Der zehnjährige Zhang Yingyue ist in diesem Sommer mit seiner Mutter in eine über 800 Kilometer von seiner Heimat entfernte Steppe in Nordchina gereist. Und das nur für einen besseren Blick auf den Nachthimmel.
Für Yingyue war es die lange Reise wert, weil die riesige Wiese frei von Lichtverschmutzung sich optimal für die Sternenbeobachtung eignete. Er konnte die Sternenbilder Skorpion, Pegasus, Schlangenträger und andere Konstellationen sehen. „Es ist wirklich aufregend, auf einer Wiese den Nachthimmel voller Sterne zu betrachten", sagte der Zehnjährige, der es liebt, sich zu Hause mit seinem Teleskop die Sterne anzuschauen.
Im Zuge der Astronomie-Erziehung und der Entwicklung der Raumfahrtindustrie gebe es unter den Chinesen, vor allem unter den Jugendlichen, ein wachsendes Interesse an der Sternenbeobachtung, sagte Li Jian, Chefredakteur des Magazins „Amateur-Astronom".
Ma Linquan kommt aus Beijing und begann ihre erste Sternenbeobachtung, als sie drei Jahre alt war. Die Zwölfjährige sagte: „Wenn ich die Sterne beobachte, kann ich die Ewigkeit der Zeit und die Unendlichkeit des Weltraums besser verstehen." „Dadurch merke ich auch, wie winzig ich bin. Aber ich will den Weltraum weiter erkunden".
Wu Shiying stammt aus der zentralchinesischen Provinz Hubei. Er wurde ein Amateur-Astronom, nachdem er vor 30 Jahren zum ersten Mal eine Teil-Sonnenfinsternis beobachtete. Als aktiver Förderer der Sternenbeobachtung unterstützt Wu derzeit finanziell zahlreiche lokale Schulen, um ihnen beim Ausbau ihrer Astronomie-Ausbildung zu helfen. Auf dem Dach seines eigenen Hauses im Gebirge hat er sogar eine kleine Sternenwarte gebaut. „In den Städten wird der Blick auf den Nachthimmel oftmals von der Lichtverschmutzung getrübt. Aber hier in den Bergen kann man die Milchstraße auf erstaunliche Weise beobachten", so der 70-Jährige.
In den vergangenen Jahren haben sich mehrere lokale Regierungen darum bemüht, die Beleuchtung in ausgewählten Gegenden zu verringern, um zugunsten der Sternenbeobachtung ein ausreichend dunkles Umfeld zu schaffen. Im Jahr 2014 wurde beispielsweise im Landkreis Ali im Autonomen Gebiet Tibet ein „Dunkler Nacht"-Park errichtet. Anschließend wurden in Tibet, Shanxi, Jiangsu und Jiangxi vier weitere „Nachtreservate" errichtet.