Die Mogao-Grotten in Dunhuang sind etwa 1.650 Jahre alt, was man recht genau durch Aufzeichnungen weiß. In der jüngsten Geschichte, im Jahr 2017, haben das Forschungsinstitut Dunhuang und der Internetgigant Tencent, zu dem WeChat und QQ gehören und der immerhin schon auf eine 20-jährige Unternehmensgeschichte zurückblickt, das Projekt „Digitale Seidenstraße" gestartet. Ein Unterprojekt davon mit dem Namen „digitale Spender" erzielte rasch konkrete Erfolge: Von Juni 2018 an konnten WeChat-Nutzer online spenden, um die Mogao-Grotten auch in digitalisierter Form zu erhalten – was gelang. Denn inzwischen ist die Spende-Funktion deaktiviert. Wer die App WeChat hat, kann innerhalb des Programms diesen Link https://gongyi3rd.tencent-cloud.net/dh/ öffnen. Allein das Intro ist schon bemerkenswert.
Die Idee des Spendens hat in Dunhuang eine lange Tradition: Den Bau der Mogao-Grotten hatten seinerzeit viele buddhistische Gläubige gemeinsam finanziert. Diese Menschen wurden „Spender" genannt. Von dort stammt der Projektname „digitale Spender". Bereits in den 1980er Jahren hatte die Digitalisierung der Mogao-Grotten mit Hilfe der Finanzierung durch die „The Andrew Foundation der USA" begonnen.
Die Digitalisierung der Grotten erfolgt auf folgende Weise: In den dunklen Grotten bauen Fachleute professionelles Foto-Equipment auf wie Schienen für Kameras und verschiedene Lampen. Dann werden exakt nach Plan verschiedene Schichten und Teile der Buddha-Statuen fotografiert. Allein um eine 300 Quadratmeter große Grotte zu digitalisieren, müssen schon etwa 40.000 Fotos gemacht werden. 30 Grotten sind es insgesamt. Durch Computertechnik werden diese Fotos miteinander verglichen, kombiniert, bearbeitet, so dass auch 3D-Darstellungen möglich werden.
Im Jahr 2016 wurde ein weiteres Ergebnis der Digitalisierung, das Datenarchiv „Digital Dunhuang" online gestellt: https://www.e-dunhuang.com/index.htm
Internetuser können dort gebührenlos hoch aufgelöste Bilder der Grotten anschauen. Eine Online-Vollbildnavigation, die so ähnlich wie Google Streetview funktioniert, ist dort auch möglich.
Das Dunhuang-Forschungsinstitut setzt sich seit vielen Jahren nicht nur durch Digitalisierung, sondern auch mit verschiedenen anderen Projekten dafür ein, die alten Grotten der modernen Gesellschaft näher zu bringen. Wie aber kann man das Interesse der Jugendlichen konkret wecken?
Du Juan, stellvertretende Direktorin des Forschungszentrums für kulturelle Kreativität im Dunhuang-Forschungsinstitut, erklärte, dass viele Internet-Anwendungen erdacht worden seien, die auf den Forschungsergebnissen des Instituts und der Materialien der Wandgemälde basierten. Laut Du wurden zum Beispiel viele Emojis und Gifs mit Dunhuang-Wandmalerei-Motiven für WeChat und Weibo kreiert.
Und nun kommt sogar Musik ins Spiel: Die stillen Dokumentationen der Kulturschätze in Dunhuang sollen als Grundlage für wunderbare Lieder dienen. Dabei sollen antike Musikinstrumente, die in den Wandmalereien abgebildet sind, aber nicht mehr existieren, wieder neu gebaut werden und dann in diesen Liedern ertönen.
Dunhuang verfügt über reichhaltige materielle und immaterielle Kulturschätze. Dazu gehört auch Musik. Die Musik aus Dunhuang umfasst nicht nur die berühmte Dunhuang-Partitur, die in den Grotten ausgegraben wurde, sondern auch viele Wandgemälde über Musik.
Dies ist die Grundlage der Kooperation des Dunhuang-Forschungsinstituts mit der Tencent-Tochter QQ-Musik. Beide veranstalten einen Wettbewerb zur „Innovation der alten Melodien". Die Teilnehmer können sich von dem Klassiker „20 Gedichte von Dunhuang" oder von den fünf repräsentativsten Wandgemälden Dunhuangs inspirieren lassen und dann Lieder oder Partituren für Musikinstrumente erschaffen. Die Gewinner-Werke werden schon dieses Jahr im September während eines Konzerts in Dunhuang präsentiert.
Das Dunhuang-Forschungsinstitut wird mit Tencent neben der Musik noch in vielen anderen Bereichen wie Animation, Computerspiel, und „kulturelle Kreativität" zusammenarbeiten.
Durch diese ununterbrochenen Innovationen wird die Vitalität Dunhuangs erhalten. In Dunhuang findet man ein großes kulturelles Selbstvertrauen, das zur weiteren Öffnung der Stadt führt. Und diese Öffnung wiederum fördert das Selbstvertrauen weiter.