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Aufatmen in der Nanluoguxiang – Touristengruppen bleiben draußen
  2016-06-02 08:51:28  cri

Es ist ganz natürlich, dass sich alle Sehenswürdigkeiten des Landes um den Titel „national" bewerben: nationale Sehenswürdigkeit der Kategorie 3A, 4A oder 5A, so nennen sich die berühmtesten Touristenmagnete in China. Das Tourismusamt hat hingegen auch die Befugnis, Sehenswürdigkeiten wegen gesetzwidriger Taten von der Liste zu nehmen, als Strafe. Die historische Nanluoguxiang nördlich der Verbotenen Stadt in Beijing ist jedoch eine Ausnahme. Die hat neulich nämlich selbst einen Antrag gestellt, um den „nationalen Hut" abzunehmen. Li Xuemin, Direktorin der Kommission für touristische Entwicklung des Beijinger Bezirks Dongcheng, erklärt den Grund.

„Die Besucherzahl der Nanluoguxiang ist bei weitem höher als das, was eine nationale Sehenswürdigkeit der Kategorie 3A tragen kann. Die geschätzte tragfähige Obergrenze liegt bei 17.000 Touristen pro Tag. Als Sehenswürdigkeit ist sie nicht mehr sicher für die Besucher. Aus diesem Grund ist unser Antrag sofort durchgegangen."

Die Straße empfängt durchschnittlich 30.000 Besucher pro Tag, 50.000 am Wochenende und gar 100.000 an den nationalen Feiertagen. Die riesige Touristenmenge bedeutet laut Frau Li Sicherheitsrisiko. Seit Jahren schon entwickelt sich die früher sympathisch authentische Gasse mit kleinen individuellen Lädchen zum Hutong-Spektakel. Mittlerweile haben sich immer mehr chinesische Ketten angesiedelt, eine Bank hat ATM-Maschinen aufgestellt, das ursprüngliche Gesicht der Straße verblasst.

Seit Ende April ist die Nanluoguxiang nun keine nationale Sehenswürdigkeit mehr, große Touristengruppen müssen draußen bleiben. So wurden Reisebüros davon unterrichtet, die schmale Gasse von ihren Tour-Programmen zu streichen. Shi Yuhai, Leiter des Touristenservices in der Nanluoguxiang, geht davon aus, dass jetzt alles besser werde:

„Statistiken zuständiger Behörde zufolge kommen jeden Tag 50 bis 70 Touristengruppen hierher. Wenn ab jetzt keine Gruppe mehr kommt, ist das eine gewisse Entlastung für uns."

Ein anderer Grund, warum die Nanluoguxiang den nationalen Titel freiwillig aufgibt, liegt darin, dass die vielen Touristen das Leben der Anwohner stark beeinträchtigen. Die Straße war vor der kommerziellen Erschließung eine ganz normale Gasse. Um sie herum leben zurzeit immer noch viele Lao-Beijing, also Alt-Beijinger, die seit Generationen in den Gassen angesiedelt sind, so wie Frau Bao.

„Der Touristenstrom hat uns viele Unannehmlichkeiten gebracht. Morgens ist alles in Ordnung. Aber dann fällt es uns den ganzen Tag lang schwer, zurück nach Hause zu kommen. Ein anderes Problem ist die Toilette. Da kein Haushalt in den Gassen über ein privates Badezimmer verfügt, müssen wir öffentliche Toilette benutzen. Wegen der großen Touristenzahl müssen wir immer sehr lange Schlange stehen."

Frau Cheng wohnt ebenfalls schon von klein auf in der Nanluoguxiang. Die neugierigen Touristen stören sie. Man wisse nicht, ob man lachen oder weinen solle, sagt sie.

„Viele Touristen interessieren sich sehr für Siheyuan, also die vierseitigen Wohnhöfe. Sie kamen einfach rein, als wir noch beim Essen und Fernsehen waren. Wir bekamen einen ordentlichen Schreck."

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