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An der Südwestgrenze Chinas, im Nordwesten der Provinz Yunnan, liegt Lijiang, ein Ort, den immer mehr Menschen besuchen und als Ort ihrer Sehnsucht betrachten. Hier finden wir das ungekünstelte schlichte Volk der Naxi und eine gut erhaltene Altstadt mit traditionellen Wohnhäusern. Wir sehen die Schneegipfel des Jadedrachen-Berges (Yulongshan) mit seinen winterlichen Schneewehen und seiner silbernen Schlichtheit und kommen mit der uralten geheimnisvollen, tief verwurzelten Dongba-Kultur des Naxi-Volkes in Kontakt. Hier scheint ein irdisches Paradies zu sein, die Menschen schlendern zwischen den weißen Bergen und dunklen Wassern umher, genießen die Geruhsamkeit und die Würze des Lebens. Neben den Schneegipfeln und der Altstadt laden das Yunshanping-Plateau, die Wandbilder in Baisha, die Tigersprungschlucht (Hutiaoxia), die erste große Biegung des Yangtse-Flusses, der Lugu-See und das Yak-Plateau zur Erkundung ein und entführen den Besucher auf eine Traumreise.
Durch die Gezeiten der Geschichte gegossene Altstadt
Einmal in Lijiang angekommen, ist es aber dennoch die Altstadt, die einen am stärksten fesselt und in der Altstadt sind es die alten Wohnhäuser, die am tiefsten beeindrucken.
Die alte Stadt Da Yan, Teil der Altstadt von Lijiang, ist eine sehr schöne Kleinstadt. Sie hat etwas von Venedig und auch etwas von Suzhou, wirkt dabei jedoch ländlicher und urwüchsiger. Sie bildet mit der umliegenden Landschaft, den vereinzelten Dörfern der Umgebung und dem üppigen Grün der Wälder ein harmonisches Ganzes. Lijiang ist einfach eine alte Stadt, die durch das Leben zahlloser Generationen des Naxi- Volkes und den Lauf der Geschichte geprägt wurde. In den Straßen und Gassen der Altstadt, in den Wohnhäusern und großen Wohnhöfen, neben den Läden und Werkstätten sind so viele Lebensgeschichten verborgen, so viele Zeitspuren, die von der Altstadt als Wirk- und Kulturstätte der Naxi Zeugnis ablegen. Umso wertvoller ist es, dass dieses fleißige und gutmütige Volk bis heute noch in der Altstadt und den sich hier in jeder nur erdenklichen Ecke befindenden traditionellen Wohnhäusern lebt. Lijiang ist eine ?lebendige" alte Stadt, ist sowohl Zeuge der Vergangenheit als auch Dokument einer modernen, "lebenden" Stadt. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften und ihres besonderen Wertes hat die Kommission für das Weltkulturerbe der UNESCO die Altstadt Lijiangs im Jahre 1997 in die Liste des zu schützenden Kulturerbes aufgenommen.
Die Entwicklung von Städten und Gemeinden verläuft stets synchron mit ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, auch Lijiang bildet da keine Ausnahme. Historischen Aufzeichnungen zufolge sind die Ahnen des Naxi-Volkes Nachfahren der Qiang, die sich, von Nordwesten kommend, in Lijiang ansiedelten, mit den Einheimischen vermischten und hier eine neue Volksgruppe bildeten. Gegen Ende der Sui-Dynastie (581 - 618) und zu Beginn der Tang-Dynastie (618 - 907) baute das Moxie-Völk, ein früher Stamm der Naxi, im Zuge der Völkerwanderung ihrer Urahnen im Einzugsgebiet der Flüsse Goldsand-Fluss (Jinshajiang) und Jade-Fluss (Yuhe) nach und nach annähernd 100 große und kleine Stammesfestungen auf, die "wie Sterne verstreut waren und in denen niemand die Vormachtstellung vor den anderen anstrebte". Nach heutiger Auffassung zur Siedlungsentwicklungsgeschichte waren diese Uransiedlungen der Beginn der Entstehung der Altstadt Lijiangs. Und die Behausungen der damaligen Zeit bildeten die Vorstufe der noch heute existenten traditionellen Wohnhäuser, der Blockhäuser.
