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Eine Chance, die China nicht verpassen darf
  2015-03-13 16:44:32  cri

 


In China ist das Thema „intelligentes Wohnen" seit einiger Zeit stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. Zahlreiche Branchegiganten marschieren zunehmend in das wachsende Marktsegment ein. Am 6. März 2015 hat der Gründer des chinesischen Technologieunternehmens Xiaomi, Lei Jun, auf der Jahrestagung des chinesischen Nationalen Volkskongresses (NVK) einen Antrag gestellt, der einen nationalen Einheitsstandard für Smart Home-Produkte vorsieht. Experten glauben, dass 2015 den Durchbruch für die chinesische Smart Home-Branche markieren könnte.

Im Vergleich zu den entwickelten Industrieländern ist die chinesische Smart Home-Branche erst spät in Gang gekommen. Bislang benutzen nur wenige Chinesen Smart Home-Produkte und diese beschränken sich in den meisten Fällen auf einzelne Endgeräte wie „intelligente" Waagen oder Armbänder.

Der gebürtige Chinese Li Ding lebt seit Jahren in den USA und ist ein „Smart Home"-Fan erster Stunde. Zuhause hat er eine Reihe der „intelligenten" Produkte, wie ein Temperaturüberwachungssystem, einen Haus- und Babyüberwacher oder ein „smartes" Türschloss. Als er kürzlich mal wieder in China war, fehlte ihm sofort dieser Komfort, den er mittlerweile gewöhnt ist.

„Die Smart Home-Branche entwickelt sich in den USA viel schneller als in China, sowohl von den Rahmenbedingungen her, als auch was die Benutzerfreundlichkeit und den Verkaufsservice der einzelnen Produkte angeht. Der Fahrassistent „Automatic" z.B. kann nicht in China benutzt werden, weil er mit speziellen Tankstellen- und Karten-Apps zusammenarbeitet. Andere Produkte unterstützen nur amerikanische Telefonnummern. In China sind dann viele Funktionen nur mit Einschränkungen nutzbar. "

Doch Rückstand bedeutet gleichzeitig auch ein großes Potenzial. Laut einem jüngsten Bericht des chinesischen Marktforschers AVC gibt es alleine auf dem chinesischen Festland über 100 Millionen potenzielle Smart Home-Kunden. Bis Ende 2015 könnte der Produktionswert der Branche die 20 Milliarden-US-Dollar-Grenze überschreiten, so Expertenprognosen.

Ni Wen verfügt über langjährige Arbeitserfahrung in der Telekommunikationsbranche und erforscht seit Jahren die Smart Home-Welt. Er sieht auf dem chinesischen Markt noch viel Luft nach oben.

„Obwohl ‚Smart Home' für die meisten Chinesen noch ein Fremdwort und die Entwicklung hier eher rückständig ist, dürfte ein Durchbruch in dieser Branche nicht mehr lange auf sich warten lassen. Denn das Verlangen der Chinesen nach Hightech, vor allem das der jüngeren Generation, ist im Vergleich zu den Europäern oder Amerikanern besonders stark ausgeprägt. Daher denke ich, dass die chinesische Marktnachfrage der technischen Entwicklung einen enormen Schub verleihen wird. "

Viele technische Hindernisse sieht der Experte für die chinesische Smart Home-Branche nicht. Es mangele in China aber immer noch an kreativen Ideen und an einer qualitativ hochwertigen Produktion, so Ni. Dieser Rückstand auf die Industrieländer werde jedoch geringer. Auf dem chinesischen Markt finde man zunehmend auch innovative, benutzerfreundliche und gleichzeitig kostengünstige Produkte. Ni Wen nimmt das „smarte" Xiaomi-Armband als Beispiel:

„Für ein solches Armband muss man auf dem internationalen Markt mehr als hundert US-Dollar investieren. Das Armband von Xiaomi kostet hingegen nicht mal einhundert Yuan, also weniger als 15 US-Dollar. Da kann man fast von einer Null-Investition sprechen. Und die Funktionen des Xiaomi-Armbands stehen den westlichen Produkten in kaum etwas nach. Wir haben bei der Entwicklung der Smart Home-Branche den Vorteil, dass wir preiswert sind, gleichzeitig aber auch gute Qualität abliefern. Unsere Produkte können beispielsweise 95 Prozent der Funktionen und Leistungen der deutschen Produkte gleicher Art besitzen, aber die Hälfte oder gar nur ein Drittel kosten. "

Auch in der großen Bevölkerungszahl sieht Ni Wen einen Vorteil für die chinesische Smart Home-Branche.

„China hat eine große Zahl von potenziellen Konsumenten. Die Bevölkerung Chinas ist viermal so hoch wie die der USA. Das heißt, die Marktgröße wird schon der der USA entsprechen, wenn nur ein Viertel der Chinesen Smart Home-Produkte konsumiert. China war früher die Weltfabrik, und wird jetzt zum Weltmarkt. "

Doch trotz erster kleiner Erfolge und vieler großer Visionen kann noch niemand seriös beurteilen, ob die Zeit für das intelligente Wohnen in China wirklich schon reif ist. Es fehlt noch ein einheitlicher Standard der Produkte, denn die konkurrierenden Hersteller behaaren auf ihr eigenes Operationssystem. Das macht eine Vernetzung verschiedener Geräte nahezu unmöglich. Zudem können bislang ganz normale digitale Produkte mit dem Begriff „smart" versehen werden, auch wenn sie keinerlei „intelligente" Funktionen bieten. Es bleibt also noch einiges zu tun, doch die Anstrengungen dürften sich lohnen. Wie Lei Jun selbst in seinem NVK-Antrag geschrieben hat, die „Smart Home-Branche" bietet China eine noch nie da gewesene Chance, die nicht verpasst werden sollte.

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