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Foto von CGTN
Liu Xianping besitzt eine Reparaturwerkstatt für Uhren in Beijing. Seit 37 Jahren repariert sie Uhren. Sie ist die dritte Generation von Uhrmachern in der Familie.
Häufige Krankheiten in jungen Jahren zwangen Liu daheim rumzusitzen. Das war für sie äußert deprimierend. Um ihr aus dem Unglück und der Langweile zu helfen, lehrte Lius Vater ihr im Alter von 19 Jahren das Uhrmacherhandwerk. Doch bevor es mit der Technik losgehen konnte, musste Liu erst die richtige Mentalität entwickeln.
„Man muss Liebe für die Sache entwickeln und zugleich ein ehrliches Herz haben, um Uhren zu reparieren. Auch wenn es manchmal schwierig ist, gibt man trotzdem immer sein Bestes. Die Uhrmacherei bringt einem weder Ruhm noch Wohlstand. Man muss mit dieser Tatsache seinen Frieden machen."
Bei der Lehrausbildung hat Liu Xianping ihre Liebe für dieses Handwerk entdeckt. Als sie einen Stoßdämpfer in einer sehr alten Uhr erfolgreich verschweißte, meinte ihr Vater, dass sie von dem Handwerk leben könnte, und war sehr stolz auf sie.
Jeder einzelne Schritt ist kompliziert, erzählt Liu. Deshalb müsse man ganz Augen und Ohr sein.
„Es ist am schwierigsten Fehler aufzuspüren. Auch Ölen ist eine anspruchsvolle Arbeit. Bei der Arbeit am offenen Gehäuse muss die Ölkanne sehr vorsichtig eingesetzt werden, damit nicht zu viel Schmiermittel hineintropft. Auch die Interaktion der Zahnräder im Uhrenmotor muss gleichmäßig verlaufen. Bevor das Pendel wiedereingesetzt wird, muss man sicherstellen, dass der Anker ordnungsgemäß angeschlossen ist. Nach der Reparatur wird darauf geachtet, dass der identisch tickenden Ton von allen Seiten gleichermaßen zu hören ist. Erst dann wird sie an den Kunden übergeben. Kein seltsames Geräusch sollte zu hören sein."
Foto von CGTN
Bevor Mobiltelefone populär wurden, war die Werkstatt von Liu Xianping häufig mit Kunden überfüllt. Heutzutage hingegen schaut jeder nur noch auf sein Handy, um die Zeit zu erfahren. Trotzdem will Liu ihr Geschäft weiter betreiben. Denn sie ist der Meinung, dass dieser Beruf erhalten werden sollte. Und für sie ist er mit vielen persönlichen Erinnerungen an die Vergangenheit verbunden.
In den vielen Jahrzehnten ihrer Karriere ist sie einige Male auf Herausforderungen gestoßen.
„Einmal kam eine Frau mit einer Armbanduhr in das Geschäft. Ihr Zifferblatt war deformiert, das Gehäuse hielt nicht mehr und ihre Zeiger waren verbogen. Ich erklärte ihr, die Uhr sei irreparabel und sie solle eine neue kaufen. Als die Frau das hörte, fing sie bitterlich an zu weinen. Sie und ihr Mann waren beide Taxifahrer. Doch ihr Mann ist bei einer seiner Nachtschichten verunglückt und ums Leben gekommen. Die Armbanduhr war alles, was sie noch von ihm hatte. Ihr großer Wunsch war es, die Uhr wieder ticken zu hören. Ich habe es geschafft, die Uhr zu reparieren, aber sie konnte nur noch im gekippten Zustand ticken. Als die Frau ihre Uhr abholte, hielt sie sie so fest, als ob sie ein Baby in den Armen halten würde. Seitdem weise ich keine Kunden mehr ab, egal wie lange die Reparatur dauert."
Seit nun fast 40 Jahren hält Liu Xianping am Motto ihres Vaters fest: „ausführliche Reparatur, minimale Änderung". Einige ihrer Wartungsarbeiten sind sogar kostenlos. Für Liu ist nichts wertvoller als die Geschichten hinter den Uhren, die sie repariert hat.