Kinder- und Seniorenbetreuung, Kochen, Saubermachen der Wohnungen. Haushaltshilfen spielen eine immer größere Rolle im Leben der Chinesen, besonders für Städter. Bis Ende 2018 belief sich Wert der hauswirtschaftlichen Dienstleistungen auf 576,2 Milliarden Yuan RMB (73,4 Milliarden Euro). Vor kurzem hat der chinesische Staatsrat ein Dokument zur Förderung einer Hauswirtschafts-Dienstleistungsbranche mit besserer Qualität veröffentlicht. Dem Dokument zufolge werden die Hochschulen aufgefordert, Institute für die Hauswirtschaft einzurichten.
Im Klassenzimmer des Instituts für Haushaltshilfe der Liaocheng-Universität in der ostchinesischen Provinz Shandong lernt man nicht nur etwas über Arzneimittel, sondern auch über Rollstühle. In der Vorführung geht es um die Rehabilitationspflege von Senioren. Xu Tingqing ist Student im ersten Jahr. Er ist der Ansicht, dass trotz des großen Potenzials sein Hauptfach noch nicht so anerkannt sei.
„Angehörige der jüngeren Generationen, wie ich, leisten zuhause nicht gerne Hausarbeit. Später werde ich unbedingt eine Haushaltshilfe oder eine Nanny brauchen, um Kinder oder Senioren zu betreuen. Mein Hauptfach könnte diese Nachfrage befriedigen. Das wäre gut."
In Shandong hatte die Liaocheng-Universität 2012 als eine einzige Hochschule einen Bachelor-Studiengang Haushilfe eingerichtet, der mit 10 Studenten startete. Am Anfang war die Uni skeptisch bezüglich der Einrichtung des neuen Instituts.
Die Lage veränderte sich mit der Zeit. Durch die Überalterung der chinesischen Gesellschaft wird Seniorenbetreuung immer stärker nachgefragt. In den meisten Familien fällt es der Kindergeneration schwer, eine vernünftige Balance zwischen der eigenen Berufstätigkeit und der Betreuung der alten Eltern zu finden. Die Nachfrage an hochqualitativer Seniorenbetreuung ist rasant gestiegen. Es gibt schon viele Haushaltsdienstleister, die mehr als die Angestellten bei großen Unternehmen verdienen können. Aber trotz des hohen Einkommens ist es derzeit schwer, gut ausgebildete Haushaltsdienstleister zu finden.
Meng Qingchun, Dekan des pädagogischen Instituts der Liaocheng-Universität, sagte, die Lage der Hauswirtschaftseinrichtung habe Veränderungen erlebt.
„Am Anfang ist die Hauswirtschaft zu wenig anerkannt worden. Die Immatrikulationsquote der Studenten war niedrig. 2016 wollten wir 60 Studenten aufnehmen. Nur 53 bewarben sich für Hauswirtschaft. Dieses Jahr haben wir auch 60 Studienplätze. Und alle 60 Studenten haben sich schon an der Universität eingeschrieben."
Es ist dieses Jahr das erste Mal, dass das Vorschulbildungsinstitut der pädagogischen Universität der Hebei-Provinz Studienplätze anbietet. Nach dem Studienplan werden die Studenten sowohl Familiensoziologie, Familienpädagogik und Haushaltsökonomie studieren, als auch praktische Kurse wie zum Beispiel Kinderbetreuung, Seniorenpflege, Familienerziehung absolvieren. Feng Yuzhu, Direktorin des Vorschulbildungsinstituts, sagte:
„Als wir dieses Studienfach einrichteten, haben wir schon geplant, mit Unternehmen außerhalb der Universität zu kooperieren. Im ersten Jahr des Studiums soll jeder Student einen Betreuer bei einem Haushaltsunternehmen haben. Nach ihrem Bachelor-Abschluss können sie dann Verwaltungsstelle bei den Haushaltsunternehmen erhalten."
Haushaltsdienstleistungen sind, wie gesagt, immer wichtiger geworden. Doch die Qualität der Haushaltsdienstleister kann oft anspruchsvolle Nachfragen nicht mehr befriedigen. Statistiken zufolge verfügen nur 14,1 Prozent der Haushaltdienstleister über das chinesische Abitur.
Wu Ying, Direktorin des Instituts für Geisteswissenschaft der Agrarwissenschaft-Universität Jilin, beschäftigt sich schon 16 Jahren mit der Hauswirtschaftsausbildung. Sie ist der Ansicht, dass dieser Branche nicht nur Dienstleister, sondern auch gut gebildete Verwalter fehlten. Die Absolventen könnten sich ihrer Meinung zum Beispiel damit beschäftigen, ein Bildungssystem für Nannys oder Seniorenpfleger aufzubauen und sie dann selbst ausbilden. Das wäre das richtige Ziel dieses neuen Studienfachs.