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Nach einer sehr langen Periode gingen die Urmenschen allmählich vom Leben in Gruppen der Urgemeinschaft zur Stammesgemeinschaft über. Vor etwa 6000 bis 7000 Jahren waren in ganz China unzählige Stämme und Sippen verteilt. In vielen Gegenden auf dem chinesischen Territorium von heute wurden Zeugnisse menschlicher Tätigkeiten aus der Periode der Sippengesellschaft gefunden. In dieser Jungsteinzeit durchlief der Mensch in China die historischen Stufen der matriarchalischen und der patriarchalischen Sippengesellschaft.
Die Yangshao-Kultur und die matriarchalische Sippengesellschaft
Typisch für die matriarchalische Sippengesellschaft war die Yangshao-Kultur, eine Kultur, die in der Jungsteinzeit, also in den Jahren 5000 bis 3000 v. Chr., im mittleren Einzugsgebiet des Huanghe (Gelber Fluss) aufkam. Zu der Zeit lebte man schon ansässig vom Ackerbau, war imstande, Stein- und Knochenwerkzeuge wie Hacken und Äxte sowie andere Ackergeräte, Stein- und Knochenwaffen wie Pfeil und Bogen sowie Keramik herzustellen, zu spinnen und Häuser zu bauen. Tierzucht begann, man hielt Schweine und Hunde. Den Ackerbau und das Sammeln betrieben hauptsächlich die Frauen, während die Männer zumeist auf die Jagd gingen. So nahmen die Frauen einen wichtigen sozialen Stellenwert ein, und allmählich bildete sich eine matriarchalische Sippengesellschaft heraus. Die Überreste der Banpo-Siedlung, die bei Xi'an, Provinz Shaanxi, ausgegraben wurden, zeigen ein typisches Dorf der matriarchalischen Sippengesellschaft.
Die Yangshao-Kultur und die Überreste der Banpo-Siedlung
Yangshao-Kultur ist die Gesamtbezeichnung der kulturellen Relikte aus der matriarchalischen Sippengesellschaft vor 7000 bis 5000 Jahren. Im Jahr 1921 wurden solche Relikte zum erstenmal im Dorf Yangshao, Kreis Mianchi, Provinz Henan, gefunden, daher der Name. Ihr typisches Beispiel sind jedoch die im Jahr 1953 im östlichen Vorort der Stadt Xi'an, Provinz Shaanxi, entdeckten Überreste der Banpo-Siedlung. Sie nehmen eine Fläche von etwa 50 000 Quadratmetern ein und lassen einen Wohnbereich, eine Töpferei und ein Gräberfeld erkennen. Der rund 30 000 Quadratmeter große Wohnbereich war von einem 6 m tiefen Wallgraben umgeben und bestand aus 200 Hütten von je 20 Quadratmetern. Diese hatten zumeist eine runde Form und lagen zunächst halb unterirdisch und später als Holzkonstruktionen ganz über der Erde. Die Säulen der Behausungen sind zwar nicht mehr zu sehen, übrig blieben aber Sockel und Löcher. Die Erde war festgestampft. In der Mitte des Dorfes lag ein rechteckiges Haus von etwa 160 Quadratmetern, das wohl das Gemeinschaftshaus der Sippe war. In einem Friedhof, nördlich des Wohnbereichs gelegen, wurden mehr als hundert Gräber von Erwachsenen gefunden, von denen 71 mit Beigaben versehen waren. Die Gräber der Frauen hatten mehr Beigaben als die der Männer, was die wichtigere Stellung der Frauen demonstriert. Die Kindergräber lagen direkt an den Wohnhütten. 735 Ackergeräte aus Steinen, Knochen und Keramik wurden freigelegt, ferner Angeln und Pfeilspitzen. Auch mehrere Tonwaren, darunter auch bemalte, wurden gefunden und zeigen eine bereits entwickelte Töpferei zu jener Zeit. In die Tonwaren wurden Zeichen geschnitzt, die als primitive Schrift gelten können.
Kam die Yangshao-Kultur aus dem Westen nach China?
Es gab im Westen Leute, die behaupteten, dass die chinesische Yangshao-Kultur aus dem Westen, also aus Europa bzw. aus Zentralasien, stammte, was jedoch durch archäologische Ausgrabungen von Keramikwaren widerlegt wurde, denn Form und Muster der in der chinesischen Yangshao-Kultur entstandenen Tonwaren sind ganz anders als die im Westen. Es wurde auch bewiesen, dass sich die Yangshao-Kultur in Gansu und Qinghai später als die in Shaanxi und Henan entwickelte. So kann man feststellen, dass die Yangshao-Kultur zuerst am Mittellauf des Huanghe entstand.
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