In den letzten Jahren steigt der Konsum der chinesischen Einwohner in der Nacht. Durch Einkauf, Gastronomie, Tourismus und Unterhaltung ist die Nachtwirtschaft zu einem neuen Antrieb für das städtische Konsumwachstum geworden.
Einer Studie über die Konsumgewohnheiten der Einwohner in Chinas Städten zufolge, die vom chinesischen Handelsministerium durchgeführt wurde, treten 60 Prozent des Gesamtkonsums in der Nacht auf. In großen Kaufhäusern macht der Absatz zwischen 18 und 22 Uhr über die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Außerdem ist der Konsum kultureller Aktivitäten an Orten wie Wangfujing und Sanlitun in Beijing nachts deutlich gestiegen.
Auch Nachttouren sind nun ein neuer Trend chinesischer Touristen, vor allem nächtliche Schifffahrten sind dabei besonders beliebt. In der Stadt Jinan in der Provinz Shandong werden im Park Quanjingqu seit Juli 2019 nächtliche Schifffahrten über den Daming-See getestet. Eine Touristin erklärt:
„Ich finde es hier sehr schön. Ich habe oft vom Daming-See gehört, bin aber noch nie hier gewesen. Ich bin heute angekommen und habe mir die Landschaft erst einmal in der Nacht angeschaut. Morgen werde ich am Tag noch einmal herkommen und mich umsehen."
Neben Sehenswürdigkeiten ist Essen ein wichtiger Teil des Nachtlebens. Statistiken zufolge ist der nächtliche Konsum Chinas in der Gastronomie im Jahr 2018 um 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Leben in China ist hektisch. Viele Chinesen gehen daher nach Feierabend gerne mit Freunden in ein Restaurant, um sich vom hohen Arbeitsdruck zu erholen.
Neben dem nächtlichen Essen mit Freunden in einem Restaurant haben dem Essensbestelldienst Meituan zufolge im Jahr 2018 außerdem über 14 Millionen junge Chinesen nach 20 Uhr Essen an ihren Arbeitsplatz bestellt. Der Direktor des chinesischen Forschungsinstituts für Tourismus, Dai Bin, sagt, derzeit stünden Gastronomie und Einkauf im Mittelpunkt der städtischen Nachtwirtschaft, aber sie seien nur ein Teil des nächtlichen Konsums.
„Gastronomie ist nur ein Teil von Nachttouren. Natürlich gehen wir auch ins Kino und schauen uns den komischen Dialog „Xiangsheng" sowie Gesangs- oder Tanzaufführungen an."
In Beijing wurde nun das Projekt „Kultur IP" für den Nachtkonsum vorgestellt. Demnach ist eine Reihe von kulturellen Aktivitäten wie Opern, Xiangsheng, Filme und Theaterstücke geplant. 24-Stunden-Buchhandlungen werden unterstützt, während Museen und Galerien ihre Öffnungszeiten verlängern. Zu wichtigen Festen sollen sie außerdem nächtliche kulturelle und touristische Aktivitäten veranstalten.
Dai Bin sagt, die Nachtwirtschaft könne nicht nur die Nachfrage der Einwohner nach materiellem und kulturellem Konsum befriedigen. Sie sei auch ein wichtiger Weg, damit in- und ausländische Touristen die lokale Kultur und Lebensweise kennenlernen könnten.
„Die lokalen Einwohner arbeiten normalerweise tagsüber und haben keine Zeit zu konsumieren. Deshalb ist abends von 18 bis 22 Uhr der Höhepunkt des Konsums. Inzwischen fragen auch fast alle Touristen nach Nachttouren. Von 37 befragten Reisebüros wollen über 80 Prozent ihr Angebot von nächtlichen Reiseprogrammen erhöhen. In vielen Tourismusstädten wie Huangshan und Zigong wurde ein Plan für die Entwicklung von Nachttouren ausgearbeitet."