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(GMT+08:00) 2004-11-22 15:56:02    
Anleitung zum Genuss des Sinngehalts eines Gartens (9)

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Die Ober- und Unteransicht der Welt

Die Raumgestaltung eines Gartens legt viel Wert auf eine an mehreren Geländepunkten orientierte Wandelhaftigkeit. Das Auftürmen von Bergen und das Anlegen von Hewässern, die Anordnung der Gebäude und des Pflanzenbewuchses zielen alle darauf ab, Abwechslung zwischen Höhen und Niederungen, zwischen Hügeln und Wasserflächen zu schaffen, so dass man von oben und von unten einen schönen Anblick genießen kann. Wer durch einen Garten spaziert, kann je nach Höhe des Geländes oder der Bauerwerke in die Endlosigkeit des Universums aufschauen oder auf die winzig erscheinenden Szenerien hinunterblicken. Mit dem stetigen Wechsel der Perspektive ist die Schönheit der Landschaft grenzenlos - man staunt über den Witz, der solches hervorbringen konnte.

Der Sommerpalast in Beijing wird vom "Pavillon des Buddhistischen Wohlgeruchs", dem höchsten Punkt an der Südseite des "Bergs der Langlebigkeit", beherrscht. Schaut man zum hoch aufragenden, imposanten Bauwerk empor, beeindruckt es durch seine Wuchtigkeit; besteigt man aber den Pavillon, hat man das glitzernde Wellengekräusel des weitläufigen Sees vor sich. Auch die "Bergvilla zum Sausenden Wind" (Ji Xiao Shangzhuang) in Yangzhou macht sich den Gegensatz zwischen dem Blick von oben und dem Blick von unten ausgiebig zunutze. Korridore auf einer oberen und einer unteren Ebene, die sich durch den ganzen Park ziehen, und Stufen, die auf den Berg führen, bilden eine dreidimensionale Besichtigungsroute, deren Reiz sich aus dem Kontrast zwischen der Wasser- und Berglandschaft einerseits und den Gebäuden und Wandelgängen andererseits ergibt.

Der Genuss umfassender Sinnesreize

Wer durch einen klassischen chinesischen Garten spaziert, kriegt nicht nur eine schöne Landschaft zu sehen, sondern kann auch dem Plätschern des Wassers, dem Zwitschern der Pirole und dem Zirpen der Insekten lauschen. Im Frühling kitzelt der intensive Duft von Pfirsich- und Birnenblüten, im Herbst betört das schwere Parfüm des Osmanthus die Sinne, und im Winter schwebt das dunkle Aroma des Schneeflockstrauchs in der Luft - was für ein Genuss den Geruchssinn! Derweil fühlt sich der milde Wind, der durch die leichten Trauerweiden streicht, herrlich an, wenn er sanft über das gesicht weht.

Die berühmte Redewendung "Regen trommelt auf die Bananenblätter" (Yu da ba jiao) ist eine treffende sprachliche Formulierung, die auf eine klassische Literaturstelle anspielt. Gemeint ist damit, dass es durchaus seinen Reiz hat, an einem wolkenverhangenen, verregneten Tag dem hellen Klang zu lauschen, denn das Fallen der Tropfen auf die riesigen Bananenblätter hervorruft, und alleine die Einsamkeit, Reinheit und Sorgenfreiheit auszukosten, die ein solcher Moment mit sich bringt. Genau dies war die Absicht hinter dem "Häuschen, in dem man dem Regen lauscht" (Ting Yu Xuan) im "Garten des Bescheidenen Beamten" in Suzhou. Auch das Rauschen des Winds in den Kiefern neben einem Pavillon kann ein unvergleichliches Gefühl der Ruhe und der Weitherzigkeit aufkommen lassen - darauf spielt der "Pavillon des Winds in den Kiefern" (Song Feng Ting) in jenem Garten an. So wurde das Anpflanzen von Kiefern, um dem Wind zuzuhorchen, und von Bananengewächsen und Lotos, um dem Regen zu lauschen, zu einem wichtigen Merkmal der chinesischen Gartenarchitektur.

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