Wenn Landwirtschaft und Ackerbau ein bestimmtes Niveau erreicht haben, findet zwangsläufig Warenaustausch statt und in der Folge kristallisieren sich Märkte und Handel heraus. So kommt ein Marktflecken selbstredend wie gerufen, der zudem noch Modellcharakter für die Städte und Gemeinden hat. Und in Dayan im Einzugsgebiet des Jade-Flusses bildete sich der Prototyp einer Siedlung heraus, die sich von einer alten Dorfansiedlung hin zu einem Dorfverbandszentrum entwickelte.
Dayan liegt im Zentrum der Region Bazi in der Stadt Lijiang, am Ende eines Tales im Hinterland einer Flussbiegung des Goldsand-Flusses. Von allen Seiten ist das Gebiet durch Berge abgeschirmt und hinter dieser Abschirmung fließt der Goldsand-Fluss als natürlicher "Stadtwall". Das Gebiet erinnert an eine ideale Festung, von der man das gesamte Einzugsgebiet längs des Flusses kontrollieren kann. In der Yuan-Dynastie (1271 - 1368) führte Kublai Khan, der von 1260 bis 1294 regierte, das mongolische Heer an, das mit Ledersäckeln um den Oberkörper geschlungen den Fluss überquerte und den Separatismus eines jeglichen Stammesführers in diesem Gebiet beendete. Er verlieh dem stellvertretenden
Die Altstadt Lijiangs aus der Vogelperspektive Oberbefehlshaber Mai Liang die Gesamtherrschaft über dieses Gebiet. Sein Sohn A Liang A Hu trat dessen Amtsnachfolge an und verlegte den Verwaltungssitz Lijiangs nach Dayan. Er ließ einen westlichen Ausläufer neben dem Jade-Fluss ausheben, begann mit dem Aufbau Dayans und legte damit die grundlegende Struktur des Landstädtchens, das sich am Haupt- und Westausläufer des Jadeflusses entwickeln sollte und der Vorgänger des heutigen Lijiang ist, fest. In der Ming-Dynastie (1368 - 1644) besiegelte Zhu Yuanzhang, der von 1368 bis 1398 regierte, dem Oberhaupt der Familie Mu offiziell das erbliche Amt des Präfekten in Lijiang. Daraufhin verlegte dieser den Verwaltungssitz von Baisha nach Dayan. In der Altstadt begann man dann in großem Rahmen mit den Bautätigkeiten und Dayan verwandelte sich in ein Landstädtchen, das zu einem Verkehrsknotenpunkt mit einer nahezu perfekten Stadtstruktur wurde und dessen Straßen und Gassen sternförmig in alle Himmelsrichtungen wiesen. In der Regierungszeit Yong Zhengs (1723 - 1735) während der Qing-Dynastie wurde die Sippenherrschaft der Mu-Familie von kaiserlichen Beamten, deren Rang nicht mehr erblich war, abgelöst. Sie hoben sofort einen östlichen Ausläufer des Jadeflusses aus, womit im Großen und Ganzen im Zentrum des engmaschigen Wassernetzes aus Hauptfluss und seinen beiden Ausläufern sowie eines guten Straßensystems mit Verbindungen in alle Richtungen bereits die heutige Altstadt Lijiangs entstanden war.
Im Nordosten Lijiangs befinden sich der Elefanten-(Xiangshan-) und der Goldene Regenbogen-(Jinhongshan-)-Berg und im unmittelbaren Nordwesten ragt der Löwen- (Shizishan) -Berg auf. Durch diese privilegierte Lage werden im Herbst und Winter die kalten Winde aus den Bergen von diesen drei "Hausbergen" daran gehindert, in die Stadt einzufallen. Im Frühjahr weht ein warmer Ostwind durch die Stadt und überall blüht es. Im Sommer kann der Südwind ungehindert durch die Gassen wehen und es ist angenehm kühl in der Stadt. Obgleich die Stadt auf einer Höhe von 2400 m über dem Meeresspiegel liegt, herrscht das ganze Jahr über ein sehr ausgeglichenes Klima, klirrend kalte Winter und brütendheiße Sommer kennt man hier nicht.
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