Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch die neue Sanktionsrunde der USA gegen Russland als „eine das Gegenteil auslösende, sinnlose Tat" bezeichnet. Er rief die US-Regierung auf, es zur Kenntnis zu nehmen, dass diese Politik zum Scheitern verurteilt sei. Die russisch-amerikanischen Beziehungen sollten auf die normale Ebene der Kooperation zurückgeführt werden. Einen Tag zuvor hatten die USA eine neue Runde der Sanktionen gegen Russland gestartet. Dabei werden mehrere russische Körperschaften, Einzelpersonen und Schiffe den Sanktionen ausgesetzt. Ihr Eigentum in den USA wird eingefroren, und amerikanische Staatsbürger dürfen keinen Handel mit ihnen führen. Zur Begründung der Sanktionen gehören boshafte Cyber-Attacken, Unterstützung anderer unter den amerikanischen Sanktionen stehender russischer Körperschaften und verdächtiger Öltransfer verschiedener Schiffe mit nordkoreanischer Nationalflagge.
Wirtschaftsexperten sind der Ansicht, dass die größten Schwierigkeiten der russischen Wirtschaft in den langfristigen Sanktionen der USA und Europas liegen. Bei diesem lang andauernden Ringen von Sanktionen und Gegensanktionen kann Russland vorübergehend keine direkten wirtschaftlichen Konfrontationen mit den USA wagen. In Putins Stellungnahmen der letzten Tage und den aktuellen russischen Aktionen ist zu erkennen, dass Putin bereits eine Taktik gewählt hat, um die Versprechen seiner Wiederwahl in die Tat umzusetzen.
Erstens, Russland interagiert zunehmend mehr mit der Türkei, dem Iran und der EU. Angesichts der amerikanischen Sanktionen pflegt Russland intensivere diplomatische Zusammenarbeit mit dem Iran, der Türkei und sogar mit traditionellen Verbündeten der USA.
Zweitens, mittels Abrechnung mit der eigenen Währung wird Russland jetzt den Besitz von Kapital in US-Dollar reduzieren. In den letzten zwei Wochen haben mehrere russische Regierungsvertreter betont, dass Russland beim künftigen internationalen Handel zunehmend mehr mit der eigenen Währung abrechnen wird. Tatsächlich hat sich Russland in den letzten Jahren in mehreren multilateralen Kooperationsrahmen wie der Eurasischen Wirtschaftsunion und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit immer um eine Förderung der Abrechnung mit eigener Währung beim internationalen Handel bemüht.
Drittens, Russland strebt mit der Ostverlegung des diplomatischen Schwerpunkts eine „Groß-Eurasien-Partnerschaft" an. Im Juni 2016 hatte Putin auf dem internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg dazu aufgerufen, eine „Groß-Eurasien-Partnerschaft" ins Leben zu rufen, die aus der Eurasischen Wirtschaftsunion, Indien, China, verschiedenen GUS-Staaten und anderen Ländern besteht. Analytiker vertreten die Ansicht, die Entstehung dieser Initiative zeige, dass Russland allmählich seine „asiatische Eigenschaft" anerkenne und sich nicht mehr als einen Teil Europas betrachte. Dies gelte als ein Kennzeichen der Ostverlegung des strategischen Schwerpunkts der russischen Außenpolitik.
Putin hatte erklärt, er begrüße die Teilnahme der EU am Projekt der „Groß-Eurasien-Partnerschaft". Angesichts der strukturellen, unversöhnlichen Widersprüche zwischen Russland und den USA könnte der Plan zur effektivsten „langfristigen Taktik" Russlands gegen die US-Sanktionen werden, wenn er es schafft eine Verbesserung der russisch-europäischen Beziehungen zu verwirklichen.