Die von den Bao'an bewohnte Gegend Dahejia befindet sich im Westen Linxias, östlich des Berges Jishishan und südlich des Gelben Flusses an der Grenze der nordwestchinesischen Provinz Gansu. Hier herrscht ein mildes Klima, wachsen üppige Wälder. Hier gibt es reichliches Wasser und üppiges Gras. All dies sind günstige Bedingungen für Landwirtschaft und Viehzucht. Aber vor der Befreiung, also vor der Gründung der Volksrepublik China 1949, waren die Dörfer hier unter der schweren feudalen Unterjochung sehr arm und verlassen. In Dahejia besaßen die hohen Beamten, Grundherren und Kirchenältesten die meisten Ackerfelder, Wälder und Obstgärten. Auch die drei Flüsse, die das Gebiet durchfließen, wurden von ihnen kontrolliert. Von den 27 Wassermühlen in dieser Gegend standen 20 unter der Kontrolle der Grundherren und Grossbauern. Die armen Bauern konnten nur unbewässerbare Felder am Fuße des Berges oder oft überschwemmtes Land an den Flüssen bestellen. So waren die meisten von ihnen Pächter der Grundherren geworden und wurden durch hohe Grundrenten und Wucherzinsen ausgebeutet. Hier war es üblich, dass die Grundherren ihren Pächtern Naturalabgaben auferlegten. Diese lagen in der Regel bei 50% des Ertrages. Die Grundherrenklasse unterjochte und beutete die Armen noch in einer anderen Form aus: Sie stellten Knechte ein, kauften und verkauften junges Mädchen als Dienerinnen. Am elendesten war das Schicksal dieser Mädchen: Sie wurden von den Grundherren willkürlich ausgepeitscht gescholten und sogar vergewaltigt. Ihre Eheschließung wurde ausschließlich von den Grundherren bestimmt. Sie gaben sie oft ihren Knechten zur Frau statt eines Lohnes. Doch selbst nach der Heirat hatten sie keinerlei persönliche Freiheit.
Unter dem barbarischen Feudalsystem war die Landwirtschaft im Gebiet der Bao'an-Nationalität äußerst rückständig. Die armen Bauern führten ein elendes Leben, und ihr Getreidevorrat reicht meist nur für ein halbes Jahr aus. In der restlichen Zeit ernährten sie sich von Spreu und Wildgemüse. Um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, arbeiteten die meisten Bauern außerhalb der landwirtschaftlichen Hauptarbeitssaison als Kleinhändler und Straßenverkäufer, gingen auf die Berge, um Holzkohle zu produzieren, Heilkräuter zu sammeln, oder arbeiteten als Flößer auf dem Gelben Fluss. Infolge der Zwangsrekrutierung und der Abgabenverteilung durch die östliche reaktionäre Verwaltung waren die Menschen im Gebiet der Bao'an so beunruhigt, dass junge Männer und die mittleren Alters in andere Gebiete flohen, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder der Rekrutierung zu entgehen. Daher lag die Hauptarbeit wie Feldbestellung, Düngertransport und Brennstoffsammeln völlig auf den Schultern der Frauen. Ein Teil der Bao'an-Bauern beschäftigte sich neben der Landwirtschaft noch mit der Messerherstellung. Dabei handelte es sich um einzelne Haushalte mit einer geringen Produktionsleistung und primitiven Werkzeugen. Die hergestellten Waren wurden von ihnen selbst abgesetzt. Manche Messerschmiede reparierten auch noch zusätzlich Ackergeräte. Die "Bao'an-Messer" sind bekannt durch ihre Schneidekraft, Haltbarkeit und Schönheit.
Seit der Gründung der Volksrepublik China 1949 genießen die Bao'an genau wie andere Nationalitäten Chinas Gleichberechtigung und das Recht, Herr des Landes zu werden. Die feudalen Privilegien der Kirchältesten und das System der Unterjochung und Ausbeutung durch die Grundherrenklasse wurden abgeschafft. Auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet veränderte sich vieles im Laufe der Jahre. Es wurden dort Kanäle gebaut, um die Dürre zu überwinden, das war schon immer der Wunsch der Bao'an und der anderen Nationalitäten am Ufer des Gelben Flusses. Darüber hinaus wurde im Gebiet der Bao'an eine Reihe von Fabriken zur Verarbeitung landwirtschaftlicher und nebengewerblicher Produkte fertiggestellt. Zudem hat bei den Bao'an die Herstellung und Reparatur von Landmaschinen ebenfalls eine große Entwicklung erlebt. Damit hat sich das Einkommen aus Industrie, Landwirtschaft und Nebengewerbe erhöht.
Vor der Gründung der Volksrepublik gab es im Gebiet der Bao'an nur eine Grundschule. Heute gibt es dort nicht nur Grundschulen, sondern auch Mittelschulen. Außerdem studieren nicht wenige Bao'an-Jugendliche an Hochschulen in den Großstädten des Landes. Mit der Einrichtung verschiedener Winterschulen, Abendschulen und Schnellkurse haben die Bao'an bei der Beseitigung des Analphabetentums große Erfolge erzielt. Besonders die Bao'an-Frauen haben sich vom feudalen Joch befreit und wirken heute gleichberechtigt im politischen und sozialen Leben mit.
Gegenwärtig gibt es im Gebiet der Bao'an, wo es früher sehr an Ärzten und Medikamenten mangelte, Ambulanzen und Gesundheitsstationen. Aus ihren eigenen Reihen wurden Ärzte ausgebildet. Durch die verbesserte medizinische Betreuung sind auch in den entlegen Bao'an-Gegenden die früher häufig auftretenden Krankheiten unter Kontrolle gebracht worden.
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