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Wasser ist die Seele der Stadt und ihre Schönheit ist untrennbar mit dem Wasser verbunden.
Die Quelle des Jade-Flusses, der durch die Altstadt fließt, ist der Schwarze Drachen-Teich (Heilongtan). Quellwasser sprudelt zwischen den Felsen unterhalb der alten Dattelbäume am Fuße des Elefantenberges hervor und bildet hier ein riesiges und zugleich magisches Auffangbecken. Anschließend fließt es
vom Nordwesten in die Altstadt hinein zur Jadedrachen-Brücke (Yulongqiao). Unter der Brücke befindet sich eine Wasserrinne mit drei Öffnungen, die das Wasser des Jadeflusses in drei Ströme aufteilt, die dann als Ost-, Mittel- und West-Fluss durch die Stadt fließen und dafür sorgen, dass das Flusswasser plätschernd durch die Gassen fließt und den blühenden Lebensquell der Stadt bildet.
Ost-, West- und Mittelfluss teilen sich in der Stadt noch in unzählige Nebenarme auf, die zwischen den Straßen und Gassen der Innenstadt dahinplätschern. Diese günstigen natürlichen Bedingungen haben eine freie Stadtstruktur geschaffen, die sich an kein bestimmtes Schema hält. Die Straßenführung folgt den gewundenen Wasserstraßen, die Hauptstraßen liegen an den Flüssen und die Gassen an den Kanälen. Die Gebäude sind gemäß der örtlichen Topographie angeordnet, mal hoch, mal tief. Das frische Quellwasser an jedem Haus und die hängenden Trauerweiden verleihen diesem Ort eine ganz eigene Poesie, die schon die Dichter in ihren Werken beschrieben. Es ist kein Wunder, dass Lijiang im In- als auch im Ausland als "Suzhous Verwandte in der Hochebene" oder "Venedig des Ostens" bezeichnet wird.
Fließt das Wasser in die Stadt, folgt es festgelegten Bahnen, wobei die grundlegende Kontur der Altstadt den natürlichen Gegebenheiten folgt. Wo Wassernetze existieren, finden wir auch Brücken. Und die Brücken in Lijiang sind sehr vielgestaltig und voller Zauber. Wenn man am Brückengeländer sitzt, dem glucksenden Wasser des Jade-Flusses lauscht und die wiegenden Zweige der grünen Trauerweiden an den Ufern betrachtet, wird der Blick unweigerlich auf den alten Menschen, Frauen und Kindern der Naxi, die hier hin- und herlaufen, verweilen. Und wenn man sich dann über die traditionellen Wohnhäuser und das Leben dieses Volkes Gedanken macht, wird man den engen Zusammenhang zwischen Wasser, Brücken, Gebäuden und der Altstadt verstehen.
Durch die Gassen der Altstadt führt helles Kopfsteinpflaster. Es unterscheidet sich von gewöhnlichem Kopfsteinpflaster insofern, als sich auf seiner glänzenden Oberfläche bunte Muster befinden. Es sieht aus, als sei es aus lauter bunten Mosaiksteinchen zusammengesetzt, die zu einem Ganzen verschmelzen. Dieser Bruchstein ist ein lokales Gestein - der Fünf-Muster-Stein (Wuhua-Shi) - und wird komplett aus den Bergen in der Nähe des Lijianger Wehrs abgebaut. Er ist klar und glänzend, dabei jedoch sehr trittfest. Schaut man genau hin, wird man viele Flecken und Spuren, ungleichmäßige Farbtiefen und ausgetretene Stellen entdecken, die Spuren Jahrhunderte langer menschlicher Schritte und Pferdehufe. In den letzten Jahren ist zudem das Interesse an der "Südlichen Seidenstraße" erheblich gewachsen, da man der Ansicht ist, hier hätten noch vor der nordwestlichen, viel berühmteren Seidenstraße Handels- und Kulturverbindungen bestanden und Lijiang wäre eine wichtige Poststation gewesen. So sprechen die Abdrücke der Pferdehufe auch von Kulturaustausch und -Verschmelzung, sind selbst gar ein Teil dieser Kultur geworden. Die Geschäftsstraßen und Märkte mit dem Marktplatz (Sifangjie) als Zentrum bilden einen wichtigen Aspekt traditionellen Lebens in der Altstadt. Früher gab es hier nur einen ganz primitiven Markt, doch später entstand auf der Handelsstraße ein wichtiger Posten für den "Tee- und Pferde-Grenzhandel". Heute steht hier ein Stand neben dem anderen, Lebensmittel, Antiquitäten und Kostbarkeiten soweit das Auge reicht. Aufgeklappte Markisen, große geöffnete Sonnenschirme aus Wachspapier und die traditionellen Stände prägen das Bild dieses Marktes. Überall sieht man alte kunsthandwerkliche Erzeugnisse, die einem bei näherem Betrachten viele alte Geschichten erzählen. Im Ostteil des Marktes findet man Haushaltsartikel, die riesigen Topfdeckel könnte man als Strohhut tragen und in den Kupferschöpflöffeln kann man sich spiegeln. Vier Straßen zweigen strahlenförmig vom Markt ab, im Osten die Guangyijie-, Qiyijie- und Wuyijie-Straße, im Westen die Xinhuajie-Straße. Von jeder dieser Hauptstraßen zweigen wiederum viele Gassen in alle Himmelsrichtungen ab. Der Marktplatz ist von Läden und Gasthäusern umgeben und bildet mit seinen Ständen eine dichte und dennoch aufgelockerte Struktur. Die alten Geschäftsstraßen bilden das Gerüst der Stadtstruktur und bei genauer Betrachtung wird man entdecken, dass dieser Aufbau von der traditionellen schachbrettartigen Straßenanordnung stark abweicht. Die Geschäftsstraßen Lijiangs haben ein ganz besonderes Flair, sind eine Verlängerung und Ergänzung des Marktplatzes. Hier findet man alles was das Herz begehrt, so u.a. Restaurants, Teehäuser, Leinenwebereien, Gerbereien, Frisöre, Kalligrafien und Bilder, Holzskulpturen, Fotos und Keramik.
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