Über 20 Millionen Menschen leben in der chinesischen Metropole Beijing. Trotz der Nachfrage der riesigen Zahl von Menschen in der Megastadt, die erst tief in der Nacht Feierabend machen und nach einer guten Mahlzeit oder Vergnügungsmöglichkeiten suchen, bietet das Nachtleben in Beijing aber nur ein geringes Angebot. Im Juli hat die Beijinger Regierung nun neue Maßnahmen angekündigt, um die Nachtwirtschaft der chinesischen Hauptstadt anzukurbeln. Nun zeigen sich erste Erfolge.
Sanlitun, ein kleines Viertel im Beijinger Stadtbezirk Chaoyang, ist schon längst für sein reges Nachtleben bekannt. Zahlreiche Restaurants, Bars und Clubs, die besonders gerne von jungen Menschen frequentiert werden, sind dort bis tief in die Nacht und den frühen Morgen geöffnet.
„In diesem Sommer ist das Nachtleben in Sanlitun noch turbulenter als früher", erzählt Xiaoqing, die sich oft nachts in Sanlitun mit ihren Freudinnen trifft. „Immer mehr Geschäfte öffnen Bereiche unter freiem Himmel, die ganz gemütlich eingerichtet sind. Ihre Geschäftsszeiten sind auch länger geworden als vorher."
Die derzeitigen Veränderungen in Sanlitun und auch an vielen anderen Orten Beijings sind auf den von der Regierung im Juli veröffentlichten Plan zur Förderung der Nachtwirtschaft zurüfkzuführen. Diesem zufolge sollen bis 2021 mehrere Geschäftsviertel zu „Wahrzeichen des Beijinger Nachtlebens" gemacht werden. Konkrekte Maßnahmen wie die Verlängerung der Betriebszeiten von öffentlichen Verkehrsmitteln oder höhere Subventionen für den Umbau von Geschäften sollen dazu beitragen.
Die Organisation unterschiedlicher Veranstaltungen zur Belebung der Nachtwirtschaft gehört ebenfalls zum Plan der lokalen Regierung. Vor einer Woche hat die Beijinger Regierung beispielsweise zusammen mit der Online-Einkaufsplattform „Meituan" die Veranstaltung „Nächtliche Speisesäle" gestartet. Mehr als 1.000 Gastronomie-Betriebe nehmen daran teil und verlängern ihre Öffnungszeiten allmählich bis zwei Uhr morgens oder sogar auf 24 Stunden am Tag. Für das Geschäftsviertel Huaxi-Live haben die längeren Öffnungszeiten direkt zu einem Umsatzanstieg um durchschnittlich 30 Prozent geführt.
Während die „Nächtlichen Speisesäle" die knurrenden Mägen der Beijinger füllen, bieten auch immer mehr Kulturstätten nächtliche Aktivitäten. In unterschiedlichen Stadtteilen sind zahlreiche 24-Stunden-Buchhandlungen aus dem Boden geschossen. Auch Museen, Theater und Kunsthallen verlängern ihre Öffnungszeiten. Aufführungsorte mit weniger als 3.000 Sitzen erhalten von der Regierung direkte Subventionen und können dadurch günstigere Tickets anbieten. In bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Olympia-Park, dem Himmelstempel und dem Sommerpalast sollen in Zukunft ebenfalls Nachttouren organisiert werden.
Auch Tante-Emma-Läden wittern neue Chancen durch den Nachtwirtschaft-Förderungsplan und verlängern ihre Geschäftszeiten. Die Kette „7-Eleven" beispielsweise stärkt derzeit ihre Geschäfte in der Nacht und expandiert in Beijing schnell. Bis Anfang August hat das Unternehmen bereits so viele neue Filialen in Beijing eröffnet, wie im gesamten Jahr 2018.
Text Hu Hao
Gesprochen von Kong Jie