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Erlebnis „Bahnfahrt" in China
  2019-08-27 15:48:30  cri

Ja, eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön – vor allem hier in China, wo man mit der Bahn überall und fast immer pünktlich hinkommt. Es werden fast monatlich neue Strecken eröffnet. Und auf dem Zeichenbrett einiger Ingenieure befindet sich sicherlich schon das Modell eines Zugs mit Schallgeschwindigkeit. China ist unangefochtener Weltmeister bei der Länge der Schnellstrecken und die Regierung weiß, dass eine solche Hochleistungsinfrastruktur natürlich auch das Wirtschaftswachstum befeuert.

Wie schnell ein Zug ist, verrät der Buchstabe: G-Züge sind die schnellsten und komfortabelsten Hochgeschwindigkeitszüge. Sie erreichen bis zu 350 Kilometer pro Stunde, der Maglev in Shanghai erreicht sogar 430 km/h. Die bis zu 250 km/h schnellen Intercity-Züge erkennt man an dem „D" vor der Zugnummer. In Hochgeschwindigkeitszügen heißt die erste Klasse übrigens „China Business Class".

Die anderen Schnellzüge in China haben die Buchstaben Z, T oder K vor der Zugnummer und schaffen immerhin noch bis zu 160 Kilometer pro Stunde, halten aber öfter. Die langsamsten Züge kommen ohne Buchstaben aus. Sie sind einfach ausgestattet und halten an praktisch jedem Bahnhof. In einfachen Zügen heißen die besseren Sitzplätze „Soft-Seater", die anderen „Hard-Seater".

Von Beijing nach Shanghai braucht der Hochgeschwindigkeitszug rund fünf Stunden und der langsamste Zug fast 15 Stunden.

In vielen Zügen kann man auch Stehplätze nutzen oder im Schlafwagen mit jeweils zwei Zweier- oder Dreier-Hochbetten reisen.

Als sogenannter „Hard-Sleeper" auf dem obersten Bett in einem zum Gang offenen Sechser-Schlafabteil hat man nicht viel Platz. Durch die gegenüber einem Vierer-Schlaf-Abteil um 50-Prozent erhöhte Schnarcher-Wahrscheinlichkeit und die fehlende Tür ist es dort lauter. In einer meist von innen verschließbaren „Soft-Sleeper"-Kabine ist es komfortabler. Sie ist mit europäischen Nachtzugabteilen noch am ehesten zu vergleichen. Die Deluxe-Version verfügt sogar über Fernseher und Bad. In allen Schlafabteilen gibt es einen kleinen Tisch.

Für die 2000-Kilometer-Fahrt von der Hauptstadt nach Guangzhou im einfachen Schlafwagen muss man umgerechnet nur etwa 70 Euro bezahlen. Ein Preisvergleich ist immer ratsam: Manchmal ist Soft-Sleeping nur unwesentlich teurer als Hard-Sleeping.

Bahnfahren in China hat schon fast einen Event-Charakter. Das Abenteuer beginnt beim Buchen der Tickets, das oft schon zwei Monate und selten erst wenige Tage vor der Fahrt möglich ist. Man kann telefonisch, online, per WeChat oder direkt am Bahnhof buchen.

Wer Chinesisch lesen und schreiben kann oder es geschickt versteht, ein Übersetzungsprogramm zu nutzen, kann auch die offizielle Webseite des China Railway Bureau, 12306.cn nutzen oder die Seite huochepiao.com. Über Chinahighlights.de und ctrip.com geht es auch. Online oder telefonisch gibt es aber nur einen Buchungscode, die Tickets muss man an den Bahnhöfen abholen.

Die chinesische Bahn ist sehr kulant. Das Umbuchen von Tickets ist unentgeltlich. Ein Ticket wird bis wenige Tage vor der Abfahrt vollständig erstattet und sogar bis zu zwei Stunden vor Fahrtbeginn, dann aber nur zu 80 Prozent. Durch kurzfristig stornierende Passagiere kann man manchmal auch in eigentlich ausgebuchten Zügen noch einen Platz ergattern. Wer keine Plätze nebeneinander bekommen hat, kann im Zug mit anderen Fahrgästen tauschen. Chinesen machen das häufiger.

