China unterhielt während der Sui-, der Tang-, der Song- und der Yuan-Dynastie rege Auslandsbeziehungen. Doch dies veränderte sich während der Ming- und der Qing-Dynastie drastisch, während im Westen der Kapitalismus sich zu entwickeln begann. Europäer begannen, ihre Einflusssphäre in unterschiedlichster Weise nach China auszudehnen. Die Seefahrten unter Zheng He (1371-1435) in der Frühzeit der Ming-Dynastie waren von außerordentlicher Bedeutung für die Entwicklung der Beziehungen Chinas zum Ausland.
Die großen Seefahrten Zheng Hes nach Übersee
Unter den Kaisern Chengzu (Reg. 1403-1424) und Xuanzong (Reg. 1426-1435) schickte die Ming-Regierung wiederholt den Seefahrer Zheng He als Gesandten nach Südostasien und in den Indischen Ozean. Im Sommer des Jahres 1405 segelte Zheng He an der Spitze einer Flotte von 62 Schiffen mit mehr als 27 800 Bewaffneten, beladen mit Gold, Seide und anderen wertvollen Gegenständen, zuerst nach Fujian, von dort aus stach er erneut in See und erreichte schließlich Champa. Er fuhr dann weiter nach Java, Sumatra und Kalikat, Indien. Von dort kehrte er im Herbst 1407 nach China zurück. Bis zum Jahr 1433 unternahm er insgesamt sieben Seereisen. Seine längste Fahrt führte ihn bis zur Ostküste Afrikas, zum Roten Meer und nach Mekka, und das war mehr als 50 Jahre vor der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus und der Umsegelung des Kaps der Guten Hoffnung durch Vasco da Gama. In den mehr als 20 Jahren besuchte er insgesamt über 30 Länder. Die Seefahrten Zheng Hes förderten den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch und die Freundschaft zwischen China und verschiedenen Ländern Asiens und Afrikas. Immer mehr Chinesen ließen sich in Südostasien nieder und brachten ihr landwirtschaftliches Können und ihre Technik der Herstellung von Eisenwerkzeugen, Bronzeartikeln und Porzellan sowie der Zuckerraffinade und des Teeanbaus mit.
Zheng He und seine sieben Seefahrten
Zheng He (1371-1435) hieß eigentlich Ma Sanbao und stammte aus der Hui-Nationalität in Yunnan. Von Kindesbeinen an war er Eunuch am Kaiserhof. Kaiser Chengzu (Reg. 1403-1424) hielt große Stücke auf ihn und gab ihm den Namen Zheng He. Da schon sein Großvater und Vater Pilgerfahrten nach Mekka unternommen hatten, wurde er als Vertrauensmann des Kaisers mit den Angelegenheiten der Seefahrten nach Übersee betraut.
Die von Zheng He geführten Flotten waren die größten der Welt zu jener Zeit. Jede Flotte bestand aus mehr als 60 Schiffen, die jeweils 150 m lang und 61 m breit waren und eine Tonnage von über 1000 t aufwiesen. Sie konnten rund 1000 Menschen aufnehmen. An jeder Seefahrt nahmen 27 000 bis 28 000 Gefolgsleute teil, darunter Verwaltungsbeamte, Offiziere und Soldaten, Navigationstechniker, Handwerker sowie Mediziner und Dolmetscher.
Im 3. Jahr der Regierungsperiode Yongle (1405) begann Zheng He mit seiner ersten Seefahrt. 62 Schiffe stachen in See ß eine majestätische Szene! Sie fuhren über die Inselgruppen im Südchinesischen Meer und Süd-Vietnam bis nach Indonesien und kehrten erst 1407 nach China zurück. Danach führte Zheng He in den Jahren 1407, 1409 und 1413 drei weitere Seefahrten durch.
Im Jahr 1417 geriet die von Zheng He geführte Flotte bei der 5. Seefahrt in einen Orkan. Zahlreiche Mitreisende kamen dabei um. Nach heldenhaften Kämpfen unter Zheng Hes Kommando wurde die Flotte schließlich ins Rote Meer geführt. Zheng He ging an Land - ein unbekanntes Land. Sie hatten Afrika erreicht.
1421 führte die sechste Seefahrt Zheng He u. a. auf die Insel Taiwan.
1431 fand die siebte Seefahrt statt, als Zheng He schon 60 Jahre alt war. Kurz nach seiner Heimkehr starb Zheng He an einer Krankheit.
In den 28 Jahren führte Zheng He sieben Seefahrten nach Übersee durch. Er erreichte die Indochinesische Halbinsel, die Malaiische Halbinsel, die Südseeinseln, Indien, Persien, Arabien, die afrikanische Ostküste und das Rote Meer und besuchte mehr als 30 Länder und Regionen der Erde.
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