vorschein bringen. Die Wurzeln der kulturellen Eigenheit liegen in der alten Philosophie. Und diese Philosophie verfolgt man im allgemeinen bis zu den Quellen aus der Zhou-Dynastie zurück. Die wichtigsten Schulen aus der damaligen Zeit sind die konfuzianische und die daoistische. Diese beiden stehen sich gegenüber und ergänzen einander, sie bestimmen die Anstöße und Einflüsse in der Entwicklung der Ästhetik der Kalligraphie.

Konfuzius (Kong Zi, 551-479 v.Chr.) ist der Gründer der nach ihm benannten Lehre. Seit über 2000 Jahren herrscht sie in China, sie ist die Hauptströmung des Denkens in der alten sozialen Kultur. Die Konfuzianer propagieren Humanität und Gerechtigkeit, Loyalität und Toleranz, sowie die goldene Mitte. Als Lebensauffassung fordert der Konfuzianismus ein Teilhaben an der Welt, ein Geben und Nehmen, und einen gewissen Optimismus. Als Kunstauffassung erkennt er die Schönheit in der Natur, er betont die Anwendbarkeit und Nützlichkeit und möchte die Schönheit mit der Güte vereinen. Für den Konfuzianer haben Literatur und Kunst einen positiven Einfluß auf die charakterliche Entwicklung. Eine Ausbildung in Kunstverständnis kann die Ethik und Moral eines Menschen verbessern, ihn auf eine höhere geistige Sphäre bringen und so zur Harmonie in der Gesellschaft beitragen.

Laozi, der Gründer des Daoismus, war der Tradition nach um einige Jahre älter als Konfuzius. "Dao" ist der Begriff im Zentrum seiner Lehre. Für ihn muss sich der Mensch in seinem Denken und Handeln nach dem Gesetz der Natur richten, nach dem Beispiel des Dao. Als Lebensauffassung spricht es von einem Sich-Zurückziehen aus der Welt, von einem Aus-dem-Weg-Gehen, von einer gewissen Passivität. Als Kunstauffassung geht es über die Nützlichkeit hinaus und will nicht für etwas Bestimmtes allein da sein. Es ist eine "Rückbesinnung auf das Wahre", d.h. von der Idee der Schönheit kehrt man zurück zur Natur, und zum Wesen des Menschen. Der Daoist tendiert in der Kunst zum Romantischen, er will Ästhetik und Anwendung trennen. Der Mensch soll seinen Sinn nicht auf das Nützliche an der Schönheit richten, und sich auch nicht auf die Befriedigung der physischen Lust konzentrieren. Die wahre Schönheit kommt wie von selbst, man folgt seiner Natur und betritt eine geistige Welt, in der man keine äußeren Beschränkungen kennt. Diese Kunstauffassung geht tiefer als die konfuzianische, sie hat auch einen größeren Einfluß auf die Kunst der Nachwelt ausgeübt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gemeinsame an den Kunstauffassungen der beiden Schulen, wie es sich auch in der Kalligraphie ausdrückt, in drei Bereichen oder Begriffen sichtbar wird: Jianyue, JH, Qiyun, und Zhonghe. Den ersten Begriff könnte man mit Prägnanz und Schlichtheit umschreiben, der zweite bedeutet Kraft und Lebendigkeit in Geist und Gehalt, der dritte Harmonie.

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