In der Hochsaison empfehlen sich Stehplätze nicht. Außerdem nutzen regelmäßig Schaffner und Verkäufer mit ihrem Wagen den Gang am Fenster, so dass Steh-Reisende ihre Campingstühle immer wieder blitzschnell zusammenklappen müssen.

Ausländer bekommen mit ihrem Buchungscode und Pass den Fahrschein nur am Bahnhofsschalter. Chinesen können mit ihrer ID-Checkkarte direkt an einem Automaten ihr Ticket ziehen. Zuvor müssen aber alle im Eingangsbereich sich und ihr Gepäck überprüfen lassen. China legt großen Wert auf Sicherheit.

Das Mitführen von Getränken ist übrigens erlaubt.

Wegen des Ticketholens, der Kontrollen und Wartezeiten sowie wegen möglicher Orientierungsprobleme empfiehlt es sich, mindestens eine Stunde vor Abfahrt am Bahnhof zu sein.

Auch, wer kein Chinesisch kann, findet den Weg zu seinem Zug. Zur Orientierung reichen Zugnummer und Abfahrtzeit aus, das dazugehörige Gleis sieht man auf den Anzeigetafeln. Und Chinesen sind sehr hilfsbereit.

Auf die jeweiligen Züge wartet man in China nicht auf dem Bahnsteig, sondern in unterschiedlichen Wartebereichen, ähnlich wie auf dem Flughafen. Dort gibt es auch kleine Läden, in denen man noch schnell etwas für die Reise oder ein paar Souvenirs kaufen kann.

Etwa eine Viertelstunde vor der Abfahrt wird dann der Zugang zum Bahnsteig für die Wartenden geöffnet, die schon in Schlangen davor stehen. Nach einer weiteren Fahrkartenkontrolle dürfen die Passagiere auf den Bahnsteig, dies geschieht meistens über eine Treppe.

Am Gleis sucht man seinen Waggon, vor dem dann meist eine nette Schaffnerin das Ticket erneut kontrolliert. In den nicht so schnellen Zügen wird das Ticket gleich oder später im Zug gegen eine spezielle Karte getauscht. Der Rücktausch erfolgt eine Station vor Fahrtende. Beim Verlassen des Endbahnhofs wird das Ticket ein letztes Mal kontrolliert. Pass und Ticket sollten deshalb stets griffbereit sein.

Eine Zugfahrt in China ist ein Erlebnis und man kann sie nutzen, um mit anderen Fahrgästen ins Gespräch zu kommen. Reichen weder die Sprachkenntnisse, noch Hände und Füße, kann man ein Handy-Übersetzungsprogramm nutzen oder über das Essen kommunizieren.

Chinesen lassen sich gerne Selbstgemachtes, Fertignudelsuppen und alle erdenklichen Snacks schmecken: Sonnenblumenkerne, Nüsse, Trockenfrüchte, portionsweise verpackte Hühnerfüße, Tee-Eier, Würstchen und seltener Süßigkeiten wie Schokolade.

Heißes Wasser für Tees und Suppen ist eigentlich immer im Zug verfügbar. Das normale Leitungswasser in den separaten Waschräumen ist jedoch nicht zum Trinken geeignet. Verpflegung gibt es auch im Restaurantwagen, Bordbistro oder von den mobilen Verkäufern, die oft auch lokale Spezialitäten und manchmal sogar Spielzeug anbieten. Als Mülleimer dient ein Tablett auf den Tischen.

Schon während der Fahrt wird der Zug gereinigt. Und so sind auch die Toiletten – in einfachen Zügen Hock-Klos – meist erstaunlich sauber.

Die Zeit vertreiben sich viele Passagiere oft mit Smartphone- und Kartenspielen, Lesen, dem Blick aus dem Fenster oder mehreren Nickerchens. Man kann auch durch den ganzen Zug laufen. Chinesische Züge haben viele Waggons, ich habe einmal 16 gezählt.

Wer nur ganz schnell von A nach B kommen will, nimmt das Flugzeug. Wer aber Land und Leute auf einer richtigen Abenteuerreise kennenlernen will, reist im Bummelzug, zumindest einmal. Reist man über Nacht, kann man sogar eine Hotelübernachtung sparen.

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