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Es ist vier Uhr am frühen Morgen. Während wir uns noch im Schlummerland befinden, fangen einige schon an zu arbeiten. Manche entsorgen den Abfall, um die Stadt sauber zu halten. Manche halten die U-Bahn instand, um einen reibungslosen Verkehr zu gewährleisten. Manche rollen Teig aus Mehl, um das Frühstück zuzubereiten. Hut ab für die Arbeiter, die frühmorgens schon ihr Werk verrichten.
Wang Kai ist U-Bahn-Fahrer der Linie 2 in Beijing. Er ist um 4:30 Uhr schon mit der ersten Testfahrt fertig. Jeden Tag befährt er acht Mal die kreisförmige Linie 2, legt 24 Kilometer pro Umrundung hinter sich und absolviert 144 Brems- und Startmanöver. Kein einziger Fehler ist erlaubt. Der Beruf eines Lokführers ist nicht einfach. Wang Kai erzählt:
„Man muss den Monitor, das Signalsystem, das Barometer, den Tachometer, die Ausweichstellen, den Zustand der Wagen usw. immer im Auge behalten, um flexibel mit dem Unerwarteten umgehen zu können. Man muss einen guten Sinn für die Zeit besitzen. Zwischen zwei Stationen darf die Zeit nur maximal ±59 Sekunden abweichen, weil der Zug alle zwei Minuten ankommt. Wenn ich Freunde am U-Bahnsteig treffe, dann fragen sie mich „warum sprichst Du mich nicht an?" Für mich zählen nur die Fahrgäste, darum habe ich gar keine Zeit für einen kleinen Plausch."
Wang Xiuyun ist Bäckerin der bekannten traditionellen chinesischen Imbiss-Kette „Hu Guo Si" in Beijing. Um halb vier muss sie ins Restaurant, damit sie schon vor halb sechs mit dem Verkauf von Baozi und Huajuan beginnen kann.
Sie erklärt:
„Alle zwei Sekunden muss ich eine Backware fertiggestellt haben. Ansonsten sind sie schnell ausverkauft. Im Verlauf eines Arbeitstages backe ich 2000 Stück. Ich finde, man sollte bei keinem der Arbeisschritte sparen. Ansonsten mindert das die Qualität der gefüllten Dampfteigtaschen. Die Gäste sind daran gewöhnt, pünktlich bei mir zu erscheinen. Deswegen muss man schnell etwas anbieten. Ich freue mich sehr, wenn ich in der Küche sehe, dass die Baozi sehr gefragt sind."
Wang Jinbiao ist Fahrer für die Müllabfuhr. Er hat vier bis fünf Fahrten am Tag. Mit jeder Fahrt transportiert er 2,5 bis drei Tonnen Abfall.
„Am Anfang ging das einfach gar nicht klar! Mir wurde übel, als ich zusammen mit dem Meister zum ersten Mal den Mülleimerdeckel öffnete und hineinschaute. Der Meister sagte: „Halte dir die Nase nicht zu! Du wirst später sowieso noch überall schmutzig werden. Das ist dein Job und du musst dich einarbeiten." Nach all den Jahren ist das natürlich kein Problem mehr. Für mich stinkt es nicht mehr. Aber ich reagiere noch immer sensibel auf strenge Gerüche, besonders zur Mittagszeit, wenn wir arbeiten und die anderen zu Hause das Essen zubereiten. Ich werde immer älter. Aber ich bin mit vollem Eifer bei der Sache und kümmere mich um die jungen Kollegen."
Wenn man frühmorgens auf die saubere Straße geht, die Menschen in der U-Bahn sieht und ein warmes, wohlschmeckendes Frühstück bekommt, spürt man ganz deutlich, dass die Arbeiter am frühen Morgen nicht einsam sind. Ich wünsche allen einen entspannten und gelassenen Arbeitsalltag und einen fröhlichen Feiertag!
Text von Wu Shiyun
Gesprochen von Xi Jing