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Ne Zha – Animationserfolg aus China
  2019-08-15 09:01:21  cri

Ein unartiger aber dennoch goldiger Junge, der leider dazu verdammt ist, die Welt zu vernichten. Überzeugend klingt diese Synopse in jedem Fall. Der alte Mythos über den Jungen Ne Zha wurde neu Verfilmt. Das dritte Filmprojekt von Regisseur Yang Yu, der auch als Jiaozi bekannt ist, hat sofort in China eingeschlagen und den Film zum erfolgreichsten chinesischen Animationsfilm auf dem chinesischen Festland gemacht. Die beliebteste chinesische Filmplattform Maoyan gibt dem Film eine Bewertung von 9.7, da kommt nur wenig ran.

Die Geschichte von Ne Zha ist ein alter Mythos. Er findet sich in chinesischen und indischen Erzählungen, im Daoismus und im Buddhismus wieder. Die Figur des Ne Zha tritt in vielen Klassikern der chinesischen Literatur auf, unter anderem in der „Reise nach Westen" und in der „Investitur der Götter". Die Darstellung von Ne Zha ist dabei immer sehr schwankend. Doch die Figur ist äußert beliebt. Bereits seit den späten 1970er Jahren gibt es verschiedene Cartoon-Verfilmungen des Materials.

Im neuen Film trägt sich die Geschichte folgendermaßen zu: Im Himmel da braut sich etwas zusammen. Gespeist aus den Kräften von Himmel und Erde ist eine Perle voller Energie entstanden. Der Urvater im Himmel Yuanshi Tianzun, die oberste Gottheit im Daoismus, spaltet sie in zwei Perlen. Eine davon wird eine vollständige Seele reinkarnieren und die andere einen Dämonen. Die gute Seele ist dazu bestimmt, König Zhou bei der Gründung einer neuen Dynastie zu helfen. Der Dämon hingegen ist dazu bestimmt, die Menschheit in ihr Verderben zu stürzen. Ne Zha wird geboren und soll eigentlich die gute Seele sein, bestimmt dazu die Welt zu retten. Leider wurden die Perlen vertauscht und er muss feststellen, dass er zu einem Schicksal als Dämon verflucht ist. Seine Kindheit ist nicht wirklich einfach. Im Dorf glauben alle, dass aus dem unartigen aber gutherzigen Jungen eines Tages eine Bedrohung für die öffentliche Ordnung wird. Keine guten Voraussetzungen für eine angenehme Kindheit. Konfrontiert mit Missverständnissen, Ächtung durch die anderen Dorfbewohner und dem festgeschriebenen Schicksal, die Welt eines Tages zu zerstören, steht er vor der Frage: der große Zerstörer zu werden oder sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.

Das Besondere an dieser Verfilmung ist die Darstellung von Ne Zha. Dunkle Augenringe und ein diabolisches Lächeln mögen einige Kinogänger überrascht haben, da sie Ne Zha aus früheren Verfilmungen noch als strahlenden Helden in Erinnerung haben. Doch Regisseur Jiaozi wollte einen neuen Weg einschlagen. Die Geschichte von Ne Zha handelt für ihn von dem Kampf gegen Vorurteile und davon, sein eigenes Schicksal zu bestimmen. Der Junge wird nun eben als Dämon geboren, der von seiner Umwelt isoliert ist, darum sollte sich dieses Thema des Films auch in der Darstellung niederschlagen. Regisseur Jiaozi sieht diese Darstellung auch als Herausforderung für die Kinogänger an, sich mit ihren Vorurteilen auseinanderzusetzen.

Ein bisschen biographisch ist dieser Ansatz auch. Jiaozi, der nicht nur Regie führte, sondern auch am Drehbuch beteiligt war, hat einen ähnlichen Lebensweg eingeschlagen. Er studierte Medizin, doch sein Traum war es, Animationsfilme zu drehen. Er brach sein Studium ab, ging das Risiko ein und sperrte sich für dreieinhalb Jahre in seinem Kinderzimmer ein, um einen Animationsfilm zu produzieren. Jiazo verglich dieses Leben mit jenem auf einer Raumstation. Die Möglichkeiten waren eingeschränkt und er lebte von der schmalen Rente seiner Mutter. Doch der Erfolg seines ersten Kurzfilms trug Früchte und er war in der Lage, ein Studio zu gründen.

Mit einem kumulativen Umsatz von 3.533 Milliarden ist der Film nach fast drei Wochen zum erfolgreichsten chinesischen Animationsfilm auf dem chinesischen Festland geworden und löste damit den bisherigen Spitzenreiter „Monkey King: Hero is Back" ab.

In den deutschen Kinos ist „Ne Zha" momentan leider nicht anzutreffen. Der Regisseur räumte ein, bei der Produktion primär an den chinesischen Markt gedacht zu haben. Doch mit steigendem Interesse aus dem Ausland ist eine internationale Version mit englischem Untertitel nicht ausgeschlossen. Jiaozi erklärte, dass der Film zwar den Fokus auf das einstige China und seine Legenden legt, doch die Charaktere seien universell zugänglich und ihre Motivationen könne jeder nachvollzieren.

Text: Maik Rudolph

Bild: mtime.com

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